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Dienstag, 8. Februar 2011

Sommer in Oz - heiss, heiss, heiss

da es in Leura keine "Männerparadiese" wie Elektroläden gibt...

Die letzte Woche war es einfach nur noch warm. Also, man nennt es auch Sommer. Ist man ja garnicht mehr gewohnt. Irgendwie liessen sich fünfunddreissig Grad und mehr ganz gut aushalten. Tagsüber. Nachts war es in unserem Schlafzimmer kaum auszuhalten. Man bekam die Wärme einfach nicht raus... Und als wenn es nicht reichen würde, dass man schwitzt, ist die Wärme auch noch mit mehr Arbeit verbunden. So oft wie die letzte Woche hab ich noch nie Bettwäsche und Handtücher gewechselt! Na, und die Kleidung war auch nach kurzem Tragen oft schnell durch. Aber das wichtigste war eigentlich, dass man trinkt und trinkt und trinkt - so liess sich alles gut ertragen.

Lutz war nach dem Urlaub schnell wieder im ganz normalen Wahnsinn: Montag- und Dienstagabend hiess es für ihn noch zu Baustellen ausrücken. Das haben die hier in Australien ganz gut gelöst - statt dass man in den Schulferien auf allen Strassen Baustellen errichtet, macht man das hier zu jeder Jahreszeit; dann aber nachts.

Da Lutz weniger dran interessiert war, bin ich dann Dienstagnachmittag alleine nach Darling Harbour gefahren, um mir im ANMM (Australian National Maritime Museum) die Ausstellung "Planet Shark - Predator or Prey" (Planet Hai - Raubtier oder Beute) anzuschauen. Die Ausstellung war klein, aber man hat schon alle Informationen konzentriert zusammengebracht: Welche Haie es gab und gibt, wie sie leben und wo, warum sie Räuber sind, warum sie Beute sind, wie Taucher sich vor Haien durch entsprechende Kleidung oder Käfige schützen, was man beachten sollte, wenn man in Haigebieten (zum Beispiel eigentlich rund um Australien) im Meer baden geht, dass im Jahr mehr Menschen durch defekte Elektrogeräte oder anderes sterben, als durch Haie, es gab Filme von Leuten, die Haiattacken überlebt haben und wie sie nun weiterleben. Ausserdem werden Haie mit Sensoren versehen, so dass man sie per Satellit verfolgen kann und dadurch mehr über sie erfährt. So fand man heraus, dass ein Hai in neun Monaten sechstausend Kilometer zurückgelegt hatte. Ein anderer schaffte in zehn Monaten sogar zwanzigtausend Kilometer. Und: Das englische Wort für Hai "shark" hat seinen Ursprung wohl im deutschen "Schurk(e)".
Wenn man das alles beachtet,
könnte man dem Hai entkommen
Lutz hatte irgendwo in Sydney zu tun gehabt, so dass er mich auf seinem Heimweg dann am Museum eingesammelt hat.

Für Mittwochabend hab ich dann was für unser Abendessen zusammengestellt und in eine Kühltasche gepackt. Als Lutz dann von der Arbeit kam, ging es nach Clontarf an den Strand. Australien ist verglichen mit Deutschland wohl warm. Aber, wie auf Fidschi, mit Anlauf in die Fluten zu laufen, ging hier nicht. Auf Fidschi war das Wasser angenehm warm wie in einer Badewanne. Wenn Dean immer sagt, dass zwanzig Grad Wassertemperatur hier toll sind... Nääh! Das war in Clontarf echt viel zu kalt! Lutz ist nur bis zu den Waden im Wasser gewesen. Ich bin zwar mal ganz reingehüpft. Ich war aber bestimmt schneller wieder draussen, als ich gebraucht hab, mich überhaupt zu überwinden, da reinzuspringen. Also haben wir am Strand gesessen und unser Abendessen gegessen. Wir waren die ersten an diesem Abend. Mit der Zeit kamen immer mehr Paare mit ihren Picknickkörben und Stühlen oder Decken und setzten sich an den Strand. Familien waren auch da. Die sassen aber an den zahlreichen Picknicktischen.

Donnerstagabend war wie immer: Einkaufen in North Ryde im Macquarie Centre. Diesmal gab es noch nichtmals mehr Äpfel. Und die Weintrauben waren schon fast für die Lories zu schlecht...

