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Dienstag, 31. August 2010

Von Wahlen, Walen und sonstigem

Endlich wird es in Australien Frühling. Zumindestens strickt die Natur ordentlich dran. Kalendarischer Frühlingsanfang ist ja am 1. September. So wie in es in Deutschland überall goldgelbene Flecken von den Rapsfeldern gibt, gibt es diese Flecken hier von den golden wattles, den Goldakazien. Durch diese Dominanz im Frühling haben sich die Australier bei der Wahl, wie ihr Nationalwappen aussehen soll, wohl gedacht, dass die Akazie im Hintergrund von Känguru und Emu sein sollte. Die Ranken im Wappen sind aber nicht annäherungsweise so schön wie die Wirklichkeit!!
Und überall fängt es an zu duften! Ich bin ja total begeistert, dass es Freesien nicht nur in den Vorgärten gibt, sondern auch auf wilden Wiesen. Meine allerliebste Schnittblume blüht gerade an fast jeder Ecke. Herrlich!
Ja, und nicht nur uns ist aufgefallen, dass es langsam wieder aufwärts geht mit dem Wetter. Auch die Lories freuen sich, dass sie wieder abwechslungsreichere Kost bekommen. Überall werden die Blüten angesteuert und daraus der Nektar getrunken. Das freut die Lories und das freut uns auch, denn nach der täglichen Belagerung der „kleinen Biester“ während des Winters hatten wir schon gezweifelt, ob wir unseren Balkon auch noch mal benutzen dürften. Aber momentan sieht es so aus, als hätten wir Glück!

Glück hatte keiner der Kontrahenten bei der Wahl hier. Das Rennen ging quasi 50 : 50 aus und man verhandelt noch immer mit möglichen Regierungspartnern. Die Australier nehmen es mit Humor. Es gibt inzwischen sogar eine Website www.doesaustraliahaveagovernmentyet.com, worauf halt gebeten wird, man möge doch Bescheid sagen, wenn sich was getan hätte und man davon sprechen könne, dass Australien wieder eine Regierung hätte.

Ach ja, eigentlich wären wir Sonntag ja nach Alice Springs für eine Woche in den Urlaub geflogen. Das mussten wir jetzt aber wegen Job um zwei Wochen verschieben. Wenn es dann tatsächlich stattfinden sollte, ist es ja auch ok.

Eigentlich ist es auch ganz gut so, dass es so kam wie es kam. Lutz´s Brille ist Donnerstag kaputt gegangen und WIR waren jetzt davon ausgegangen, dass das hier so klappt wie letztes Jahr in Oman, als die Brille kaputt war: Brille zum Optiker bringen, sechs Tage warten, Brille abholen. Das klappte damals dort nur nicht, weil wir nur noch fünf Tage dort hatten. In Deutschland war man da genauer und hat erst noch etliche Fragen zu den Augen und den Gläsern gestellt, aber letztendlich das kaputte Glas ersetzt. Und dann passiert das in Australien. Da ist man echt verloren. Oder wie Lutz sagte „Australien ist echt ein Optiker-Entwicklungsland!“.
Es war ja auch wieder langer Donnerstag im Macquarie Centre und dort gibt es fünf Optiker. Bei vier (!!) waren wir! Die ersten beiden konnten nur Gestelle mit Gläsern verkaufen. Der zweite Optiker guckte sich die Sache zwar genauer an, konnte aber doch nicht helfen. Also reine Höflichkeit. Der dritte Optiker konnte sogar die Glasstärke feststellen, sagte Lutz aber, dass er vier Wochen auf die Brille warten müsse. Wenn er Kunststoffgläser haben wollte, ginge das in zwei Wochen. Aber Mineralglas will in Australien keiner mehr haben und deswegen dauert es länger. Lutz will aber Mineralglas haben. Auf unserer Tour durchs Shopping Centre kamen wir dann noch an einem vierten Optiker vorbei. Wir waren ein wenig irritiert vom Kopfgewackel der indischen Optikerin. Aber sie versprach, gegen Angabe der genauen Werte, das Glas in zwei Wochen ersetzt zu haben. Mineralglas. Wunderbar! Werte besorgt und die Brille ist bald wieder fertig. Rechtzeitig zum Urlaub, obwohl im Red Centre wahrscheinlich doch ehr Kontaktlinsenwetter ist…

Samstagmorgen… Ach, der regelmässige Leser weiss, wo wir waren. Anschliessend sind wir zur 167th Annual Penrith District Show gefahren. Auf dem Gelände der Trabrennbahn von Penrith war Kirmes, Reitturnier, Schüler machten auf Bauern und nahmen an Rinderschauen teil, ausserdem gab es ein ziemliche Ferkelei, etliches Federvieh, Alpakas, Schafe, es gab Tanz- und KungFu-Vorführungen, das australische „THW“ (SES) stellte sich vor und es gab einen Holzhackwettbewerb. Komischerweise – im Land der Sicherheit – hatte keiner der Teilnehmer Schuhe mit Stahlkappen an den Füssen. Ne, was soll mit so einer Axt schon grossartig passieren, wenn man den Holzklotz zerhakt, auf dem man gerade steht. Da kann man doch irgendwelche dünnen Turnschuhe anziehen!…
Nachdem wir alles gesehen hatten, was wir sehen wollten, sind wir auf ein Käffchen nach „nebenan“ zur Wasserski-Anlage gefahren. Die Sonne brannte, es war angenehm warm, die Leute fuhren Wakeboard, aber das Wasser hatte erfrischende 15 °C, so dass wir noch was warten, bis wir uns noch mal an die Seilbahn hängen.
Etwas weiter hinter der Anlage liegt der Nepean River, an dessen Ufer wir uns noch was zum Dösen in die Sonne gelegt haben, bevor es wieder nach Hause ging.

Sonntagmorgen kam dann der nächste Kollege von Lutz aus Monheim an. Ralf hat es ja tatsächlich geschafft, hier wieder wegzukommen. Markus hatte Maren, seine Freundin, im Schlepptau, da die beiden genauso wie wir eigentlich Urlaub machen wollten. In Thailand oder so. Australien war nicht geplant. Aber wenn die Arbeit ruft…
Jedenfalls, damit die beiden auch erfolgreich gegen ihren Jetlag ankämpfen konnten, haben wir uns die beiden mittags geschnappt und sind mit der Fähre nach Darling Harbour geschippert. Dort ging es dann mit einem kleinen Umweg zum Anleger, von wo aus das Walbeobachtungsboot mit zwanzig, dreissig Neugierigen starten sollte.
Die Wale sind noch bis November auf Wanderung gen Norden. Wo Menschen teuren Urlaub auf den Whitsundays in der Nähe vom Great Barrier Reef verbringen, treffen sich von Mai an die Wale zum Kalben.
Während der Fahrt aus dem Hafen raus auf´s offene Meer haben wir uns schon gewundert, dass der „Reiseführer“ wesentlich mehr Wert darauf legte, uns zu erklären, wie wir die Kotztüten zu bedienen und zu entsorgen hatten als wie das mit den Rettungswesten geht.
Erstmal hatten auch alle noch Spass wie wir wie auf einer Achterbahn über die Wellen hopsten. Ein Delfin schwamm um das Boot herum, die Albatrosse flogen. Aber dann wurden die ersten beiden Wale gesichtet und der Motor des Bootes fast ausgeschaltet. War das eine Schaukelei! Immer mehr Leute verzogen sich unter Deck. Da dort warme und kalte Getränke angeboten wurden, haben Lutz und ich uns nichts gedacht. Markus und Maren verschwanden auch irgendwann. Aber die waren auch gerade über vierundzwanzig Stunden nach Australien geflogen und noch immer auf den Beinen. Irgendwann hatten Lutz und ich auch Durst und sind nach unten gegangen. Immerhin hatten wir ja auch schon viel Wal gesehen.
Das mit der Wal-Fotografie ist genauso schwierig wie mit der Delfin-Fotografie. Somit gab es schon etliche Bilder von Wasserfontänen und Walrückenflossen. Ja ja, ein schöner Rücken…
Auf dem Weg nach unten kamen wir schon an den ersten vorbei, die sich eine Kotztüte vor den Mund hielten. Wie gut, dass wir eigentlich Lärm machen sollten, um die Wale näher heran zu locken. Das machten einige, so dass man dann nicht hören konnte, wie sich einzelne übergaben. Am schlimmsten war es dann unter Deck. Man sass im Halbkreis und hielt sich die Tüten vor den Mund. Also schnell was zum Trinken greifen und wieder raus. Bei mir hat es dann irgendwann gereicht, wenn nur einer an einen Beutel wollte, wo die Kotztüten (wie heissen die Dinger eigentlich „offiziell“?) drin waren, dass mir aus Sympathie auch übel wurde. Aber mehr zum Glück auch nicht.
Eigentlich wären wir alle gerne schon nach zwei Stunden wieder zurück gefahren. Aber wir hatten vier Stunden gebucht und so fuhren wir noch Richtung Manly, da man dort auch einen Buckelwal gesichtet hatte. Der war auch sehr freundlich, kam sehr nah ans Boot und hielt uns sein Nase entgegen. Da Wale aber auch die Angewohnheit haben, unter Boote/Schiffe zu tauchen und sie aus dem Wasser zu heben oder - wie es australischen Seglern gerade erst passiert war - dass sich ein Wal quer auf´s Boot gelegt hatte, hielt der Kapitän es für ratsamer sich von diesem zutraulichen Burschen zu entfernen. Wie praktisch, dass es sowieso an der Zeit war, in den Hafen zurückzukehren!
Am Circular Quay angekommen, haben wir Markus und Maren noch ein wenig von The Rocks gezeigt, bevor wir alle müde mit der Fähre auf die andere Uferseite geschippert sind.

Mittwoch, 25. August 2010

Opernhaus und Sauerbraten


Es gibt mal so gut wie nichts von der letzten Woche zu erzählen. Unter der Woche war es so wie immer. Ok, seit dem wir aus den Bergen zurück sind, ist es in Sydney so warm, dass wir die Heizung im Wohnzimmer nur noch selten brauchen und den Heizer aus dem Badezimmer haben wir sogar schon eingemottet. Aber was gab es sonst?...

Samstag morgen ging es wieder zum Fischmarkt. Und Lutz´s Kollege Ralf war noch immer hier und kam mit dem Fahrrad dorthin geradelt. Es war schon ziemlich windig. Uns hat es weniger gestört als andere und so hatten wir dann so gut wie die freie Tischwahl draussen am Wasser.
Es war ja auch endlich Wahltag. Und wie gut, dass der Australier von Natur aus das Schlangestehen gewohnt und ein ruhiger, geduldiger Vertreter der menschlichen Rasse ist. Waren das Schlagen vor den Wahllokalen!!
Den Nachmittag bekamen wir auch noch rum und gegen sechs waren Lutz und ich ja schon wieder mit Dean und Leanne verabredet. In einem Restaurant in der Nähe vom Opernhaus, da wir ja Karten für eine Tanzvorführung hatten.
Nach einem schnellen Essen – es blieb trotz guter Planung nur Zeit für einen Hauptgang und Kaffee danach – ging es dann „rüber“ zum Opernhaus. Dort war schon einiges los. Klar, pro Abend laufen dort ja etliche Vorführungen unterschiedlichster Art. An einem Samstagabend finden sich dann wohl noch mehr Leute als generell ein. Unsere Vorführung fing verspätet an, was vielen Aussies gelegen zu kommen schien. So konnten sie noch ein wenig die Wahl auf den vor den Sälen hängenden Fernsehmonitoren verfolgen.
Die Vorführung selber war schön. Fanden zumindestens Leanne und ich, da wir uns der Sache einfach hingegeben haben, während Dean und Lutz den tieferen Sinn des Gesehenen suchten. Wir Mädels haben das auch nur bedingt verstanden. Es ging, da es eine Aborigine-Tanztruppe war, um Aborinine-Themen. Da haben wir ja nicht so richtig Ahnung von. Aber es gab Leute, die mit einem entzückten Blick „amazing“ (fantastisch) sagend in die Pause gingen.

Sonntagmorgen sind wir tatsächlich mal wieder gelaufen. Ach ne, Freitag waren wir ja auch unterwegs gewesen. Wie auch immer… Nach unserem ausgiebigen Frühstück sind erstmal nach gegenüber in den Park gegangen, die Sonne geniessen. Mit dem immer mehr Leute ihr Mittagessen beendet zu haben schienen, wurde es im Park immer voller, so dass wir uns auf den Weg nach Top Ryde gemacht haben. Dort ist vor kurzem ein neues Einkaufszentrum eröffnet worden, was wir uns mal anschauen wollten.
Schön war´s. Es gab Kaffee und Kuchen und einen Feinkostladen, wo wir endlich unsere fehlenden Zutaten für unseren Sauerbraten gefunden haben. Beziehungsweise für den nächsten Sauerbraten, da wir bei dem ersten ja ein wenig improvisieren mussten. Das hat dem Geschmack aber keinen Abbruch getan! Abends war es endlich so weit: Unser erster rheinisch-australischer Sauerbraten kam auf den Tisch. Läcker!!

Zu der Wahl bleibt noch zu sagen: Das Thema ist leider noch nicht durch. Eine Zeitung titelte „Eine geteilte Nation“, weil beide Hauptparteien in etwa gleich viele Punkte (Sitze) bekommen haben. Jetzt gibt es halt ein Gerangel, wer mit wem regieren darf und so manch ein Minister fordert Neuwahlen. Oh nein! Entscheidet euch lieber!!!!

