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Mittwoch, 20. Januar 2010

Banana Benders & Co.






Die letzte Woche durfte ich erstmal was bezüglich „Bewerben in Australien“ lernen. Man hat sich ja in Deutschland auch schon beworben und warum sollte das grossartig anders sein als australische Bewerbungen? Aber ein „Nerv-Telefonat“ bei einer Zeitarbeitsfirma à la „Letzte Woche hattet ihr keinen Job für mich. Wie schaut es jetzt aus?“ brachte da was Licht in die Angelegenheit. Mir wurde geraten, meine Bewerbung halt „australisch“ aufzubauen. Tips dazu, wie ich einen Lebenslauf als Text dann korrekt schreibe, würde ich im Internet finden. DORT hatte ich ja auch schon mal geschaut. Aber nur, welche Formulierungen für das Anschreiben gut wären…Also sass ich dann einen Tag daran, meinen Lebenslauf australisch als Text zu verfassen. Mir ist das ja schon was fremd, zu schreiben, was meine grössten Erfolge bei meinen Jobs war. Meine Güte – was schreibt man da so als Assistentin? Na ja, das eine oder andere ist mir noch eingefallen. Zeugnisse interessieren hier auch keinen. Kontaktdaten, wen der potentielle neue Chef als Referenz anrufen könnte, sind da wichtiger.Jetzt ist alles umgebastelt und der Erfolg bleibt weiterhin aus. Was aber u. U. auch daran liegt, dass bis nächste Woche Dienstag noch Ferien sind und somit wenig neues Personal gesucht wird. Ich bleib dran!!

Auch hier bekommen wir ja ein wöchtenliches Käseblättchen – den Daily Mosman. Da steht halt alles mögliche Wichtige und Unwichtige von der North Shore drin. Letzte Woche war aber auch was höchst Interessantes zu lesen! Das erinnerte ein wenig daran, wenn Diana in Solingen wieder von einer Fettabscheiderkontrolle kam und erzählte „In dem und dem Restaurant geh ICH nicht mehr essen!! Was ich da alles gesehen hab!“.
Und wo in Deutschland in einem Artikel gerade stehen würde, dass Restaurants auf ihre Sauberkeit getestet worden sind, werden hier sogar Name, Adresse, warum das Restaurant aufgefallen ist und wie hoch die zu zahlende Strafe ausgefallen ist aufgeführt.
Es waren auch zwei dabei, wo wir schon mal hin gehen. Zum Glück ging es bei beiden aber nur um ungeeignete Vorratsbehältnisse. Andere sind auch/noch wegen Ungeziefer in der Speisekammer, in der Küche oder in den Bewirtungsräumen aufgefallen. Oder die Sauberkeit der Tische u. ä. liessen zu wünschen übrig.
Ich persönlich geh bei einer Bäckerei in Crows Nest nichts kaufen – ich hab das noch nie und werde es auf keinen Fall! Irgendwann als ich mal dort vorbei kam, tapste eine Taube vor dem Tresen rum und pickte was auch immer sie da fand. Und zwar so, dass die beiden Ladies hinter dem Tresen das Vieh eigentlich hätten sehen müssen. Sie haben es ehr ignoriert. Vielleicht haben sie die Taube ja auch noch gefüttert?!