Irgendwann im Laufe der Woche hatten wir uns überlegt, am Samstag beim ersten Sun Run von Dee Why nach Manly mitzumachen. Das sind knapp sieben Kilometer und auch wenn wir reichlich aus dem Training sind, Lutz rund einmal die Woche läuft und ich gerademal noch an der Wii mit Maya zappel - das sollten wir doch schaffen.
So hatten wir uns dann angemeldet und Freitag musste ich dann nachmittags in die Stadt, unsere Brustnummern und Zeitchips abholen. Hmpf! War da was los in dem Sportladen!! Ich war gut anderthalb Stunden, bevor man hätte da sein müssen, dort und die Schlange Starter schlöngelte sich durch den ganzen riesigen Laden. Es waren noch so unglaublich viele Kartons mit Startunterlagen da - knapp eine Stunde vor Ende, als ich dann endlich vorne war.
Zuhause hatte ich noch Pflaumenkuchen gemacht. Aber mit australischen Pflaumen ist das schon eine gewisse Herausforderung... Und ein deutsches Rezept mit Päckchenangaben oder zum Beispiel "ein Päckchen Vanillezucker" muss dann auch erstmal "umgestrickt" werden. Backpulver gibt es hier nur in grösseren Dosen. Aber nicht in den Deutschland-üblichen Päckchen. Vanillezucker gibt es garnicht. Da muss man dann auf Flüssigvanille oder Vanille-Essenz zurückgreifen - ohne auch nur halbwegs ein Gefühl für die Dosierung zu haben... Und das nächste Mal werde ich dann wohl mal ehr Hefeteig statt Quark-Öl-Teig machen - Quark gibt es nämlich auch nicht so richtig. Da muss man dann auch eine Alternative finden. Aber alles in allem war der Kuchen doch ok - also, geniessbar. Gut, der Boden ist was dick geworden. Anscheinend sind sechshundert Gramm Mehl in Deutschland weniger als in Australien. Oder sollte ich mich da mit der Backpulverdosierung vertan haben?!
Jedenfalls sassen wir Freitag früher Abend auf unserer Couch und genossen Pflaumenkuchen. Dabei hatten wir wieder unser "Farbfernsehen" in Form von Lories auf dem Balkon "an". Einer war ganz gewitzt und stratzte wie das selbstverständlichste der Welt einfach ins Wohnzimmer rein. Wir waren so fasziniert, dass wir nichts gemacht haben - ausser gucken. Und genauso selbstverständlich wie er rein kam, latschte der Lori auch wieder raus...
Und weil es noch immer schönes Wetter war, haben wir zum Abendessen den Grill angeschmissen. Dann noch kurz auf die Couch, fernsehen und dann ab ins Bett. Die Nacht war ja kurz!!

