Wir in Oz auf einer größeren Karte anzeigen

Dienstag, 31. August 2010

Von Wahlen, Walen und sonstigem

Endlich wird es in Australien Frühling. Zumindestens strickt die Natur ordentlich dran. Kalendarischer Frühlingsanfang ist ja am 1. September. So wie in es in Deutschland überall goldgelbene Flecken von den Rapsfeldern gibt, gibt es diese Flecken hier von den golden wattles, den Goldakazien. Durch diese Dominanz im Frühling haben sich die Australier bei der Wahl, wie ihr Nationalwappen aussehen soll, wohl gedacht, dass die Akazie im Hintergrund von Känguru und Emu sein sollte. Die Ranken im Wappen sind aber nicht annäherungsweise so schön wie die Wirklichkeit!!
Und überall fängt es an zu duften! Ich bin ja total begeistert, dass es Freesien nicht nur in den Vorgärten gibt, sondern auch auf wilden Wiesen. Meine allerliebste Schnittblume blüht gerade an fast jeder Ecke. Herrlich!
Ja, und nicht nur uns ist aufgefallen, dass es langsam wieder aufwärts geht mit dem Wetter. Auch die Lories freuen sich, dass sie wieder abwechslungsreichere Kost bekommen. Überall werden die Blüten angesteuert und daraus der Nektar getrunken. Das freut die Lories und das freut uns auch, denn nach der täglichen Belagerung der „kleinen Biester“ während des Winters hatten wir schon gezweifelt, ob wir unseren Balkon auch noch mal benutzen dürften. Aber momentan sieht es so aus, als hätten wir Glück!

Glück hatte keiner der Kontrahenten bei der Wahl hier. Das Rennen ging quasi 50 : 50 aus und man verhandelt noch immer mit möglichen Regierungspartnern. Die Australier nehmen es mit Humor. Es gibt inzwischen sogar eine Website www.doesaustraliahaveagovernmentyet.com, worauf halt gebeten wird, man möge doch Bescheid sagen, wenn sich was getan hätte und man davon sprechen könne, dass Australien wieder eine Regierung hätte.

Ach ja, eigentlich wären wir Sonntag ja nach Alice Springs für eine Woche in den Urlaub geflogen. Das mussten wir jetzt aber wegen Job um zwei Wochen verschieben. Wenn es dann tatsächlich stattfinden sollte, ist es ja auch ok.

Eigentlich ist es auch ganz gut so, dass es so kam wie es kam. Lutz´s Brille ist Donnerstag kaputt gegangen und WIR waren jetzt davon ausgegangen, dass das hier so klappt wie letztes Jahr in Oman, als die Brille kaputt war: Brille zum Optiker bringen, sechs Tage warten, Brille abholen. Das klappte damals dort nur nicht, weil wir nur noch fünf Tage dort hatten. In Deutschland war man da genauer und hat erst noch etliche Fragen zu den Augen und den Gläsern gestellt, aber letztendlich das kaputte Glas ersetzt. Und dann passiert das in Australien. Da ist man echt verloren. Oder wie Lutz sagte „Australien ist echt ein Optiker-Entwicklungsland!“.
Es war ja auch wieder langer Donnerstag im Macquarie Centre und dort gibt es fünf Optiker. Bei vier (!!) waren wir! Die ersten beiden konnten nur Gestelle mit Gläsern verkaufen. Der zweite Optiker guckte sich die Sache zwar genauer an, konnte aber doch nicht helfen. Also reine Höflichkeit. Der dritte Optiker konnte sogar die Glasstärke feststellen, sagte Lutz aber, dass er vier Wochen auf die Brille warten müsse. Wenn er Kunststoffgläser haben wollte, ginge das in zwei Wochen. Aber Mineralglas will in Australien keiner mehr haben und deswegen dauert es länger. Lutz will aber Mineralglas haben. Auf unserer Tour durchs Shopping Centre kamen wir dann noch an einem vierten Optiker vorbei. Wir waren ein wenig irritiert vom Kopfgewackel der indischen Optikerin. Aber sie versprach, gegen Angabe der genauen Werte, das Glas in zwei Wochen ersetzt zu haben. Mineralglas. Wunderbar! Werte besorgt und die Brille ist bald wieder fertig. Rechtzeitig zum Urlaub, obwohl im Red Centre wahrscheinlich doch ehr Kontaktlinsenwetter ist…

