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Mittwoch, 31. März 2010

Eine Woche im Herbst





Nachdem ich das ja letzte Woche doch nicht geschafft habe, versuch ich mich nun ein wenig kürzer zu fassen. Mal sehen...

Herbst in Sydney ist wie Frühling in Deutschland: Die Temperaturen pendeln sich so bei 20, 25 Grad ein und meistens gibt es auch Sonnenschein. Und die Natur explodiert. Man hat den Eindruck, alles, was blühen kann, macht das jetzt auch. Ok, fast alles. Agapanthus und Jakaranda blühen zum Beispiel grad nicht. Dafür aber die ganze Palette der Gartenblumen, wie wir sie auch aus Deutschland kennen. Inklusive Rosen. Dauerblüher sind Hibiskus und Frangipani. Die Bougainvilleen und Clematis gehen in die zweite Blührunde. Dazu kommen Pflanzen wie Strelitzien und einige „Australier“ wie Grevilleen, Banksien und Boronia. Es ist ein wahres Blütenmeer. Wie vor einigen Monaten die Jakarandabäume daraus hervorstachen, gibt es jetzt Bäume, hinter deren Namen ich noch nicht gekommen bin. Diese blühen sehr intensiv violett. Leider sieht das auf allen bisher geschossenen Fotos sehr blau aus...

Dann haben wir unsere Planung für Ostern abgeschlossen. Es wird gen Norden gehen. Eigentlich wollten wir ja wirklich bis nach Brisbane, Peter & Co. besuchen. Die treiben sich zu der Zeit aber in Victoria rum. Und Dean meinte schon, dass die Strasse gen Norden entlang der Küste nicht sehr gut zu fahren sei. Ganz abgesehen davon, dass natürlich alle unterwegs sein werden. Also werden wir nicht bis Queensland fahren, sondern haben uns über die Tage in Forster und Port Macquarie einquartiert. Das sind zwei Küstenorte. Lassen wir uns mal überraschen.

Lutz war für vier Tage in Melbourne. Drei waren geplant. Na ja. Er hat sich auch ein paar wärmere und wetterfestere Sachen eingepackt. Von einem Kollegen aus Melbourne hatte er ein paar Bilder geschickt bekommen von einem Hagelsturm, der anderthalb Wochen vorher dort getobt hatte. Die Bilder waren schon unglaublich. Auch einige meiner Kollegen aus Melbourne wussten was von diesem Hagelsturm zu berichten. Am meisten maulten sie über die Dellen in ihren Autos.Wir hatten uns ja mal im November gewundert, dass es in Victoria Verkehrsschilder gibt, die vor Glatteis warnen. Die Lösung ist eigentlich logisch: Ein Kollege von mir erklärte, dass das mit der Nähe zur Antarktis zusammenhängt. Hört sich ziemlich plausibel an.Und während Lutz in Melbourne war, hatte ich dann das Auto. Einerseits ist das sehr schön: Man kann morgens eine Stunde länger schlafen und ist abends eine Stunde ehr zuhause. Zwischendurch ist das ganz nett. Aber immer ehr zuhause sein, wo keiner ausser unseren Trichoglossus Haematodusen (die Lories) auf einen warten...Die Fahrt gestaltet sich eigentlich ganz angenehm, wenn man die nördliche Autobahn nimmt. Man fährt drauf, schaltet den Tempomaten ein und cruist los. Auf der Rückfahrt ist es dann auch nett anzusehen, wie am Darling Mills Creek, der nichts mit unseren Freunden von den Northern Beaches zu tun hat, die Kakadus auf dem Brückengeländer sitzen und den Auto zuschauen. Papageien-Fernsehen.

Mittwochs war ja noch St. Patrick’s Day. Oder einfach nur St. Pat’s wie der gemeine Australier abkürzt. Der Tag wurde zum zweihundertsten Mal in Australien gefeiert. Hier kommt wieder unser altbekannter Freund Lachlan Macquarie ins Spiel, der vor zweihundert Jahren das erste Mal für die irischen strafgefangenen Arbeiter den Tag hat feiern lassen. Und das, obwohl er selber ja Schotte war. Anlässlich dieses Jubiläums hat Sydney sich nicht lumpen lassen und abends das Dach des Opernhauses grün angestrahlt.

Ich wäre ja gerne mit Lutz auf ein Fläschchen Rotwein runter zum Milsons Point gegangen. Dort hätten wir schön unter der Harbour Bridge im Park sitzen und den Wein und die Aussicht auf die Oper geniessen können. Aber... da musste ich dann alleine hin. Es war trotzdem ganz nett. Ein laues Lüftchen und noch ein paar Leute, mit Kameras und Stativen bewaffnet. Ok, so eine dolle Ausrüstung hatte ich nicht. Ich bin ja auch die halbe Stunde von uns aus gelaufen. Wer hätte das ganze Gerümpel schon mitnehmen wollen? Da muss eine kleine Kamera einfach reichen.

