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Samstag, 19. Juni 2010

Fraser Island






Letzte Woche interessierte es eigentlich gar nicht mehr, dass die Noisy Miners inzwischen doch ihrem Namen Ehre machten und sich lauthals ums Futter stritten. Natürlich morgens, wo man gerade aus den Träumen erwacht. Der Alltag war auch egal. Immerhin ging es Freitagabend ab nach Brisbane – der Start für das lange „Queen´s Birthday Wochenende“.

Lutz hatte früher Feierabend gemacht, so dass wir uns gegen frühen Nachmittag auf den Weg gen Flughafen machen konnten. Immerhin stand ein langes Wochenende vor der Tür – da weiss man ja nie, wie lange man braucht, bis man endlich im Flieger sitzt.
Wir kamen aber erstaunlich gut durch. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und auch am Check-In konnte man ehr von „Wochenend-Heimreisenden“ sprechen, als von Urlaubern.
In Brisbane angekommen, fanden wir auch schnell Peter, der uns abholte. Los ging es zum neuen Haus, das netterweise auch einen Kamin hat, wo vor wir es uns nach der Hausbesichtigung gemütlich machten. Felix und Sophie waren schon im Bett.
Irgendwann ging es ab ins Bett – und am nächsten Morgen nach dem Frühstück ab nach Fraser Island.

Fraser Island ist mit 1840 m² die grösste Sandinsel der Welt und liegt etwa zwei Stunden Autofahrt nördlich von Brisbane. Die Aborigines nennen die Insel „K´gari“, was so viel wie „Paradies“ heisst. Herrn Cook ist die Insel wohl auch auf seiner Vorbeifahrt auf seiner ersten Südseereise aufgefallen. Aber er fand die Insel nicht so wichtig. Er nannte eine Stelle „Indian Head“, weil er dort dunkelhäutige Menschen sah. Damals nannten die Engländer ja alle dunkelhäutigen Menschen „Inder/Indian(s)“. Aber natürlich waren es Aborigines. Die Insel selbst wurde dann erstmal unter „Great Sand Island“ bekannt, bevor man sie irgendwann nach Eliza Fraser und/oder ihrem Gatten benannte. Um die beiden dort gegen 1835 Gestrandeten ranken sich einige lustige und interessante Geschichten, was ihnen dort wohl widerfahren sein mag.
Fraser Island ist halt eine grosse Sandinsel - mit Wanderdünen, etlichen Süsswasserseen, Regenwäldern, an der dem offenen Meer zugewandten Ostseite liegt der 75 Mile Beach, was gleichzeitig bei Ebbe die „Autobahn“ von Fraser Island ist, im Meer ist baden und surfen aufgrund der sich dort zu Hauf tummelnden Haie und Rochen verboten, im Winter ist dort „fishing season“, was wir direkt auch an den unendlich vielen Anglern am Strand und in der Brandung erkennen konnten, am Strand gab es viele Stellen, wo man campieren konnte, die Orte sind alle eingezäunt, da man dort natürlich keine Dingoes haben möchte, auf Fraser Island fehlen die Beuteltiere, dafür leben dort die reinrassigsten Dingoes Australiens, Haustiere sind nicht erlaubt, wenn man sich draussen bewegt, soll man immer zu zweit oder mehreren unterwegs sein, damit man sich unter Umständen gegen angreifende Dingoes erfolgreich zur Wehr setzen kann, befestigte Strassen gibt es nur auf ca. 300 m in Eurong, alles andere sind Sandpisten, entsprechend sind auf Fraser Island auch nur allradangetriebene Fahrzeuge erlaubt, sehr wichtig ist es zu wissen wann die Gezeiten sind, da man sich im Inland nur mit höchstens 40 km/h vorwärts bewegen kann, bei den Pisten will man auch nicht schneller sein und da man halt schneller unterwegs sein will, fährt man am Strand entlang, der bei Flut natürlich unpassierbar ist, glücklicherweise ist tagsüber meistens Ebbe, am Strand sind 80 km/h erlaubt, ausser an den Ortseingängen, die darf man nur mit 30 km/h passieren, der Strand ist neben Strasse auch gleichzeitig Start- und Landebahn der Cessnas und ähnlichem, wo man, wenn gerade ein Flugzeug am Boden ist und man Interesse hat, den Piloten anspricht, dass man einen Rundflug machen kann.