Freitagabend ging es dann mit dem Flieger nach Brisbane zu den banana bendern, wie der Queensländer in Australien ja schlicht genannt wird. Peter besuchen. Seine Familie ist ja noch ein paar Tage in Deutschland und so haben wir ihm ein wenig beim Bekämpfen der Langeweile geholfen.
Da wir alle noch nichts zu Abend gegessen hatten, sind wir erstmal in die Stadt gefahren. Dort gab es ein nettes Restaurant am Fluss.
Es ist bekannt dafür, dass es hervorragende Meeresfrüchte anbietet. Und da wir ja in Queensland und mit Brisbane fast in der Nähe der Moreton Bay waren, kamen wir nicht drumherum, einen Moreton Bay Bug zu probieren.
Die Bucht ist wohl nach einem Herrn Morton benannt worden. Den Schreibfehler mit dem „e“ gab es wohl schon zu Zeiten des Herrn Cook und wurde bis heute und wohl noch weiter beibehalten.
Bei dem Bug handelt es sich um einen in der Bucht vorkommenden scherenlosen Hummer. Aber mal ehrlich: So ein richtiger Hummer ist leckerer! Das finden die Leute von der Moreton Bay natürlich ganz und gar nicht.
Und da es auch tolle Steak-Angebote gab, haben wir aber alle als Hauptspeise Fleisch bestellt. Das war wirklich hervoragend!
Nach einem „stroll“ den Fluss entlang und einem Absacker bei Peter vor der Garage ging es dann ins Bettchen. Wir mussten vor der Garage sitzen, weil die Farbe der frisch gestrichenen Veranda noch feucht war, was der Sache aber keinen Abbruch getan hat.

Am nächsten Morgen wurden wir dann auch pünktlich um fünf wieder geweckt. Also, hier in Newsouthwales wäre es schon eine Stunde später gewesen. Aber es gibt da so eine Geschichte, dass die queensländischen Kühe nicht an die Zeitumstellung gewöhnt werden könnten, weil die Milch sonst schlecht würde und daher gibt es in Queensland nur die eine Zeit. Und dort wissen die Tiere dann auch, wann fünf Uhr ist. Wie ja schon Weihnachten bei Dean festgestellt, sind Kakadus wesentlich schlimmer als Lachende Hänse. Und bei Peter fielen die dann morgens auch lautstark in den Bäume ein. Hmpf… Hier zuhause hören wir Hans morgensfrüh schon gar nicht mehr. Also: Wir schaffen es inzwischen, ihn zu überschlafen. Das ging bei den Kakadus nicht. Und Peter meinte, er würde auch nach anderthalb Jahren davon noch immer wach. Was haben wir es hier da gut!

Und da im südlichen Queensland ja schönster Sommer ist, haben wir Peter´s Jetski hinter´s Auto gespannt und sind an die Sunshine Coast gefahren.
Das war richtig schön! In einer Flussmündung konnte man sich mit seinen Wassersportgeräten austoben. Viele Familien waren dort mit ihrem Boot. Manche fuhren einfach nur so was rum, andere zogen noch jemanden auf Wasserskiern oder einem Donut hinter dem Boot her. Man konnte dem Fluss noch was hoch in die Mangroven folgen. Wahrscheinlich stundenlang. Wir haben es aber dabei belassen, mit dem Jetski um ein paar Kurven zu fahren und dann zurück zu kommen.
Nachdem jeder mal eine Runde gefahren ist, während die anderen gemütlich unter einem Baum sitzend warteten, haben wir uns bei anderen Wassersportlern einen Donut geliehen. Also die Fortentwicklung des Treckerreifens. Das hat richtig Spass gemacht so hinter dem Jetski herzuschliddern.
Peter konnte es sich nicht entgehen lassen, die Chance zu nutzen, mit Lutz auszuprobieren, ob sich der Jetski nicht auch zum Wasserskifahren eignet. Dafür hatte er seinen Trickski eingepackt. Und damit ist es wohl noch ein wenig kniffeliger. Aber die beiden haben es geschafft. Lutz ist prima gefahren und Peter ist dahinter toll mit seinem Ski her.
Da wir ja schon eine Weile da waren und schon alles ausprobiert haben, sind wir dann zu dritt auf den Jetski zum offenen Meer gefahren. Das war schon eine Herausforderung alle erstmal auf das Ding zu bekommen! Aber wir haben es geschafft und so konnte es losgehen.
Nachdem ich seit Anfang der Neunziger ja schon öfters am Pazifik gewesen bin und meine Füsse reingehalten habe, habe ich es nun endlich geschafft, darin zu baden! Es war ja auch warm wie im Babybecken.
Wir haben ein wenig uns im Wasser treiben lassen – das ging dank dem hohen Salzgehalt super und war herrlich entspannend. Während ich damit nicht mehr aufhören konnte, haben Lutz und Peter am Strand was gelegen. Sehr lustig war eine Frau, die mit ihrem wohl Enkel so ihre Probleme hatte. Der wollte ins Wasser. Sie wollte das nicht.
Und dann wollten wir zurück zum Auto. Ja… In der Flussmündung hatten wir ja nur den Wellengang durch die Boote. Jetzt hatten wir richtig Wellengang. Keine Ahnung, ob jemand unsere Versuche gefilmt hat. Aber so wie sich das Gelächter anhörte, hatten die Leute am Strand genauso viel Spass an unserer unfreiwilligen Darbietung wie wir. Immer wenn der dritte von uns auf den Jetski steigen wollte, kippte die Chose um – alle ins Wasser. Keine Ahnung, wie oft wir das versucht haben. Und immer andere Sitzkombinationen. Auch keine Ahnung, warum es aufeinmal geklappt hat. Aber tatsächlich, als wir schon kurz davor waren, uns in zwei Touren zurück zu bringen, klappte es doch und wir konnten wieder zurück nach Brisbane zum Abendgrillen.