Mittwoch, 18. August 2010

Von den Blauen Bergen kommen wir…

…gerade zurück. Mit Matthias hatten wir zwar auch einen bebrillten Lehrer dabei, aber lassen wir das…

Lutz und ich können uns beglückwünschen, in so einer tollen Gegend zu wohnen! Ja! Den Leuten in Wollstonecraft geht es so gut, dass sie sich öffentlich im örtlichen Käseblättchen über die Bahn, die schon länger durch Wollstonecraft geht, als die Leute überhaupt auf der Welt sind, aufregen können. Und eine Japanerin hat das uns bisher einzige bekannte Hunderestaurant am Bahnhof Wollstonecraft eröffnet. Nein, es ist wirklich keine Chinesin und es gibt dort auch keinen Hund im Topf. Ehr ist es so, dass Waldi dort mal endlich lecker essen gehen kann – und darf sogar Herrchen und/oder Frauchen mitbringen. Klar, die sind ja dazu verdammt, des Fiffi´s Portemonnaie zu tragen. Sachen gibt´s…

Der Wahlkampf hier nervt langsam immer mehr. Sowohl Julia Gillard als auch Toni Abbot sind inzwischen bei Nova aufgetreten. Das ist so als wäre Frau Merkel bei 1Live auf Wählerfang.
Die Wahlwerbespots im TV sind ganz anders als man sie aus Deutschland kennt: Kein Politiker sagt, wofür er steht. Das einzige, was man erfährt ist, wie schlecht der Gegner ist und dass man den besser nicht wählen soll. Ah ja…

Inzwischen gab es im Briefkasten auch ein Blättchen, das die Wahl im Vollen und Ganzen erklärt: Wann man wo wählen kann und halt auch wie. Das ist sehr interessant. Hier macht man seine eigene „Hitparade“. Die Partei, die einem am Besten gefällt, bekommt die 1 und die anderen halt in aufsteigender Nummerierung die entsprechenden Zahlen bis zur schlechtesten. Das Beispiel zeigt zehn, es soll aber auch Wahlzettel mit mehr Auswahl geben. Dann lassen wir uns mal überraschen!!
Lutz und ich fanden es seltsam bis sowas wie „gemein“, dass man dieses Blättchen bei Bedarf auch in diversen anderen Sprachen erhalten kann. Unter anderem in den diversen chinesischen Dialekte, Khmer (!), sämtliche Sprachen des Balkans, Spanisch, Portugiesisch, Polnisch und Russisch und noch einige andere. Den Deutschen wird es offensichtlich zugetraut, dass sie das Blättchen verstehen. Herzlichen Glückwunsch!
Und in Australien gibt es das, was sich jeder deutsche Politiker wünschen würde: Die Wahlpflicht.