Also, Samstagmorgen ging es dann mit dem Geländewagen gen Norden, vorbei an Steve Irwin´s „Australia Zoo“, vorbei an Bribrie Island, nach Noosa, um von dort mit der Fähre zum Cooloola Nationalpark zu kommen. Wenn man von der Fähre kommt, kann man auch direkt etwas Luft aus den Reifen lassen, damit es sich auf dem Sand besser fahren lässt. Denn schon hier ging es am Meer auf dem Strand entlang nach Rainbow Beach. Dort gibt es den Ort Inskip, von wo aus man mit diversen Fähren nach Fraser Island übersetzen kann. Die Fahrt nach Inskip war schon interessant, da es links vom Strand Sandformationen gab. Die Formationen waren toll. Aber noch toller bei dem vorhandenen Sonnenlicht waren die „Rainbow Coloured Sands“ – Sandformationen, die durch Mineralgehalt in den unterschiedlichsten Farben schillerten. Grandios!
Von Inskip ging es dann mit der Fähre nach Hook Point auf Fraser Island. Dort gab es dann auch den „Conditions Report“, in dem stand, in wie weit was auf der Insel befahrbar ist. Wir hatten ein Quartier in Happy Valley gebucht, was etwa auf der Hälfte der Insel auf der Ostseite liegt. Bis dorthin war es noch einiges zu fahren und wir mussten das Meer im Auge behalten, da gegen späten Nachmittag die Flut wieder reinkommen würde.
Nichtsdestotrotz hatten wir noch ein wenig Zeit, uns etwas anzuschauen. Den ersten Dingo sahen wir dann auch schon bald am Strand entlang traben.
Mehrere parkende Tourbusse und Geländewagen machten uns dann neugierig – von dieser Stelle konnte man zum Lake Wabby wandern. Durch einen Wald ging es zum See. Dadurch, dass wir wesentlich nördlicher als Sydney waren (näher am Äquator), war es auf Fraser Island auch einige Grad wärmer als bei uns zuhause. Viele Leute kamen uns mit Badesachen entgegen. Der See lag dann zum einen Ufer am Wald und am anderen Ufer gab es die Hammerstone Sandblow, eine Wanderdüne, von der man sagt, dass sie in zirka zwanzig Jahren den See „zugeschüttet“ haben mag. Im See tummelten sich einige Touries, Welse und Schildkröten. Wir waren auch froh, dass wir als „Wegzehr“ noch das eine oder andere Bier dabei hatten, was bei dem warmen Wetter wesentlich besser schmeckte als im Winter von Sydney.
Auf dem Weg zurück zum Auto riefen plötzlich zwei Frauen hinter uns „There are two dingoes behind us!!“ („Da sind zwei Dingoes hinter uns!!“). Die beiden waren sichtlich froh, dass sie auf uns trafen. …“natürlich“ handelte es sich bei ihnen um deutsche Urlauber. Ja, und so bewegten sie sich in unserer Mitte Richtung Parkplatz. Der grössere Dingo hat fast direkt einen anderen Weg als den unseren eingeschlagen. Nur der kleinere verfolgte uns noch eine ganze Weile. Aber was will ein mittelgrosser Dingo gegen sechs Erwachsene (und zwei Kindern) ausrichten? Er war einfach nur neugierig und war irgendwann auch weg.
In Happy Valley angekommen, haben wir uns noch schnell ein Abendessen auf dem Grill bereitet und gegen halb zehn lagen nicht nur die Kinder im Bett. Der Tag hatte alle erledigt und so schlummerten wir alle schon früh.

