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Mittwoch, 18. August 2010

Von den Blauen Bergen kommen wir…

…gerade zurück. Mit Matthias hatten wir zwar auch einen bebrillten Lehrer dabei, aber lassen wir das…

Lutz und ich können uns beglückwünschen, in so einer tollen Gegend zu wohnen! Ja! Den Leuten in Wollstonecraft geht es so gut, dass sie sich öffentlich im örtlichen Käseblättchen über die Bahn, die schon länger durch Wollstonecraft geht, als die Leute überhaupt auf der Welt sind, aufregen können. Und eine Japanerin hat das uns bisher einzige bekannte Hunderestaurant am Bahnhof Wollstonecraft eröffnet. Nein, es ist wirklich keine Chinesin und es gibt dort auch keinen Hund im Topf. Ehr ist es so, dass Waldi dort mal endlich lecker essen gehen kann – und darf sogar Herrchen und/oder Frauchen mitbringen. Klar, die sind ja dazu verdammt, des Fiffi´s Portemonnaie zu tragen. Sachen gibt´s…

Der Wahlkampf hier nervt langsam immer mehr. Sowohl Julia Gillard als auch Toni Abbot sind inzwischen bei Nova aufgetreten. Das ist so als wäre Frau Merkel bei 1Live auf Wählerfang.
Die Wahlwerbespots im TV sind ganz anders als man sie aus Deutschland kennt: Kein Politiker sagt, wofür er steht. Das einzige, was man erfährt ist, wie schlecht der Gegner ist und dass man den besser nicht wählen soll. Ah ja…

Inzwischen gab es im Briefkasten auch ein Blättchen, das die Wahl im Vollen und Ganzen erklärt: Wann man wo wählen kann und halt auch wie. Das ist sehr interessant. Hier macht man seine eigene „Hitparade“. Die Partei, die einem am Besten gefällt, bekommt die 1 und die anderen halt in aufsteigender Nummerierung die entsprechenden Zahlen bis zur schlechtesten. Das Beispiel zeigt zehn, es soll aber auch Wahlzettel mit mehr Auswahl geben. Dann lassen wir uns mal überraschen!!
Lutz und ich fanden es seltsam bis sowas wie „gemein“, dass man dieses Blättchen bei Bedarf auch in diversen anderen Sprachen erhalten kann. Unter anderem in den diversen chinesischen Dialekte, Khmer (!), sämtliche Sprachen des Balkans, Spanisch, Portugiesisch, Polnisch und Russisch und noch einige andere. Den Deutschen wird es offensichtlich zugetraut, dass sie das Blättchen verstehen. Herzlichen Glückwunsch!
Und in Australien gibt es das, was sich jeder deutsche Politiker wünschen würde: Die Wahlpflicht.