Aber: Die Wahl in Australien nur am Rande. Nun endlich der Bericht zu unserer Tour in die Blue Mountains.
Erstmal haben wir alle ja noch die Woche in Sydney verbracht. Lutz und ich „wie immer“ und Peter, Sophie und Matthias dann auch mit Ingrid und Felix, die montags nachkamen, mit Sightseeing. Ja, und Peter musste noch eben beruflich nach Melbourne und wegen eines Tornados an der Grenze Victoria/Newsouthwales hätte er uns beinahe in die Berge hinterher reisen können. Aber er hat es geschafft, den letzten Flieger aus Melbourne raus zu bekommen, bevor der Flugverkehr zwischen Melbourne und Sydney erstmal zum Erliegen kam.
Um neun Uhr ab Hotel in Kirribilli ging es los. Lutz und ich waren ja Ende Mai das letzte Mal in den Blue Mountains gewesen. Wir konnten uns noch sehr genau erinnern, dass es dort etliche Grad kälter als in Sydney gewesen war – ok, bei tausend Metern Höhenunterschied. Aber dass es dort auch unendlich viele Baustellen entlang des Great Western Highway gab, war neu.
Mit der Kälte hatten wir auch richtig eingeschätzt und schön warme Sachen eingepackt. Einzig für die Köpfe hatten wir nur Baseball Caps mitgenommen. Aber wie gut, dass wir erstmal zum Echo Point bei den Three Sisters gefahren sind. Dort in der Touri-Info gibt es ja auch alles zu kaufen, was das Touri-Herz höher schlagen lässt: Nippes, Krimskram, natürlich alles auf mindestens australisch, wenn nicht sogar aborigine gestylt. Und praktischerweise – die scheinen ihr Wetter zu kennen – gab es auch Mützen. Unsere Rettung!
Und nachdem wir unsere Mützen hatten und Ingrid noch die allerletzten Infos von der guten Frau in der Info bekommen hatte, fing die Zeit an, die wir meistens mit Wanderungen durch den Blue Mountains National Park verbracht haben.
Die Vegetation in den Bergen vertrat so ziemlich alles und das meiste in Blüte, was so in Australien wächst: Banksien in allen Formen und Farben (=> auch Grevilleen, Dryandra, Hakea und Mountain Devil), Eukalyptus, Bottlebrush, Akazien noch und nöcher, alles mögliche, was unter Heidekraut läuft, so wie auf Fraser Island gab es auch hier Sonnentau, (Baum)Farne, die Black Boys genannten Grasstrees, Flechten und Moose, Myrten unterschiedlichster Art (eine davon ist der Teatree) und auch immer wieder nett: Boronia.
Die Berge mit ihren Sandsteinformationen haben natürlich ihren ganz eigenen Reiz. Den eigentlichen Reiz aber macht dieser blaue Stich aus, den man bei gutem Wetter über den Bergen „liegen“ sieht und der allerallerhöchstwahrscheinlich namengebend für die Gegend war. …vermute ich mal so…
Netterweise haben die Aussies alle Steigungen auf Wanderwegen in den Blue Mountains mit Treppen versehen. Es geht selten geradeaus. Meistens runter oder halt wieder hoch. Das ist für Leute, die parken, ein „paar Meter“ zum nächsten Aussichtspunkt wandern und dann zurück zum Auto laufen, bestimmt toll. Aber für uns… die stundenlang sich von Wasserfall zu Wasserfall und von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt „durchgearbeitet“ haben, war das irgendwann nicht mehr toll. Ok, ein optimales Krafttraining für Lutz´s und meine Beine war es irgendwie schon – da muss das Bergauf- und Bergablaufen in North Sydney doch direkt besser klappen!! Aber ansonsten taten einem irgendwann die Beine und Knie ordentlichst weh! Wie schön, dass Ingrid bei ihrer Tourplanung auch immer darauf geachtet hat, dass man quasi am Wendepunkt irgendwo einkehren konnte. Passenderweise für das „Land der Wasserfälle“, was die Blue Mountains auch sind, gab es in der Conservation Hut dann Cascade Bier. Aber wir waren mehr auf Kaffee und Kuchen aus.
Am ersten und somit Ankunftstag haben wir uns alles, was es auf den Wanderwegen um Blackheath gab, angeschaut: Tolle Aussichten über die Berge, tolle Vegetation, tolle Wasserfälle und und und. Der Pulpit Lookout war dort schon sehr spektakulär: Über eine Treppe konnte man auf eine fast freistehenden Felsturm hinabsteigen. Dank des Geländers haben wir uns auch alle darauf gewagt. So stürmisch wie es war, wäre es ohne dem Geländer nicht gegangen.
Während unserer Wanderung bekam ich eine SMS von Ann, der Vermieterin der Hütte, die wir gebucht hatten, dass sie in Sydney aufgehalten worden sei und somit es nicht schaffen würde, uns das Feuer in der Hütte anzuzünden. Oooch, wir waren zuversichtlich, das zu schaffen.
Tja, bloss ist australisches Holz einiges härter als europäisches und lässt sich, auch wenn es dann schön lange brennt, erstmal recht schlecht anzünden. Aber irgendwann haben wir es geschafft. Das mussten wir auch, weil es ausser in einem Schlafraum sonst keine Heizung gab. Und draussen waren doch tagsüber gerademal zehn und nachts wesentlich weniger Grad Celsius. Um nachts hätten wir uns wahrscheinlich keine Sorgen machen müssen. Überall lagen Wärmflaschen und Decken rum.
Morgensfrüh konnten wir dann, während wir selber drinnen im Warmen frühstückten, den Crimson Rosellas, King Parrots und einer Taube zuschauen, wie sie sich aus einem Blumentopfuntersetzer das Vogelfutter holten. Ansonsten gab es ja in dem winterlichen Wald, wo das Cottage stand, nicht viel zu sehen.
Glücklicherweise hatten wir bis auf den Wind auch schönes Wetter. Es gibt in den Blue Mountains so wenig Alternativen bei schlechtem Wetter. Einen Tag würde man wohl noch überstehen, aber mehr…
So haben wir uns dann Freitag auf unsere erste längere Wanderung begeben. Dafür mussten wir auch nicht so weit fahren. Es ging rund um die Wentworth Falls, die namengebenden Wasserfälle für den Ort, wo wir wohnten.
Genauso wie den Tag vorher und den Tag danach rund um die Katoomba Falls ging es wieder von Wasserfall zu Wasserfall und von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Den erfolgreichen Wandertag krönten Peter und Lutz erstmal mit einem Bier vor der Hütte, bevor Lutz versuchte unsere Steaks draussen auf dem Grill zu grillen. Peter war das zu langsam und da der Ofen gerade alles gab, landete sein Steak kurzerhand auf dem Ofen.
Den nächsten Tag ging es wieder Trepp auf, Trepp ab – diesmal um die Katoomba Falls herum. Wir können uns nicht entscheiden, ob das Highlight des Tages war, dass während des Mittagspicknick am Echo Point der „alte Wagga Wagga“, welches in diesem Fall der dort „ansässige“ Aborigine war, uns eine liebliche Melodai auf seinem Didgeridoo hören liess oder dass wir auf den ersten Felsturm konnten, welches die erste der drei Schwestern (Three Sisters) ist oder der Giant Stairway – neunhundert Stufen im Zickzack am Fels entlang nach unten. Man könnte aber auch die Seilbahn nennen, mit der wir am Ende zurück zur Scenic World und somit zu den Autos gefahren sind. War das schön, nicht den ganzen Berg noch hochlaufen zu müssen!!
Den Tag drauf sind Peter & Co. in aller Früh nach Brisbane gefahren. Jawoll, alle drei Erwachsenen und die beiden Kinder sind in einem Auto die tausend Kilometer nach Brisbane gefahren. Respekt, Respekt!!
Lutz und ich haben den Tag gemütlicher angehen lassen, sind noch nach Lithgow, tiefer in die Blue Mountains rein, gefahren, um dort mit der Zig Zag Railway zu fahren. Dort sind Schienen im Zickzack den Berg hinunter angelegt. Man kann mit verschiedenen Zügen fahren. Wir waren mit einem Diesel-/Elektrozug unterwegs. So ging es dann schneller. Hätte man die Dampflok genommen, hätte es länger gedauert, da die Lok je nach Fahrtrichtung in den „Ecken des Zickzacks“ immer umgekoppelt werden musste. Welchen Zug man nimmt, hängt aber davon ab, welcher gerade fährt, wenn man fahren will.
Lustig war, dass der Verein, der die Schienen und Züge betreibt, auch viel für Kinder macht. So gibt es eine Lok, die Thomas, der Lokomotive nachempfunden worden ist. Und es gibt den Wizzard Express, womit Harry Potter Fans, natürlich von Gleis 9 ¾ aus, zu einer Harry Potter Feier gefahren werden.
Ja, das war unsere Woche.

Dienstag, 10. August 2010

Vom Wahnsinn vom Verkehr in Sydney

Diese Woche gibt es wieder einen kurzen Blog-Eintrag. Unter der Woche ist nicht so viel spannendes passiert und am Wochenende für Lutz und mich eigentlich nur bekanntes. Na ja, das wird sich bestimmt bald ändern, da wir ja unseren Trip zum Ayers Rock festgemacht haben. Es wird mit dem Flieger nach Alice Springs gehen und von dort aus mit einem kleinen Wohnmobil zum Ayers Rock und zu den Olgas – eine der vielen unzähligen Steinformationen in Australien. Ausserdem wurde uns gesagt, der Kings Canyon im Watarrka National Park sei sehr sehenswert. Also wird es wohl auch dorthin gehen, wo wir doch gerade in der Nähe sind. Soweit der Plan…

Dann hab ich per Zufall festgestellt, dass hier im Fernsehen tatsächlich eine Pferdesendung läuft!! Horse Talk TV. Eigentlich finde ich die Sendung ganz gut, weil halt Pferdesportarten erklärt werden, Veranstaltungen mit Pferden gezeigt werden, ein Tierarzt erklärt Pferdekrankheiten und wie man sie behandelt beziehungsweise verhindert und und und. Einziger Schönheitsfehler sind diese permanenten Werbeunterbrechungen. Bei einer halben Stunde Programmplatz bleibt nicht mehr viel Sendung über…
Aber so gucken wir dienstags Top Gear, was ja inzwischen auch in Deutschland läuft und mittwochs die Pferde. Das hat was beständiges… ;o)