Samstag sind wir um sagenhafte halb fünf aufgestanden!!! Irgendwie hatte man es geschafft, dass am heissestens Tag des Jahres der Sun Run stattfinden sollte. Vierzig Grad waren vorhergesagt!!! Aber auch in Australien ist es nachts kälter als draussen. Ne, Quatsch! Nachts ist es kälter als tagsüber. Somit startete der Lauf um Viertel vor sieben in der Früh!
Auf dem Weg nach Dee Why staunten wir nicht schlecht - die letzten Nachtschwärmer gingen nach Hause, die ersten Läufer rannten schon rum, in Mosman in einem Strassencafé trafen sich etliche Radfahrer. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass viele bei dem heissen Wetter nachts aktiv waren, was ja garnicht so verkehrt ist. Vorallem, wenn man es mit dem Sport ernster meint.
Gut eine Stunde vor dem Start waren wir dann da. Man hatte ein Verkehrschaos vorhergesagt, das aber ausblieb. Viele Läufer wärmten sich schon auf. Wir haben uns erstmal auf eine Bank an den Strand gesetzt und der Sonne zugeschaut, wie sie langsam sich breitmachte.
Wir hatten ja schonmal bei dem Sieben-Brücken-Lauf uns gewundert, dass die Leute, die an der Strecke wohnten, gar nichts von dem Lauf wussten. So war es dann auch in Dee Why. Ein Mann fragte uns, ob ein "carnival" (= swimming carnival = swimming gala = Schwimmwettbewerb) stattfinden würde. Neee, der Sun Run. Ahh! Er würde uns viel fun (Spass) wünschen.
halb sieben morgens in Dee Why
Man glaubt es kaum, wie viele Leute morgens um halb sieben schon an den Strand gehen!! Und wie viele von denen dann auch noch in die eiskalten Fluten springen!! Aber fast durch die Bank weg guckte JEDER dieser Leute sehr entgeistert, was da am Samstagmorgen in Dee Why los war. Die Leute, die noch in den Federn lagen, waren bestimmt auch total begeistert, als ab kurz nach sechs Lautsprecherdurchsagen gemacht wurden.
Eine Viertelstunde vor dem Start wurden die Läufer aufgerufen, schonmal an den Start zu gehen. Die einen sind direkt los. Die anderen haben sich erstmal bei den Toiletten angestellt.
Pünktlich dann der Start und wir mittendrin. Jaaaa.... Wir hatten ja, da die Pittwater Road, die von Süden nach Norden geht, relativ eben ist, gedacht, dass wir die sieben Kilometer fast nur im Flachen zurücklegen würden. Aber alles kam anders - kurz nach dem Start schon der erste Hügel, wo nur die Ambitioniertesten hochtrabten. Der Rest ging - mal schneller, mal langsamer. Und so war eigentlich der gesamte Lauf: Die Ebenen und Berg runter sind alle gelaufen und Berg hoch die meisten gegangen. Nach vier Kilometern kam dann - nach dem Start - der nächste Trinkstop. Einige Anwohner sassen die Strecke entlang am Strassenrand und guckten sich bei einer Tasse Kaffee oder Tee den Lauf an, ein paar feuerten die Läufer an und einer hielt sogar seinen Gartenschlauch so, dass man durch das Wasser daraus traben konnte.
Es war echt anstrengend. Popelige sieben Kilometer. Aber das Thermometer zeigte auch schon fast dreissig Grad an. So schnaufte man sich gen Manly. Aber als das Ziel in Sicht war, haben sich nochmal alle zusammen gerissen, um halbwegs elegant durchs Ziel zu laufen. Das wäre wohl eigentlich egal. Aber wie säh dann das Zielfoto aus?!?!?! Also: Die letzten Kräfte mobilisieren und elfengleich durch's Ziel getrabt. Um dann dahinter schnell die Medaille in Empfang zu nehmen und zum Trinkstand zu schleichen. Aber jeder war stolz auf sich und seine Leistung.
auf nach Manly
Wir haben schnell unseren Wäschebeutel abgeholt und sind an den Strand. Insgesamt haben wenig Leute ihre Sachen nach Manly bringen lassen. Wir waren aber froh, dass wir unsere Badesachen und vorallem was zum Wechseln dabei hatten!! Andere sind in voller Laufmontour ins Wasser gesprungen. Einige sind in Unterwäsche ins Meer - nur um dann später wieder in die verschwitzten Klamotten zu steigen. Bäääh! Und die Surfer, die morgens normalerweise den Strand und die Wellen für sich alleine haben, hatten nicht immer Verständnis dafür, dass sie sich den Platz um acht Uhr morgens aufeinmal mit einigen Laufteilnehmern teilen sollten. Immerhin waren von den über sechstausend gemeldeten über fünftausend durch's Ziel gelaufen. Nicht jeder davon wird direkt im Anschluss baden gegangen sein. Aber viele...
Dann gab es für die Läufer ja noch einen Bus, der alle wieder nach Dee Why brachte.
Seit Fidschi sind wir am Strand ausgesprochene Schattenlieger. In Manly wollten wir ja sowieso nicht bleiben. Morgens hatten wir aber auch direkt festgestellt, dass der Strand von Dee Why, wo wir dann eigentlich den restlichen Tag verbringen wollten, keinen einzigen Baum hatte. Also sind wir wieder nach Clontarf gefahren. Dort stehen überall Araukarien rum, unter die man sich toll legen kann. Das haben wir dann auch gemacht: Ein wenig Schlaf nachgeholt, mal baden gewesen, dann was von dem vorbereiteten Picknick gegessen. Aber trotz dass wir im Schatten lagen, war es unglaublich warm - der Wind bliess, als hätte jemand einen Fön auf "warm" gestellt.
Am Strand gibt es auch noch ein kleines Restaurant, wo am Samstag wohl eine Hochzeit stattfinden sollte. Als man gegen vier, fünf Uhr anfing, die Stühle an den Strand zu stellen, waren unsere Vorräte aufgefuttert. Zeit, sich auf den Heimweg zu begeben.
Abends hätten wir auch locker zuhause bleiben können. Was waren wir noch immer müde!! Aber weder auf Kochen noch auf Pizza-Taxi hatten wir Lust. Trotzdem sind wir dann nach Crows Nest zu den Marion Bros. gegangen und haben Pizza gegessen. Mit italienischen Ambiente und Musik ist es aber doch was anderes als zuhause.