Aber: Die Wahl in Australien nur am Rande. Nun endlich der Bericht zu unserer Tour in die Blue Mountains.
Erstmal haben wir alle ja noch die Woche in Sydney verbracht. Lutz und ich „wie immer“ und Peter, Sophie und Matthias dann auch mit Ingrid und Felix, die montags nachkamen, mit Sightseeing. Ja, und Peter musste noch eben beruflich nach Melbourne und wegen eines Tornados an der Grenze Victoria/Newsouthwales hätte er uns beinahe in die Berge hinterher reisen können. Aber er hat es geschafft, den letzten Flieger aus Melbourne raus zu bekommen, bevor der Flugverkehr zwischen Melbourne und Sydney erstmal zum Erliegen kam.
Um neun Uhr ab Hotel in Kirribilli ging es los. Lutz und ich waren ja Ende Mai das letzte Mal in den Blue Mountains gewesen. Wir konnten uns noch sehr genau erinnern, dass es dort etliche Grad kälter als in Sydney gewesen war – ok, bei tausend Metern Höhenunterschied. Aber dass es dort auch unendlich viele Baustellen entlang des Great Western Highway gab, war neu.
Mit der Kälte hatten wir auch richtig eingeschätzt und schön warme Sachen eingepackt. Einzig für die Köpfe hatten wir nur Baseball Caps mitgenommen. Aber wie gut, dass wir erstmal zum Echo Point bei den Three Sisters gefahren sind. Dort in der Touri-Info gibt es ja auch alles zu kaufen, was das Touri-Herz höher schlagen lässt: Nippes, Krimskram, natürlich alles auf mindestens australisch, wenn nicht sogar aborigine gestylt. Und praktischerweise – die scheinen ihr Wetter zu kennen – gab es auch Mützen. Unsere Rettung!
Und nachdem wir unsere Mützen hatten und Ingrid noch die allerletzten Infos von der guten Frau in der Info bekommen hatte, fing die Zeit an, die wir meistens mit Wanderungen durch den Blue Mountains National Park verbracht haben.
Die Vegetation in den Bergen vertrat so ziemlich alles und das meiste in Blüte, was so in Australien wächst: Banksien in allen Formen und Farben (=> auch Grevilleen, Dryandra, Hakea und Mountain Devil), Eukalyptus, Bottlebrush, Akazien noch und nöcher, alles mögliche, was unter Heidekraut läuft, so wie auf Fraser Island gab es auch hier Sonnentau, (Baum)Farne, die Black Boys genannten Grasstrees, Flechten und Moose, Myrten unterschiedlichster Art (eine davon ist der Teatree) und auch immer wieder nett: Boronia.
Die Berge mit ihren Sandsteinformationen haben natürlich ihren ganz eigenen Reiz. Den eigentlichen Reiz aber macht dieser blaue Stich aus, den man bei gutem Wetter über den Bergen „liegen“ sieht und der allerallerhöchstwahrscheinlich namengebend für die Gegend war. …vermute ich mal so…
Netterweise haben die Aussies alle Steigungen auf Wanderwegen in den Blue Mountains mit Treppen versehen. Es geht selten geradeaus. Meistens runter oder halt wieder hoch. Das ist für Leute, die parken, ein „paar Meter“ zum nächsten Aussichtspunkt wandern und dann zurück zum Auto laufen, bestimmt toll. Aber für uns… die stundenlang sich von Wasserfall zu Wasserfall und von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt „durchgearbeitet“ haben, war das irgendwann nicht mehr toll. Ok, ein optimales Krafttraining für Lutz´s und meine Beine war es irgendwie schon – da muss das Bergauf- und Bergablaufen in North Sydney doch direkt besser klappen!! Aber ansonsten taten einem irgendwann die Beine und Knie ordentlichst weh! Wie schön, dass Ingrid bei ihrer Tourplanung auch immer darauf geachtet hat, dass man quasi am Wendepunkt irgendwo einkehren konnte. Passenderweise für das „Land der Wasserfälle“, was die Blue Mountains auch sind, gab es in der Conservation Hut dann Cascade Bier. Aber wir waren mehr auf Kaffee und Kuchen aus.
Am ersten und somit Ankunftstag haben wir uns alles, was es auf den Wanderwegen um Blackheath gab, angeschaut: Tolle Aussichten über die Berge, tolle Vegetation, tolle Wasserfälle und und und. Der Pulpit Lookout war dort schon sehr spektakulär: Über eine Treppe konnte man auf eine fast freistehenden Felsturm hinabsteigen. Dank des Geländers haben wir uns auch alle darauf gewagt. So stürmisch wie es war, wäre es ohne dem Geländer nicht gegangen.
