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Mittwoch, 30. Juni 2010

Vom Leben in Oz

















Hm… Ja… Was ist eigentlich letzte Woche so alles passiert?! Hier mal eine fast stichpunktartige Aufzählung bevor ich zu den tollen Wochenenderlebnissen komme:

Lutz hatte wie schon seit Wochen eine Menge Arbeit und musste Donnerstag auch noch mal eben nach Brisbane. Morgens hin, abends zurück. Aber dank Flieger ist das dann zeitlich ja fast so, als würde man mit dem Auto irgendwohin anderthalb Stunden fahren.
Ich selber hab wieder der Hausarbeit und den Bewerbungen gefrönt. Dabei ist dann ein Vorstellungsgespräch herausgekommen, was ich kommenden Montag haben werde. Ich bin ja mal gespannt!!
Dann ist Australien zwar siegreich vom “Fussballplatz“ gegangen, aus der WM ist man trotzdem raus. Aber da Australier ja Sportsleute sind, gönnen sie jetzt den Deutschen das Weiterkommen, wenn nicht sogar den Sieg. Aber soweit sind wir ja noch nicht.
Alles neu macht hier nicht der Mai, sondern der Monat danach: Juni. Australien hat einen neuen Premierminister. Oder besser gesagt, eine Premierministerin: Julia Gillard. Aufgrund der Art, wie sie Kevin Rudd „beseitigt“ hat, wird sie inzwischen auch „Gillardtine“ statt Guillotine genannt. Australier machen sich ja weniger was aus Politik als aus einem angenehmen Leben. Und so sind halt solche Wortspielchen und Witze auf Kosten der Beteiligten beliebt. Jetstar, welches die Billigfluglinie von Qantas ist, wirbt schon mit einem Bild von Rudd und der Frage „Brauchen Sie eine Pause?“ und Karikaturisten haben ihren Spass an Frau Gillard, wie es in Deutschland die selben mit Frau Merkel hätten. So gab es eine Karikatur, wo ihre Frisur im Profil gesehen mit einer Badehose verglichen wurde: Ein breiter roter Streifen. Oder halt, wie sie Kevin Rudd im Schwitzkasten hält. Ach ja, der Knaller: Die australischen Männer fordern jetzt einen Männerbeauftragten!!

Ok, mit den Stichpunkten hat es nicht wirklich geklappt… Hier nun der Bericht vom Wochenende:

Samstag sind wir, da wir den Tag in der Stadt verbringen wollten, mit der Bahn bis zur Haltestelle „Townhall“ und von dort aus durch Darling Harbour, wo ja abends und nachts das Fifa Fan Fest stattfindet, zum Fischmarkt. Wir waren zwei Stunden später als sonst da und wissen jetzt, dass wir es sonst gerademal mit der „Vorhut“ der asiatischen Reisetruppen zu tun haben. War das voll…
Vom Fischmarkt ging es dann gemütlich in die Stadt. Eben beim Dymocks rein – ich wollte noch ein Buch über die australische Pflanzenwelt haben – und dann nach schräg gegenüber ins „Apfel-Geschäft“, das iPad mal auf Herz und Nieren und Lungen und sonst so testen. Die hatten da ja genug rumliegen zum Ausprobieren. Ach ja, es ist schon ein nettes Spielzeug. Aber was sollen wir beiden damit, wo wir ja schon mehr als genug Computer haben??
Mit Einkehrschwung ging es dann erstmal zum Kaffeetrinken, bevor wir weiter durch den Hyde Park zur St. Mary´s Kathedrale gingen.
Vor dem Portal der Kathedrale findet das „Alpine Winter Festival“ statt. Eine wirklich sehr nette Idee. Man merkt aber an vielen Ecken, dass Australien sehr weit weg ist von Europa… So gab es dann auch Paella und Poffertjes, die ja eigentlich so gar nichts mit den Alpen zu tun haben.
Es gab auch wieder Glühwein. Und der war richtig gut!!! Das war auch gut so, denn irgendwie musste ich meine Enttäuschung runterspülen. Lutz hatte sich eine Gulaschsuppe besorgt und ich hatte mich beim Rundgang schon sehr auf Weisswürstl gefreut. Und dann kam „es“. Es ist wirklich eine Seuche, dass die Aussies jede Wurst braten/grillen, in ein riesiges Brötchen packen und dann mit ganz viel Zwiebeln und Sauerkraut bedecken. So sah dann auch meine Weisswurst aus. Nä, da müssen wir noch mal schauen, dass wir irgendwo süssen Senf herbekommen. Und dann geht es zu dem Metzger in der Nähe vom Fischmarkt, wo es unter anderem auch frische Weisswurst gibt. Hoffentlich schmeckt die dann!!
Wir hatten uns schon mal irgendwann irgendwo einen fertiggebratenen Hahn mitgenommen, wie man sie in Deutschland an diesen Hähnchenwagen vor Supermärkten bekommt. Bloss in Australien muss da wohl noch eine Füllung rein. Der Geschmack der Füllung zieht dann komplett durch das Fleisch, so dass man die Füllung trotzdem schmeckt, auch wenn man sie gar nicht isst.
Aber zurück zum Alpine Winter Festival. Wir wollten dann gar nicht mehr wissen, wie der Leberkäse aussehen mochte…
Dann hatte man noch eine Schlittschuhbahn aufgebaut. Die war schon was klein. Aber man teilte uns mit, dass sie viermal so gross sei wie letztes Jahr. Och, das muss ja winzig gewesen sein. Es tummelten sich aber eine Menge Leute auf dem Eis. Ja, richtig, es war richtiges Eis!
Ausserdem konnte man noch in einem riesigen „Oz-Ball“ über das Wasser eines Brunnens oder in einem Snowboard-Simulator hin- und herschwingen.
Aber: Da es hier tagsüber zwar zwischen sechzehn und etwas über zwanzig Grad „warm“ ist, abends/nachts aber empfindlichst kalt wird mit sechs, sieben Grad, hat es uns in die „Ski-Hütte“ gezogen. Das war halt die nachgemachte Fassade einer Hütte und dahinter Festzelt. Drinnen gab es natürlich keine Bierzeltgarnituren. Aber ein nettes Büffet, das wesentlich besser aussah, als das, was man uns draussen an Essen vorgesetzt hatte. Beziehungsweise mir. Lutz´s Gulaschsuppe war zwar scharf, schmeckte aber. Dann gab es noch eine „bayrische Band“ und einen Kamin. Der Kamin war für uns der richtige Ort, wo wir unseren Glühwein geniessen konnten.
Und dann spielte die Band auf… Es war die „Euro Band“ aus Brisbane, die vermutlich vor zig Jahrzehnten das letzte Mal in Deutschland war… Zwei ältere Männer und eine alte Frau begannen mit „In München steht ein Hofbräuhaus“. Es fing so harmlos an… Alle bekannten Weisen des Après-Skis wurden geboten, immer wieder von Pausen unterbrochen, die sich nach zwei Lieder immer durch das „Prosit auf die Gemütlichkeit“ ankündigte. Lutz und ich brauchten als waschechte Deutsche nicht lang, die Band in die „1-€-Band“ umzutaufen/degradieren. Den Aussies gefiel es mehr oder weniger. Da wir durch unseren Platz am Kamin relativ nah bei der Band sassen, haben wir mehrfach mitbekommen, dass zum Glück noch Playback lief. Sonst hätten die Lieder mehr Unterbrechungen gehabt. Rita – die Dame vom Trio – an der „big tuba“ machte auch mehr einen auf Schau. Denn irgendwann zwischendurch muss man auch bei der Tuba mal die Finger bewegen. Irgendwann hatten wir kein Lust mehr, weiter unsere Witze über die drei zu machen und haben uns auf den Weg zur Bahn gemacht.
Da war es viel spannender, zuhause noch was Fussball zu gucken. Wir schauen uns ja wegen dieser hier unmöglichen Zeiten die Spiele später über´s Internet aufgenommen an. Da man das Ergebnis ja schon kennt, ist das bei guten Spielen noch immer aufregend. Aber nicht mehr soo schlimm.