Freitag ist dann Peter mit Sophie und seinem früheren Klassenkameraden Matthias aus Brisbane gekommen. Eigentlich wollten sie die tausend Kilometer nach Sydney in einem Tag mit dem Auto abreissen. Dann hätten sie unsere absolute Hochachtung gehabt!! Aber die Vernunft hat sie dann doch den Flieger nehmen lassen.
Samstagmorgen waren wir froh, dass Peter noch so eine gute Erinnerung vom Jahreswechsel hatte und unbedingt zum Fischmarkt wollte. So mussten wir nichts mehr sagen, dass man das ja machen könnte.
Aber so einfach war es nicht. Eigentlich war die Absprache, dass die drei in Kirribilli, wo ihr Hotel war, auf dem Ersatzfähranleger an Bord der Fähre nach Darling Harbour gehen und wir beim nächsten Anleger dazu steigen. Durch die Umbauarbeiten am Milsons Point wird jetzt in Kirribilli der Fähranleger Jeffrey Street benutzt. Ja, und dann gibt es ja noch den regulären Kirribilli-Anleger. Peter & Co. hatten sich verlaufen und riefen um kurz vor elf an. Ok, dann kommen wir eben vorbei und holen euch ab. Hm ja, dann konnte man merken, dass Lutz und ich nicht so oft in Kirribilli unterwegs sind… Zuerst haben wir uns verfahren, so dass wir „oben“ auf der Falcon Street wieder auskamen. Und dann sind wir auf der Harbour Bridge gelandet, als wir wieder zurück nach Kirribilli wollten. Das ist hier alles nicht so ganz einfach. Wenn man sich einmal falsch entschieden hat, braucht man mehrere Kilometer, bis man wieder drehen kann. Überall werden die Spuren durch durchgehende Betonschwellen getrennt. So durften wir dann auch noch eine Runde durch Sydney drehen, um auf die andere Seite der Harbour Bridge zu kommen, um endlich nach Kirribilli zu kommen. Irgendwann war alles gut.
Vom Fischmarkt aus ging es dann durch Darling Harbour Richtung Paddy´s Market. Im Tumbalong Park war, was wir nicht wussten, „Festival Indonesia“. Um den Park herum gab es Pavillions mit indonesischen Köstlichkeiten. Bei den Schlagen davor waren wir froh, satt zu sein. Paddy´s Market war für Sophie und für mich erfolgreich – Sophie hat doch so ein batteriebetriebenes Plüschhündchen bekommen und ich meine Topflappen, damit ich mir nicht mehr die Finger am Backofen (trotz Abtrockner oder ähnlichem) verbrenn. Dann ging es George Street entlang bis zum QVB/Queen Victoria Building. In einem Café dort gab es Kaffee und Kuchen, bevor es nach The Rocks weiterging. Dort haben Peter, Matthias und ich noch geübt, Nachtaufnahmen zu machen. Mit der Fähre ging es dann rüber und bei uns gab es ein leckeres Abendessen.

Sonntagvormittag waren Lutz und ich mit Bronja verabredet. Meine Güte, hatten wir die lang nicht mehr gesehen!! In der Zwischenzeit war sie von Castlecrag nach Greenwich, sozusagen in unsere Nähe, gezogen. Da wurde es Zeit, sich ihr neues Zuhause anzuschauen. Stunden später ging es wieder nach Kirribilli. Dort gibt es auch ein Restaurant von dem Thai, wo wir sonst in Waverton hingehen. Das Essen war erwartungsgemäss lecker. Aber das Restaurant ist insgesamt kleiner als das in Waverton und so war es ziemlich „muckelig“ zusammen mit den anderen Gästen. Nach dem Absacker in dem Hotel war der Sonntag auch schon wieder rum.

Ach ja, übrigens ist unser Sauerbraten in Arbeit. In gut zwei Wochen werden wir mal testen, ob wir gut mariniert haben.

Mittwoch, 4. August 2010

Die spinnen, die Lories

Letzte Woche hatten wir im Grossen und Ganzen den ganz normalen Wahnsinn. Natürlich auch nur solange kein Wochenende ist, weil das ist dann ja die Zeit, wo wir „was erleben“. Zumindestens momentan. Denn Donnerstag riefen unsere Freunde aus Brisbane an, dass sie mit ihrem Besuch aus Deutschland in zwei Wochen nach Sydney kommen wollten. Na dann…