Am zweiten Tag auf dieser netten Insel ging es darum, den Norden zu erkunden. Ebbe war am späten Mittag und so kamen wir gut voran. Vorbei an Eli Creek, in dem man wohl auch ganz toll baden kann. Ingrid war sehr erstaunt, dass der Creek (eine Art Fluss; wie etwa ein Wadi in Afrika) etwa zweihundert Meter weiter links war, als beim letzten Mal als sie und ihre Familie auf Fraser Island waren.
Auf dem Weg nach Norden kommt dann als nächstes das in so gut wie jedem Reiseführer von Australien auftauchende Schiffswrack der „Maheno“, was auf Maori „Insel“ heisst. Der inzwischen verkehrsuntüchtige Luxusdampfer sollte 1935 von Australien nach Japan zum Ausschlachten gezogen werden. In einem Sturm riss es sich von dem ziehenden Schiff los und strandete an der Stelle, wo das Wrack heute noch liegt. Zuerst nutzte man das gestrandete Schiff für Hochzeiten und ähnliche Veranstaltungen. Etliche Versuche, es wieder flott zu bekommen, scheiterten. Schliesslich versteigerte mal die Möbel und anderes zu Spottpreisen (zum Beispiel ein Klavier für 28 Britische Pfund). Von dem Wrack ist nur noch der vordere Teil vorhanden, da die Australier es im zweiten Weltkrieg als Bombadierungsübungsziel benutzt haben. Im örtlichen „Backpacker Hostel“ von Happy Valley kann man alle möglichen Geschichten zum Schiff nachlesen.
Auf unserem weiteren Weg kamen wir an den Pinnacles vorbei, die nicht mit den berühmten Namensvettern in Western Australia zu verwechseln sind. Dabei handelt es sich auch um bunte Sandformationen.
Zum Mittagessen ging es zum Ocean Lake. Wie einige andere Süsswasserseen auf Fraser Island auch, ist das Wasser des Sees durch seinen Tannin-Gehalt bräunlich gefärbt. Am See gab es noch einen „bush walk“, der sich durch seine 1,6 km als optimal als Verdauungsspaziergang erwiess. Dort gab es hauptsächlich eine unheimliche Vielfalt an Spinnenweben und Baumpilzen.
Auf unserer weiteren Fahrt ging es an dem von James Cook benannten Indian Head vorbei. Auf dieser ersten Reise von Cook durch die Südsee war ja auch der Botaniker Joseph Banks dabei, nach dem später die Banksien (eine Strauch-/Baumart) benannt wurden. Hätte Cook auch nur mal einen Fuss auf Fraser Island gesetzt, hätte er gesehen, wie viele Sträucher/Bäume es auf der Insel davon gibt. Dann wäre die australische Geschichte vielleicht ein wenig anders gewesen und man hätte Fraser Island schon sehr früh „Banks Island“ genannt?!
Für die „Champagne Pools“, rock pools, in denen man baden kann, hatten wir keine Zeit. Wir wollten ja noch auf die Westseite zum Wathumba Creek. Unterwegs kamen wir an Orchid Beach vorbei. Orchid Beach ist neben Eurong der einzige Ort auf Fraser Island, der ein „general store“ hat. Dort konnte man bei einer wunderschönen Aussicht auf´s Meer leckeren Kaffee trinken.
Durch´s Landesinnere ging es zum Wathumba Creek. Aus der Luft sieht man ein grosses Flussdelta. Der Wathumba Creek führt auch Tannin-haltiges Wasser. Teilweise stinkt es dort erbärmlich. Bei Ebbe ist es dort ein wenig wie an der Nordsee im Watt. Und bis auf den teilweise vorhandenen Gestank ist es dort echt nett. Die junge Frau, die uns in Orchid Beach den Kaffee verkauft hatte, hatte noch gesagt, dass es am Wathumba Creek im Winter keine Sandfliegen gäb. Hat die ´ne Ahnung… Als wir zurück am Auto waren und an einem am Parkplatz vorhandenen Wasserhahn die Füsse vom Sand befreiten, griffen sie uns an. Petrus hatte ein wenig Erbarmen und schickte sofort Regen runter. So waren wir schnell dort weg, was uns aber nicht vollkommen von Mückenstichen (Sandfliegen sind eine Mückenart) rettete. Na ja…
Auf dem Rückweg Richtung Osten mussten wir ja wieder durch´s Landesinnere. Dort gab es massenweise die bereits erwähnten Banksien, Grasbäume (blackboys), Melaleucas (bekannt durch das Teebaumöl), Farne, Pilze und Palmen (sehr viele für Fraser Island typische „pandanas“ und unterschiedlichste Fächerpalmen).
Damit wir es auch „abhaken“ konnten, haben wir trotz schlechtem Wetter noch kurz an den Champagne Pools gehalten. Als wir dort standen und Bilder machten, fing es an, wie aus Kübeln zu regnen. Wahrscheinlich war das der Hinweis, dass wir uns schnellstens auf den Rückweg nach Happy Valley begeben sollten, da es nicht nur dunkel wurde, sondern auch die Flut rein kam. Da sollte man jede Chance nutzen rechtzeitig am Strand zu sein, da man dort ja bekanntermassen schneller vorankommt, als im Landesinneren. Aber das war schon sehr abenteuerlich! Kaum einer war noch unterwegs, es war dunkel, es regnete ohne Unterlass, immer wieder kreuzten mehr oder weniger reissende Bäche und Rinnsale vom Landesinneren über den Strand zum Meer, die man langsam angehen musste, da man nie wusste, wie tief sie sind und letztendlich drohte von links die Flut. Irgendwann haben wir es dann doch geschafft und uns von der Kochkunst des Kochs des Backpacker Hostels verwöhnen lassen.