Sonntag war wieder Sonnenschein angesagt. Und angenehme Temperaturen – zum Wandern. Optimal. In und um Sydney gibt es über fünfzig Nationalparks, Reservate und ähnliches. Da hätten wir eigentlich die Qual der Wahl gehabt. Da wir aber nicht weit fahren wollten, sind wir in den Lane Cove National Park gefahren. Lane Cove ist auch der Ort, wo Lutz arbeitet, also relativ nah zu uns.
Wir hatten uns eigentlich gedacht, dass wir am Lane Cove River entlang wandern und dann irgendwann auf der anderen Flussseite wieder zurückgehen würden. Wenn das denn so einfach gewesen wäre… Es war schon ein wenig wie Burgholz/Wupperberge – erstmal ging es nur bergauf, weit oberhalb vom Fluss. Der Lane Cove River selber erinnert an den Brisbane River: Eine grün-trübe Brühe, die sich nicht zu bewegen scheint. Also ging es dann die nächsten drei Stunden Berg hoch, Berg runter, über Stock und Stein, unter Felsen durch, durch Bachläufe. Irgendwo lag ein verrostetes Autowrack im Wald, was wir auch nur gesehen haben, weil wir gerade ein Spässchen mit den Bäumen hatten: Dort standen „velvet cinnamon bark apple trees“ (wie gut, dass es Schilder gab!). Da mussten wir doch mal schauen, wie samtig die Rinde der Bäume tatsächlich ist. Es endete darin, dass Lutz „Idefix-like“ sich an einen Baum kuschelte. Na ja, weich war die Rinde nicht. Aber auch nicht so rau wie zum Beispiel Eichenrinde.
Auf dem Hinweg dachten wir noch, dass wir so gut wie alleine unterwegs sind. Auf dem Rückweg wurden wir eines Besseren belehrt. Wahrscheinlich musste man erst mit der Verwandtschaft Mittagessen oder was auch immer. Plötzlich waren doch mehr Leute unterwegs.
Was sehr schön an dem National Park ist, ist, dass es immer mal wieder Picknick-Plätze mit Grill gibt. Bei der ersten Picknicksitzgruppe, die wir auf unserem Weg sahen, sahen wir auch einen Hans (Lachender Hans/Kookaburra). So nah! Hach, welch Rarität! Dachten wir und ich hielt mich am Bilder machen. Denn bis auf dass diese Vögel mit ihrem „Gelächter“ morgensfrüh echt nerven können, sind sie ja schon sehr hübsch. Wir haben noch festgestellt, dass uns das „Gelächter“ tatsächlich nur morgens im Halbschlaf stört. Tagsüber gibt es noch genug Vögel, die lauter sind!
Ja, weiter ging es wieder Richtung Ausgangspunkt/Auto/Parkplatz/Picknick. Denn wir hatten natürlich am Vorabend noch schnell einen Nudelsalat gebastelt, Hähnchenspiesse in der Pfanne gebraten und Sonntag halt ins Auto gepackt.
Auf unserem weiteren Weg sahen wir noch Kormorane, Raben, Kakadus und ein King Parrot-Pärchen im Beerenstrauch. Das hab ich auch nur gesehen, weil ich den Flusslauf fotografieren wollte und neben mir der Hahn sass und Beeren futterte. Wären wir weitergelaufen, hätten wir die nicht gesehen. Wer weiss, was wir so halt nicht auch noch gesehen haben? Bei King Parrots ist das Männchen halb knallrot und halb grün, Hennen sind dagegen „nur“ grün und schlicht „gehalten“. „Seine“ Henne sass am anderen Ende vom Busch und futterte. Die beiden hatten die Ruhe weg, während Lutz und ich unsere Kamera mit den beiden als Motiv weiter testeten.
Dann gab es einen grössen Bereich mit Picknick-Tischen. Neben einem Tisch sassen zwei Lachende Hanse im Gras und warteten, dass sie was abbekamen. Wir hatten ja mal gelesen, dass, wenn man Lachende Hanse im Garten haben will, sie mit Gehacktem anlocken kann. Neeee, dann ist das deren Revier und sobald ein anderer „Hans“ kommt, gibt es dieses Gelächter – egal, zu welcher Tageszeit… Dann lieber Lories! Auf unserer weiteren „Reise“ sahen wir, dass eigentlich fast jeder Picknick-Tisch seinen eigenen Hans hatte…
Am Fluss gibt es noch einen Boots- und Radverleih. Zum Fahrradfahren ist es hier ja viel zu steil, auch wenn uns manch einer eines besseren belehrt. Vielleicht leihen wir uns dort aber mal ein Boot.
Am Auto zurück galt es nur noch, einen Picknick-Tisch zu finden, wo wir noch was Sonne abbekamen. Die verzog sich nämlich schon wieder und unten im Tal, wo wir ja waren, wurde es schon wieder frisch. Wir müssen schon bei unserer Ankunft unter Beobachtung gestanden haben! Wir hatten gerade alle Sachen auf dem Tisch verteilt und angefangen die Dosen mit Nudelsalat und Spiesschen zu öffnen – da sass dann auch schon „unserer“ Hans auf dem Baum nebenan. Aber Hanse scheinen geduldig zu sein und sind auf keinen Fall aufdringlich. Es gab nur einen netten Hinweis von ihm, als er neben Lutz auf den Felsbrocken flog, dass man ihm dort was hinlegen könnte. Zwischendurch kamen noch Enten und Noisy Miners. Die Miners waren der Knaller! Zu sechst kamen die an und wollten sich es auf dem Tisch gemütlich machen und natürlich was von unserem Essen ab haben. Nicht mit uns. Aber einer rückte doch näher an Lutz ran, der gerade an einem Hähnchenspiess knabberte. Irgendwie sind wir das lästige Volk wieder losgeworden. Und ich hatte den Hans ja die ganze Zeit „im Visier“… …der dann und wann auch mal seinen Kopf schräg hielt. Ach ja, den Dackelblick haben nicht nur die Lories drauf. Im Nudelsalat gab es ja „Fleischwurst“ (Berliner) (passenderweise von der Firma Hans!!). Da haben wir dem Hans dann ein Stückchen davon auf den Felsen gelegt, was er sich auch sofort holte. Vermutlich sind die Mägen der Lachenden Hanse auch schon abgehärtet. Wenn die sonst vom Grill gefüttert werden, ist das Fleisch wahrscheinlich gut gewürzt und an der Wurst war nur der Rest Mayo, der nicht abging.
Abends zuhause waren wir dann k.o. vom Tag. Es stand zwar ab Mitternacht die nächste Deutschland-Partie an. Aber wofür gibt es Internet?? Also sind wir müde und zufrieden ins Bettchen gegangen.

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