Da wir langsam die Faxen dicke hatten mit der Hitze, hatten wir für Sonntag beschlossen, zum Abkühlen in die Blue Mountains zu fahren. Leura hatte uns ja auf der Weihnachtsfeiertour Anfang Dezember so gut gefallen. Also haben wir uns nach dem Frühstück auf den Weg gemacht. Bis unter sechshundert Meter Höhe wuchsen überall am Strassenrand weisse Lilien. Das sah richtig toll aus!
Aber selbst in Sydney war es schon kühler geworden. Dort waren es vormittags nur noch zweiunddreissig Grad. Mittags in Leura gab es wunderbare, herrliche zwanzig Grad.
Erstmal sind wir die Hauptstrasse (The Mall) heruntergeschlendert. Auf der Suche nach einem Kaffee. Ein Delikatessenladen und gleichzeitig Café/Bistro weckte unsere Aufmerksamkeit, so dass wir dort rein sind. Wenn man durch den Laden ging, war am anderen Ende des Raumes quasi der "Speisesaal" mit Fensterfront und Blick ins "garden village" (Gartendorf) Leura. Dadurch, dass man dort auch europäische Bäume gepflanzt hatte, sah selbst das Grün bunter aus. Ausserdem lassen manche Bäume langsam ihre Blätter fallen. Der Herbst naht.
der Schlappenweg
Nach einer kleinen Stärkung und nur Kaffee für Lutz - ich hatte frischgepressten Saft auf der Karte entdeckt - sind wir die Strasse weiterrunter geschlendert, um dort, wo die Geschäfte aufhörten, einen "Markt" zu finden. Es war eine Mischung aus Flohmarkt, Obstmarkt und einem Markt, wo man selbstgemachten Schmuck und selbstgemachte Marmeladen kaufen konnte. Interessant. Aber gekauft haben wir nichts.
die Fälle sind überbelichtet...
Nachdem wir dann wieder zurück am Auto waren, sind wir zu dem Parkplatz gefahren, zu dem wir letztes Jahr, als wir das allererste Mal in den Blue Mountains waren, auch gefahren sind. Und wo wir ja auch auf der Weihnachtsfeiertour mal kurz gehalten haben. Dort kann man noch picknicken oder Wanderungen starten. Wir wollten uns endlich mal die Leura Cascades anschauen. Endlich hatten wir ja auch die richtigen (australischen) Wanderschuhe an den Füssen: Flipflops. In Australien sind die Wanderwege ja meist sehr gut ausgebaut, so dass man selbst mit diesen leichten Schuhen fast überall lang kommt. Wir sind dann die Treppenstufen runter zu einem Aussichtspunkt, von dem man aus den Wasserfall sehen konnte und wieder zurück.
Mombretien am Picknickplatz
Natürlich hatten wir auch für diese Tour ein (kleines) Picknick mitgenommen. Bevor es nach Hause ging, haben wir zu den ersten Regentropfen noch schnell was gegessen.
Eigentlich wollten wir abends noch in die Stadt zur Chinese New Year Parade, der Parade zum neuen chinesischen Jahr. Aber es regnete immer mehr, es war sehr windig und nur noch zwanzig Grad. In Verbindung mit Regen und Wind ist das schon wieder kalt. Als wir wieder daheim waren, haben wir beschlossen, dass wir den Abend zwar asiatisch ausklingen lassen. Dann aberdoch lieber trocken und kulinarisch beim Thai in Waverton, statt bei Wind und Regen am Strassenrand zu stehen und der Parade zuzuschauen.