Samstagmorgen… Ach, der regelmässige Leser weiss, wo wir waren. Anschliessend sind wir zur 167th Annual Penrith District Show gefahren. Auf dem Gelände der Trabrennbahn von Penrith war Kirmes, Reitturnier, Schüler machten auf Bauern und nahmen an Rinderschauen teil, ausserdem gab es ein ziemliche Ferkelei, etliches Federvieh, Alpakas, Schafe, es gab Tanz- und KungFu-Vorführungen, das australische „THW“ (SES) stellte sich vor und es gab einen Holzhackwettbewerb. Komischerweise – im Land der Sicherheit – hatte keiner der Teilnehmer Schuhe mit Stahlkappen an den Füssen. Ne, was soll mit so einer Axt schon grossartig passieren, wenn man den Holzklotz zerhakt, auf dem man gerade steht. Da kann man doch irgendwelche dünnen Turnschuhe anziehen!…
Nachdem wir alles gesehen hatten, was wir sehen wollten, sind wir auf ein Käffchen nach „nebenan“ zur Wasserski-Anlage gefahren. Die Sonne brannte, es war angenehm warm, die Leute fuhren Wakeboard, aber das Wasser hatte erfrischende 15 °C, so dass wir noch was warten, bis wir uns noch mal an die Seilbahn hängen.
Etwas weiter hinter der Anlage liegt der Nepean River, an dessen Ufer wir uns noch was zum Dösen in die Sonne gelegt haben, bevor es wieder nach Hause ging.

Sonntagmorgen kam dann der nächste Kollege von Lutz aus Monheim an. Ralf hat es ja tatsächlich geschafft, hier wieder wegzukommen. Markus hatte Maren, seine Freundin, im Schlepptau, da die beiden genauso wie wir eigentlich Urlaub machen wollten. In Thailand oder so. Australien war nicht geplant. Aber wenn die Arbeit ruft…
Jedenfalls, damit die beiden auch erfolgreich gegen ihren Jetlag ankämpfen konnten, haben wir uns die beiden mittags geschnappt und sind mit der Fähre nach Darling Harbour geschippert. Dort ging es dann mit einem kleinen Umweg zum Anleger, von wo aus das Walbeobachtungsboot mit zwanzig, dreissig Neugierigen starten sollte.
Die Wale sind noch bis November auf Wanderung gen Norden. Wo Menschen teuren Urlaub auf den Whitsundays in der Nähe vom Great Barrier Reef verbringen, treffen sich von Mai an die Wale zum Kalben.
Während der Fahrt aus dem Hafen raus auf´s offene Meer haben wir uns schon gewundert, dass der „Reiseführer“ wesentlich mehr Wert darauf legte, uns zu erklären, wie wir die Kotztüten zu bedienen und zu entsorgen hatten als wie das mit den Rettungswesten geht.
Erstmal hatten auch alle noch Spass wie wir wie auf einer Achterbahn über die Wellen hopsten. Ein Delfin schwamm um das Boot herum, die Albatrosse flogen. Aber dann wurden die ersten beiden Wale gesichtet und der Motor des Bootes fast ausgeschaltet. War das eine Schaukelei! Immer mehr Leute verzogen sich unter Deck. Da dort warme und kalte Getränke angeboten wurden, haben Lutz und ich uns nichts gedacht. Markus und Maren verschwanden auch irgendwann. Aber die waren auch gerade über vierundzwanzig Stunden nach Australien geflogen und noch immer auf den Beinen. Irgendwann hatten Lutz und ich auch Durst und sind nach unten gegangen. Immerhin hatten wir ja auch schon viel Wal gesehen.
Das mit der Wal-Fotografie ist genauso schwierig wie mit der Delfin-Fotografie. Somit gab es schon etliche Bilder von Wasserfontänen und Walrückenflossen. Ja ja, ein schöner Rücken…
Auf dem Weg nach unten kamen wir schon an den ersten vorbei, die sich eine Kotztüte vor den Mund hielten. Wie gut, dass wir eigentlich Lärm machen sollten, um die Wale näher heran zu locken. Das machten einige, so dass man dann nicht hören konnte, wie sich einzelne übergaben. Am schlimmsten war es dann unter Deck. Man sass im Halbkreis und hielt sich die Tüten vor den Mund. Also schnell was zum Trinken greifen und wieder raus. Bei mir hat es dann irgendwann gereicht, wenn nur einer an einen Beutel wollte, wo die Kotztüten (wie heissen die Dinger eigentlich „offiziell“?) drin waren, dass mir aus Sympathie auch übel wurde. Aber mehr zum Glück auch nicht.
Eigentlich wären wir alle gerne schon nach zwei Stunden wieder zurück gefahren. Aber wir hatten vier Stunden gebucht und so fuhren wir noch Richtung Manly, da man dort auch einen Buckelwal gesichtet hatte. Der war auch sehr freundlich, kam sehr nah ans Boot und hielt uns sein Nase entgegen. Da Wale aber auch die Angewohnheit haben, unter Boote/Schiffe zu tauchen und sie aus dem Wasser zu heben oder - wie es australischen Seglern gerade erst passiert war - dass sich ein Wal quer auf´s Boot gelegt hatte, hielt der Kapitän es für ratsamer sich von diesem zutraulichen Burschen zu entfernen. Wie praktisch, dass es sowieso an der Zeit war, in den Hafen zurückzukehren!
Am Circular Quay angekommen, haben wir Markus und Maren noch ein wenig von The Rocks gezeigt, bevor wir alle müde mit der Fähre auf die andere Uferseite geschippert sind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen