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Donnerstag, 28. Januar 2010

Neues aus Oz









Ein grösseres Highlight gab es letzte Woche erstmal nicht. Der Alltag plätscherte so vor sich hin.

Montagabend sind wir mit einer Flasche Shiraz und zwei Gläsern bewaffnet zum Berry Island spaziert, um dort ein wenig den Abend und den Sonnenuntergang zu geniessen. Alles war bestens, ausser dass das mit dem „Sonnenuntergang geniessen“ nicht so richtig klappen konnte: Die Sonne geht dort nämlich hinter den Hügeln von Greenwich unter und am Fusse der Hügel hat man eine Raffinerie in die Bucht gebaut. Man hat dann zwar drauf geachtet, dass die Bänke am Berry Island Richtung Sydney und nicht Raffinerie stehen. Das beinhaltet aber dann auch, dass man halt mit dem Rücken zum Sonnenuntergang sitzt. Also haben wir uns an die Bucht auf der Sydney-Seite der Halbinsel gesetzt.
Dort begegneten wir wieder einem unserer Freunde – Hans. So zutraulich und selbstverständlich, wie der allererste Hans damals auf dem Zaun sitzen geblieben ist, als wir beim Sonntagsfrühsport in einem halben Meter Abstand an ihm vorbeikamen, bin ich mit meiner Kamera auch auf den Kameraden zu. Der wollte aber seine Ruhe haben und hat einen Abflug gemacht.
Und ich hätte ihn so gerne fotografiert! Immerhin war es auch wieder ein grosser Vogel. Nicht so ein kleiner, mickriger wie man immer in den Tierparks sieht.
Aber offensichtlich versprach er sich von der Gesellschaft einer Tai Chi praktizierenden Asiatin mehr Ruhe als von mir und ist dorthin geflogen. Das brachte aber einen zweiten Hans auf den Plan und los ging das Gezeter.
Während wir dann weinschlürfend am Wasser sassen, fiel Lutz ein, dass er ja noch den „Hans-Klingelton“ auf dem Handy hat. Bloss leider rannte noch ein Mann mit viel grösserer Kamera rum und so sass einer der Hänse zwar immer mal in relativer Nähe zu uns. Aber wir hatten keine Chance, mal herauszufinden, was so ein „wilder“ Hans von dem Klingelton hält.

Dann musste Lutz für zwei Tage nach Melbourne. Schlechtes Timing, da dort auch gerade die Australian Open stattfanden. Dadurch hatte er keins der bevorzugten Hotels bekommen. Na ja, für eine Nacht war das Zimmer mit der lauten aber leeren Minibar ok.
Ich hatte Lutz morgens zum Flughafen gebracht. Und auf der Rückfahrt waren die Mädels im Radio schon ganz aufgeregt: Prince William war ja in Sydney und wurde nachmittags zum Barbeque im Botanischen Garten erwartet. An Mrs Macquaries Point. Der ist am einen Ende der Farm Cove gelegen. Am anderen steht die Oper. Farm Cove heisst so, weil dort die allererste Farm Australiens gestanden hat. Und Mrs Macquaries Point heisst so, weil der damalige Gouverneur Lachlan Macquarie vor seiner Rückreise 1821 nach Schottland noch bleibende Erinnerungen an ihn hinterlassen wollte: Es gibt alles mögliche, was seinen Namen und halt den seiner Verwandten trägt. Einen Ort Port Macquarie, Gebäude, Strassen, Inseln, eine Universität. Dass auch ein Einkaufszentrum inzwischen seinen Namen trägt, hätte ihm bestimmt geschmeichelt.
Macquarie ist derjenige, der aus der Sträflingskolonie das Land Australien gemacht hat. Er hat dafür gesorgt, dass ehemalige und begnadigte Sträflinge ein normales Leben zwischen freien Siedlern leben konnten. Auf sein Werk der Infrastruktur ist man hier besonders stolz. Er hat Städte wie Richmond, Windsor, Pitt Town und Castlereagh gegründet – also das jeweile australische Pendant. Er hat dafür gesorgt, dass das Strassennetz von Hobart auf Tasmanien ausgebaut wurde. Vorher war dort wohl alles baufällig. Er hat Leute losgeschickt, die die australische Ostküste erkunden. Dabei fand u. a. ein Herr Oxley die Stelle, wo heute Brisbane steht. Ein Weg durch die Blue Montains wurde von seinen Leuten gefunden, so dass auch das Landesinnere besiedelt werden konnte.
Die Australier halten noch heute grosse Stücke auf ihn. Aber in England wurde sein Schaffen nicht gerne gesehen, da man ja eigentlich weiterhin eine Strafkolonie beibehalten wollte. So wurde ihm Ende 1821 abgedankt. Wirklich geholfen hat das den Engländern aber nicht, wie man ja heute weiss. Deswegen feiert Australien jedes Jahr am 26. Januar den Australia Day. Denn an diesem Tage anno 1788 wurde die Kolonie gegründet. Oder wie Lutz lästerte: An dem Tag wird der Bau eines Knastes gefeiert.
Aber zurück zu Prince William – bis auf dass man von seinem Besuch in den Medien gehört hat, haben wir nichts davon mitbekommen. Es ist aber auch interessant, dass Australien nicht mehr ganz so viel auf das Land seiner Gründungsväter gibt. Aber wenn der vermeintlich zukünftige englische König „zur Übung“ für seine künftigen Ämter hierher kommt, fühlt man sich gebauchpinselt… Nein, eigentlich hab ich inzwischen ehr den Eindruck, wenn sich jemand auch nur ein wenig Mühe gibt, wird das von den Leuten hier unterstützt.
So erlebt am Samstag im Olympic Park zu Sydney, wo der BDO (Big Day Out) stattfand. Der BDO ist die australische nett-Version vom Rock am Ring. Ein Musikfestival, das durch die grösseren Städte Neuseelands und vor allem Australiens tourt. Dabei sind hauptsächlich sehr viele kleinere und jüngere australische Bands, aber auch einige internationale Stars der Pop-, Rock- und Rapmusik.
Es war endlich mal eine australische Veranstaltung – man sah so gut wie keine Asiaten, die ansonsten Sydney ja ganz gut und fest in der Hand zu haben scheinen.
Und so tingelte man zwischen den verschiedenen (acht) Bühnen rum, schaute sich den einen oder anderen Interpreten an und feierte eigentlich so ziemlich jeden, der auf der Bühne stand. Es war halt so, dass auch viele nicht so ganz tolle Bands vom Publikum grosse Unterstützung fanden. Wohl in der Hoffnung sie zu grösseren und somit hoffentlich auch besseren Taten zu ermutigen.
Lutz und ich hatten ja auch Karten. Hauptsächlich, weil ich es im November ja nicht schaffen konnte, mit Susi und Peter nach Köln zu Muse zu fahren. Muse waren hier ein Teil des Programms.
Man hatte in einem Stadion im Olympic Park zwei Bühnen aufgebaut, so dass das Programm nahtlos ineinander übergehen konnte. Während wir darauf warteten, dass Lily Allen auf der linken (orange) Bühne singen würde, mussten wir noch Dizzee Rascal (rechts, blaue Bühne) mit seinem Rap über uns ergehen lassen. Na ja, die erste halbe Stunde war fürchterlich. Aber in der zweiten halben Stunde spielte er dann Lieder, die hier im Radio hoch- und runtergedudelt werden. Dann ging es wieder ein wenig.
Lily Allen war sehr nett anzusehen. Sie hat ihre Show sehr nett und sympathisch rübergebracht. Es gab relativ zum Schluss trotz grosserem Sicherheitsaufkommen einen „stage invader“. Keine Ahnung, wie er es schaffen konnte, aus dem Publikum, durch diesen „Graben“ vor der Bühne, auf die Bühne zu kommen. Et Lily war völlig von den Socken, dass sie ihr Lied nicht zu Ende singen konnte. Bis zum nächsten Lied hatte sie sich wieder gefangen und weitergings.
Clive Harris mussten wir natürlich auch sehen, da der ja der Interpret unseres liebsten Rumalberlied „Acceptable in the 80´s“ bei den Ravin´ Rabbids auf der Wii ist. Der spielte in einer riesigen Halle, die so gross und vor allem so hoch war, dass man dort noch ein Riesenrad aufgebaut hatte.
Ansonsten haben wir noch Bands wie Kasabian und australische Bands wie Eskimo Joe, Hilltop Hoods und Powderfinger gesehen – zumindestens teilweise, weil man ja auch noch gucken wollte, was es sonst noch gibt.
Bei den Essenständen sind immer wieder gerne Anbieter von „German Gourmet Sausages“ (Brat- und Weisswurst) dabei. So auch beim BDO. Bei dem dortigen Stand wurden die Weischwürschtl als „favorite German“ angepriesen. Ich weiss ja nicht. So eine schöne Currywurst hat ja auch was für sich!
Um Alkohol kaufen zu können, brauchte man ein rotglitzerndes Armband, was man an einer bestimmten Stelle bekam, wo man mit „Foto-ID“ nachweisen musste, dass man schon alt genug ist - dass man dem Gesetz nach schon Alkohol trinken dürfte. Auch Leute, die definitiv schon über ihr vierzigstes Lebensjahr hinaus waren, rannten mit so einem Ding rum…
Da eine Dose (!) Bier schon acht Dollar kostete, haben wir uns darauf beschränkt, unsere beiden 1,5 Liter Wasserflaschen zu leeren. Die konnte man auch wieder an diversen Wasserstellen kostenlos nachfüllen.
Das war auch bei anfangs 43 °C dringend nötig! Hier in Wollstonecraft war es, als wir am späten Mittag loszogen, bedeckt, drückend warm und still. Kein Mensch ausser uns war unterwegs. Kein Vogel zu hören.
In der Bahn änderte sich das. Ich mein, das war toll. Als wir dort reinkamen, war es dort angenehm kalt wie in einem Kühlschrank. Je mehr wir durch Sydney fuhren, desto voller wurde der Zug. Aber so super, wie man hier solche Festivitäten organisiert, war es überhaupt kein Problem, dass die „normalen“ Reisenden und die Festivalbesucher alle mitkamen. Zum Glück gab es nachmittags noch einen ordentlichen Wolkenbruch, dass es danach erträglich warm war. Und auch die Heimreise war wirklich prima organisiert.
Aber soweit sind wir ja noch nicht. Lutz konnte an Muse ja überhaupt keinen Gefallen finden und meinte irgendwann, man könne sich doch mal langsam auf den Weg gen Heimat machen, bevor alle anderen auch auf die Idee kämen. Das konnte ich ja nicht auf mir sitzen lassen. Auch wenn ich die Hälfte der Lieder von Muse nicht kannte, weil ich das neue Album noch nicht kenne. Aber ich hatte die Hoffnung auf das eine oder andere mir bekannte Lied. Und wir hatten die Karten ja damals hauptsächlich wegen „denen“ bestellt. Nääää! Lass uns noch was bleiben! Mein Vorschlag zur Güte, eine Viertelstunde vor Konzertende abzuziehen, wollte Lutz dann auch nicht mehr hören und so haben wir dann auch noch die Muse-Version von AC/DC´s „Back to Black“ mit irgendeinem australischen Sänger noch gehört. Lutz´s Kommentar „Na, das Beste, was die haben, ist ein schlechtes AC/DC-Cover!“. Ja ja. Gerockt hat es trotzdem!! Und Lily Allen hat ja auch Britany Spear´s „Womanizer“ gecovert…
Als Lutz es dann endlich geschafft hatte und wir auf dem Weg aus dem Stadion waren, wurde noch ein Feuerwerk abgebrannt. Da man hier ja wegen der Buschbrandgefahr nicht sein eigenes Feuerwerk machen darf und die immer und überall offiziell und von Fachleuten sind und man viel Geld investiert, sind die Feuerwerke hier auch immer grandios! Über den beiden Bühnen im Stadion und über den Tribünen wurden die Raketen nach oben gejagt und Flammen schossen kontrolliert von den Dächern. Als wir dachten „Das war jetzt das grosse Finale“, sind wir gegangen. Das grosse Finale haben wir aber Minuten später aus einiger Entfernung im Strom der „Rückreisenden“ mitbekommen.
Als wir auf dem Bahnsteig ankamen, war der völlig überfüllt mit Menschen und wir stellten uns schon mental darauf ein, noch bestimmt eine halbe Stunde dort warten zu müssen, bis wir mitkamen. Bis zehn Uhr abends fuhren die Züge alle Viertelstunde, danach alle zehn Minuten. Bei der Masse hatten wir trotzdem kaum Hoffnung, direkt mitzukommen. Nach drei Minuten warten kam dann der Zug. Ohne Absprache haben Lutz und ich uns für „aktives Anstehen“ entschieden und haben zugesehen, in einen der Waggons zu kommen. Geschafft! Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof konnten wir aber sehen, dass bis auf ein paar Männeckes ALLE im Zug waren!!!
Unterwegs haben wir noch eine Deutsche getroffen, die als Au Pair in Australien ist. In Port Macquarie. Na, schon mal gehört?
Und da ja sowieso nicht jeder Zug in Waverton oder Wollstonecraft hält – so auch nicht unserer von Samstagnacht – sind wir in North Sydney ausgestiegen. Wie schön, dass die Taxifahrer dort ihr Geschäft des Abends witterten und wir so im Nullkommanix zuhause waren, statt den Pac Highway noch hochlaufen zu müssen. Nach so einem langen Tag wäre das wahrscheinlich auch nicht mehr so ins Gewicht gefallen. Trotzdem war es schön. Dass wir aber völlig kaputt waren zeigte, dass wir Sonntag fast bis Mittag geschlafen haben und den restlichen Tag auch nichts grossartig gemacht haben.

Dann noch News von unseren Lories. Weintrauben sind noch toller als Äpfel! Da geht so ein kleinerer Lori auch mal auf Konfrontationskurs mit einer Taube, die einfach mal gucken wollte, ob das nicht auch was für sie ist. Das war echt zum Schiessen, wie die Lories gierig Äpfel und Weintrauben „massakrierten“ (von futtern oder fressen kann da selten die Rede sein), die Taube dazwischen wollte, ein Lori die Brust sekundenschnell schwoll und die Taube mit einem footballreifen „Bodycheck“ vom Balkon vertrieb. Wir hatten die Tränen in den Augen vor Lachen.

Und abschliessend noch, wie die Australier im eigenen Land veräppelt werden: In Ermangelung an Serrano-Schinken kaufen wir ja immer „Prosciutto“ für unsere Melonen. Serrano-Schinken findet man hier eigentlich nicht oder nur für sehr viel Geld. Aber halt Prosciutto, was ja eigentlich nur „Schinken“ auf Italienisch heisst. Hier im Aldi bekommt man den sogar gekocht – so wie man hier viele Fleisch-/Wurstwaren gekocht bekommt. Hört sich widerlich an. Sieht auch so aus. Was den Geschmackstest betrifft, weigern wir uns noch standhaft. Wie es der Zufall so will, ist der Prosciutto von der Firma „Hans“ der beste und der wird immer gekauft. Was wir aber erst die Tage festgestellt haben: Auch bei Schinken sollte man auf das Kleingedruckte achten!! So steht auf der Packung unter „Prosciutto“: „Spanish Style Sweet Serrano“!! Na, wer sich da wohl mehr aufregt? Die Australier, wenn sie merken, dass man sie veräppelt hat? Die Italiener? Oder die Spanier?

Soviel diesmal – nächste Woche kommt der grosse Bericht von unserem ersten Australia Day.

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