Während unserer Wanderung bekam ich eine SMS von Ann, der Vermieterin der Hütte, die wir gebucht hatten, dass sie in Sydney aufgehalten worden sei und somit es nicht schaffen würde, uns das Feuer in der Hütte anzuzünden. Oooch, wir waren zuversichtlich, das zu schaffen.
Tja, bloss ist australisches Holz einiges härter als europäisches und lässt sich, auch wenn es dann schön lange brennt, erstmal recht schlecht anzünden. Aber irgendwann haben wir es geschafft. Das mussten wir auch, weil es ausser in einem Schlafraum sonst keine Heizung gab. Und draussen waren doch tagsüber gerademal zehn und nachts wesentlich weniger Grad Celsius. Um nachts hätten wir uns wahrscheinlich keine Sorgen machen müssen. Überall lagen Wärmflaschen und Decken rum.
Morgensfrüh konnten wir dann, während wir selber drinnen im Warmen frühstückten, den Crimson Rosellas, King Parrots und einer Taube zuschauen, wie sie sich aus einem Blumentopfuntersetzer das Vogelfutter holten. Ansonsten gab es ja in dem winterlichen Wald, wo das Cottage stand, nicht viel zu sehen.
Glücklicherweise hatten wir bis auf den Wind auch schönes Wetter. Es gibt in den Blue Mountains so wenig Alternativen bei schlechtem Wetter. Einen Tag würde man wohl noch überstehen, aber mehr…
So haben wir uns dann Freitag auf unsere erste längere Wanderung begeben. Dafür mussten wir auch nicht so weit fahren. Es ging rund um die Wentworth Falls, die namengebenden Wasserfälle für den Ort, wo wir wohnten.
Genauso wie den Tag vorher und den Tag danach rund um die Katoomba Falls ging es wieder von Wasserfall zu Wasserfall und von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Den erfolgreichen Wandertag krönten Peter und Lutz erstmal mit einem Bier vor der Hütte, bevor Lutz versuchte unsere Steaks draussen auf dem Grill zu grillen. Peter war das zu langsam und da der Ofen gerade alles gab, landete sein Steak kurzerhand auf dem Ofen.
Den nächsten Tag ging es wieder Trepp auf, Trepp ab – diesmal um die Katoomba Falls herum. Wir können uns nicht entscheiden, ob das Highlight des Tages war, dass während des Mittagspicknick am Echo Point der „alte Wagga Wagga“, welches in diesem Fall der dort „ansässige“ Aborigine war, uns eine liebliche Melodai auf seinem Didgeridoo hören liess oder dass wir auf den ersten Felsturm konnten, welches die erste der drei Schwestern (Three Sisters) ist oder der Giant Stairway – neunhundert Stufen im Zickzack am Fels entlang nach unten. Man könnte aber auch die Seilbahn nennen, mit der wir am Ende zurück zur Scenic World und somit zu den Autos gefahren sind. War das schön, nicht den ganzen Berg noch hochlaufen zu müssen!!
Den Tag drauf sind Peter & Co. in aller Früh nach Brisbane gefahren. Jawoll, alle drei Erwachsenen und die beiden Kinder sind in einem Auto die tausend Kilometer nach Brisbane gefahren. Respekt, Respekt!!
Lutz und ich haben den Tag gemütlicher angehen lassen, sind noch nach Lithgow, tiefer in die Blue Mountains rein, gefahren, um dort mit der Zig Zag Railway zu fahren. Dort sind Schienen im Zickzack den Berg hinunter angelegt. Man kann mit verschiedenen Zügen fahren. Wir waren mit einem Diesel-/Elektrozug unterwegs. So ging es dann schneller. Hätte man die Dampflok genommen, hätte es länger gedauert, da die Lok je nach Fahrtrichtung in den „Ecken des Zickzacks“ immer umgekoppelt werden musste. Welchen Zug man nimmt, hängt aber davon ab, welcher gerade fährt, wenn man fahren will.
Lustig war, dass der Verein, der die Schienen und Züge betreibt, auch viel für Kinder macht. So gibt es eine Lok, die Thomas, der Lokomotive nachempfunden worden ist. Und es gibt den Wizzard Express, womit Harry Potter Fans, natürlich von Gleis 9 ¾ aus, zu einer Harry Potter Feier gefahren werden.
Ja, das war unsere Woche.

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