Freitag gab es hier schon ein Spektakel der Extraklasse, wovon wohl auch TV-Sender in Deutschland berichteten: Sydney war im Nebel versunken. Oder für uns ehr offensichtlich war eigentlich nur, dass gegen halb acht Uhr morgens North Sydney verschwunden war. Im Umkreis von etwa zweihundert Meter um unseren Balkon herum war eine weisse Wand. Keine halbe Stunde später war wieder alles normal. Damit eine weitere halbe Stunde später es noch nebeliger wurde. Beim zweiten Mal konnte man den Brennan Park, der ja direkt auf der gegenüberliegenden Strassenseite beginnt, nur erahnen. Aber wenigstens war die Sonne geblieben. Kurze Zeit später war alles vorbei und der Tag brachte schönstes Wetter.
Überhaupt war es so mild, dass wir abends nicht mehr die Heizung anmachen mussten und sogar das Schlafzimmerfenster nachts etwas offen lassen konnten. Dafür, dass ein inzwischen Ex-Kollege von mir mal meinte, die letzte Juli- und die erste Augustwoche seien die schlimmsten im australischen Winter… Im Juni war es definitiv schlimmer mit dem Wetter!

Ja, der Samstag bescherte uns wunderschönstes Wetter. Das war den Lories wohl zu Kopfe gestiegen. Als Lutz morgens auf dem Balkon stand, kamen sie angeflogen und motzten ihn offensichtlich sehr empört an, flogen weg, kamen wieder, motzten weiter.
Lutz hat das weiter nicht gestört, so dass wir dann zusammen mit Ralf die Fähre Richtung Fischmarkt nehmen konnten. Dort trafen wir natürlich wieder eine Deutsche. Sie machte für den Fischmarkt eine Umfrage.
Nachdem wir dann frisch gestärkt waren, ging es dann nach Darling Harbour. Dort war die Sydney International Boat Show. Die Boot in Düsseldorf ist ja schon doll. Aber eine Bootsmesse macht noch viel mehr Spass, wenn man die Boote, Jachten, Schiffe in ihrem Element, auf dem Wasser, sieht. Ausserdem konnte man viele der Jachten besichtigen. Dafür musste man kein dickes Portemonnaie haben. Einfach nur an Bord gehen, Schuhe ausziehen, umschauen, fertig. Das war schon nett! Jessica Watson´s Segelboot lag auch mitten unter den Booten. Nebenan konnte man auf das Dampfschiff S. T. Waratah, was Lutz und ich schon am Australia Day und am Anzac Day im Hafen haben rumfahren und vor allem rumtuten gesehen/gehört. Schön war nicht nur, dass man das über hundert Jahre alte Ding besichtigen konnte, sondern man konnte auch die Technik des Dampfers besichtigen und sich erklären lassen. In Erinnerung an unseren tollen Besuch beim Maritime Museum nebenan, haben wir uns das natürlich nicht nehmen lassen.
Da schönes Wetter war und die Hallen drei Stunden länger geöffnet waren als die Aussenfläche, sind wir dann als es dämmerte in den Hallen verschwunden. Das war dann etwa so, was man von der Boot kennt: Ausgestellte Boote, Zubehör, Wasserspielzeug, alles, was man für´s Wasserskifahren oder ähnliches braucht und und und. Eine grosse Leidenschaft der Aussies ist ja auch Angeln. Demnach gab es dann auch ohne Ende Angelzubehör und …eine Angelvorführung… Ein Mann erklärte wie der andere Mann, der auf einem riesigen Aquarium stand, angelte. Aber es ging immer nur um die Vorführung, so dass der Mann den Haken immer aus dem Wasser zog, bevor ein Fisch anbeissen konnte.
Irgendwann hatten wir alles gesehen und sind zur Fähre geschlendert, um dann in Crows Nest beim Mexikaner noch schnell ein Abendessen zu bekommen. Was waren wir müde!!

Sonntag war noch immer tolles Wetter. Das war sogar so gut, dass wir auf dem Balkon gefrühstückt haben. In kurzen Hosen und T-Shirt! Mitten im Winter!! Aber da wir ja einen Südbalkon haben, sassen wir im Schatten, was nicht wirklich schlimm war. Jaa! In Australien bevorzugt man ehr eine gute Aussicht oder Nordbalkone – hier ist halt einiges andersrum als in Deutschland…
Lutz und Ralf mussten noch was für Montag vorbereiten, so dass ich über Mittag meine Ruhe hatte. Zum Kaffeetrinken war Lutz wieder da und wir sind nach Balmoral an den Strand gefahren. Das Wasser ist aber natürlich noch viel zu kalt. Obwohl viele Kinder in Badehosen auf dem Steg des haisicheren Badebereichs rumsprangen, sah man aber keins im Wasser.
Abends haben wir dann noch unseren Sauerbraten eingelegt. Mal sehen, wie der wird. Deutsch kochen ist hier manchmal schon eine Herausforderung, weil man nicht alle Zutaten bekommt und improvisieren muss. Aber bisher haben wir noch alles hinbekommen!!