Zwei Tage später bin ich dann wieder zum Flughafen gefahren, um Lutz abzuholen. Ich fahr immer dorthin und warte dann bei McDonalds, bis Lutz sich meldet, dass er aus dem Flughafengebäude kommt. Denn: Bei den „Pick-up-Parkplätzen“ steht man nur zehn Minuten kostenlos. Danach geht es direkt mit acht Dollar für bis zu einer halben Stunde weiter. Und in den regulären Parkhäusern ist es noch schlimmer.Irgendwann kam halt der Anruf und ich hab mich in Bewegung zu Terminal 3 gesetzt. Wo kam aufeinmal der ganze Verkehr her? Irgendwann musse ich von der Spur, die zum Terminal 2 führt wechseln, um halt auf die richige zum Terminal 3 zu kommen. Es war sowieso Stau und ein Taxifahrer wollte mich partout nicht reinlassen. Stattdessen zeigte er mir an, ich solle doch mal das Fenster runterkurbeln. Ok. Mit dem für hiesige Taxifahrer üblichen miserablen oder teilweise fast nicht vorhandenen Englisch meinte er, die Spur, wo ich hinwollte, wäre nur für Taxis! Ach ja? Muss wohl gerade neu sein. Und ausserdem: Was machen die vielen anderen Autos, die keine Taxis sind, dann auf der Spur? Ja, die wären ja alle dumm – und fuhr davon. Netterweise liess mich einer seiner Kollege dann auf die Spur. Und der Idiot von vorher... Der schien es echt nötig zu haben. Auf der Spur sind noch einige Fussgängerüberwege mit Ampeln. An einem wurde die Autoampel rot, der Taxifahrer hielt kurz, um dann, obwohl die Ampel noch rot war, durchzustarten. Wie gut, dass weder Fussgänger, noch deren Gepäck in der Nähe seiner Reifen waren!Ich hab dann schnell noch Lutz eingesammelt und das Wochenende konnte beginnen.

Ach ja, auf dem Weg nach Hause konnten wir noch sehen, was die Leute vom Opernhaus sich noch hatten einfallen lassen: Da man gerade die Technik da hatte, sah es so aus, dass auf den Dächern der Oper „Vom Winde verweht“ gezeigt wurde. 

Samstags ging es die übliche Runde mit Fährfahrt zum Fischmarkt und dann durch die Stadt zum Circular Quay zurück nach Hause, um ein wenig Ruhe zu bekommen.

Sonntag sind wir dann gen Süden hinter Wollongong gefahren. Eine meiner Kolleginnen hatte gesagt, dass Kiama sehr schön sei und dass es dort ein „blowhole“ („Blasloch“) gäb. Das mussten wir uns doch mal anschauen. Kiama ist wirklich sehr nett. Und wir waren per Zufall an dem Sonntag dort, wo dort in der Hafenbucht Markt war. Ach ja, zur Unterhaltung war er schon ganz hübsch. Wir hatten aber sowieso erstmal besseres vor: Immerhin hatten wir wieder alles für ein Picknick dabei und haben es uns erstmal an einem der zahlreichen Picknicktischen häuslich eingerichtet und gemütlich gemacht. Mit einer hervoragenden Aussicht auf das Meer und die Küste.
Das was Sydney für die Asiaten ist, scheint Kiama dann für die Araber und ähnliche Völker zu ein. Ja, und natürlich gab es auch dort deutsche Touristen.
Nach unserem leckeren Picknick haben wir uns dann noch schnell auf den Weg um den Leuchtturm herum zum blowhole gemacht. Dort gab es einige imposante Felsformationen und halt der Eingang vom Meer durch die Felsen zu diesem „Austrittsloch“. Wir hatten richtig Glück. Nur wenige Minuten standen wir dort, als es losging: Zuerst hörte man, wie das Meer durch das Loch kam mit einem leichten Grollen und einer kleinen Fontäne. Dann zog es sich komplett zurück, um so gewaltiger durch das Loch nach oben zu schiessen. Mit einem gewaltigen und sich bedrohlich anhörenden, hohlklingenden Knall schoss das Meer einige Meter in einer Fontäne hoch. Dadurch, dass vorher eine lange Weile nichts passiert war, haben ausser uns nur wenige das Spektakel mitbekommen. Aber der Knall und unsere Rufe lockten wieder einige Leute an. Ein Mann neben uns erzählte, er habe eine Viertelstunde dort gestanden, nichts sei passiert. Kaum ist er weggewesen, ist es wohl losgegangen. Kaum war er wieder da, gab es nichts besonderes zu sehen... Wir hatten gesehen, was wir sehen wollten und haben uns auf den Weg zum Auto gemacht. Henrietta, meine Kollegin, erzählte noch, dass bei rauher See die Fontänen im Minutentakt kämen. Aber: Raue See gab es an diesem Sonntag nicht.
Auf dem Heimweg haben wir dann überlegt, dass Australien ja keine jahrhundertalte Geschichte wie zum Beispiel Deutschland hat und dass daher dann Naturereignisse wie das blowhole oder auch die Zwölf Apostel in Victoria dann um so doller vermarktet werden. In Deutschland würde man sich das auch anschauen und toll finden. Aber hier in Australien prahlt man schon fast damit – mangels eigener uralter Historie und den dazugehörigen Gebäuden.

Und schon war wieder eine Woche rum.

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