Eigentlich wollten wir am kommenden Morgen um vier Uhr Fussball gucken. Immerhin spielten Deutschland und Australien gegeneinander. Aber auf Fraser Island hat man nur sehr beschränkten bis nicht vorhandenen Handyempfang, Internet gab es im „Backpacker“ und Fernsehempfang war zumindestens in unserem Ferienhaus nicht vorhanden. So konnten wir dann in Ruhe ausschlafen und Felix den nächsten Morgen los schicken, dass er das Ergebnis beim Nachbarn erfragt. Dieser war dann leicht irritiert, als wir anschliessend unsere schwarz-rot-goldenen Fahnen, „Hawaii-Ketten“ und Mützen rausholten.
Da etwa zur gleichen Zeit wie wir auf Fraser Island waren, einige Freunde in Deutschland in Arolsen urlaubten, mussten wir denen noch einen besonderen Gruss basteln. So gab es eine Foto-Session mit Schild am Haus, am Strand und in Eurong, wo wir unterwegs per Zufall die für Arolsen typischen „Spitzbergen“-Häuser fanden. Genial!
Ingrid wäre mit uns gerne zum Lake McKenzie gefahren. Der war jedoch gesperrt, da man damit erreichen wollte, dass er sich von den Sonnencrèmes und Anti-Mückenmittelchen erholt, die mit den vielen Badenden ins Wasser gekommen waren. Überhaupt scheint man auf Fraser Island den australischen Umweltschutz erfunden zu haben: Überall gibt es Häuser mit Solarenergie, Regenwasser wird gesammelt und Müll getrennt (oder es gibt zumindestens die Mülltonnen dafür). Die Alternative zum Lake McKenzie war der Lake Birrabeen. Dort gab es einen grandiosen Strand und für uns unser Mittagsessenpicknick. Doch auch hier trieb uns der Regen zur Weiterfahrt.
Nächstes Ziel: Lake Boomanjin, an dem es noch einen Dingo-sicheren (eingezäunt) „camp ground“ gab.
Über Dilli Village ging es zurück zum Strand. Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass man dort noch ein Käffchen bekommen könnte. Aber Dilli Village bestand aus nur drei, vier Häusern, wo man sicherlich auch einen Kaffee bekommen hätte. Aber vier? Und was hätten die Kinder bekommen? Die wären wahrscheinlich die geringste Sorge gewesen, da Australier ja grundsätzlich sehr kinderfreundlich sind.
Auf dem Rückweg nach Happy Valley kamen wir noch an der Kirrar Sandblow und der Rainbow Gorge vorbei. Ingrid, die Kinder und ich haben uns auf den Weg dorthin gemacht, während Lutz und Peter es vorgezogen haben, im Auto zu bleiben und auf´s Meer zu gucken.
Zuhause gab es Selbstgekochtes: Spaghetti Bolognese.

Bevor es dann am Dienstag nach Brisbane wieder zurückging, haben wir es doch endlich geschafft, so ein Rundflug-Flugzeug zu erreichen, bevor es wieder in der Luft war. So sind Ingrid, Lutz und ich eine Viertelstunde über die Insel geschwebt und haben unter anderem unendliche Wälder und das Maheno-Wrack von oben gesehen. Der Pilot meinte zwar, dass durch die jetzt aufgewühlte See häufig Haie und Rochen an der Wasseroberfläche zu sehen seien. Das Glück hatten wir nicht. Ingrid hätte auch gerne das Delta des Wathumba Creeks gesehen. Da wäre der Flug aber länger und natürlich teuerer als siebzig Dollar pro Person gewesen. Trotzdem war der Flug echt nett.
Bevor wir zur Fähre gefahren sind, ging es noch eben zum glasklaren Eli Creek.
Auf dem Rückweg hatten wir „grüne Welle“: Wir mussten auf keine Fähre warten, der Verkehr nach Brisbane war für Feierabendverkehr sehr erträglich, der Flieger nach Sydney startete planmässig und zurück in Sydney stand auch schon ein Bus parat, der uns zum Parkhaus brachte.
Und schon am nächsten Tag begann er wieder: Der ganz normale Wahnsinn ;o)

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