Da wir es Sonntag relativ gemütlich haben angehen lassen und abends ja schon wieder nach Hause flogen, konnten wir natürlich nicht so ganz weit „reisen“. So sind wir zuerst zum „Lone Pine Koala Sanctuary“, einem Tierpark ganz in der Nähe von Peter´s Zuhause.
Das war wieder ganz nett: Alle australischen Tiere versammelt. Es gab Koala Präsentationen, Schäferhundvorführungen (also Shelties und Border Collies) mit anschliessendem Schafscheren, eine Greifvogelshow, Fütterungen. Leider waren wir zur Dingofütterung am Gehege, aber der arme offensichtlich hungrige Kerl im Käfig hat wohl zu einem späteren Zeitpunkt Futter bekommen. Man konnte sich mit Koala fotografieren lassen oder im grossen Gehege Kängurus und Emus – wie es sich gehört sind die beiden Wappentiere im selben Gehege – streicheln.
Gegenüber vom Dingo gab es noch eine Voliere mit zwei Kookaburras. Sehr lustig war, das auf einem Schild an der Voliere ein Link abgedruckt war, wo man einen Klingelton für sein Handy herunterladen konnte: Hans´ Gelache. Lutz konnte sich das nicht nehmen lassen und hat den „Lachton“ auf sein Handy geladen. Aber wahrscheinlich machen das jeden Tag x Leute und entsprechend gelangweilt sassen die beiden Vögel auf ihren Ästen, während das Gelächter aus dem Handy erscholl.
Sehr gespannt waren wir aber auf die Fütterung „wilder“ Lories! Einerseits natürlich wie viele Lories kämen und andererseits waren wir natürlich auch neugierig, was so ein Tierpark den Vögelchen zum Futtern anbietet. Pünktlich um drei Uhr haben wir uns mit jedermenge anderer Leute an der Futterstelle eingefunden. Dort füllte eine Tierpflegerin verschiedene Schalen, die die Besucher später dann mit Vögeln halten konnten, mit Haferschleim oder Haferflocken mit Milch. Ok, wir hatten ja auch schon bei Peter festgestellt, dass die Vögel auf seine Zufütterung nicht scharf seien, weil drumherum alles grünt und blüht und bestimmt noch toller als sein Vogelfutter ist. Und ähnliches sagte die Pflegerin dann auch: Dass es im Moment ein Überangebot der Natur geben würde und sie trotzdem hoffe, dass sich ein paar Lories einfinden würden. Was soll ich sagen… Da wir drei ja wussten, was bei uns auf dem Balkon abgehen kann, wenn es Apfel gibt, sind wir enttäuscht und gelangweilt von dannen gezogen. Zum Auto.
Wir hatten die Wahl zwischen „zum Meer fahren“ oder auf den „hohen Berg“, zu toller Aussicht und was essen. Für Essen sind Lutz und ich ja auch immer zu haben und haben dann halt für den Berg gestimmt. Der ist auch bei Peter quasi um die Ecke. Den ersten Abend hatte ich ja gesagt, Brisbane käm mir sehr flach vor. Ist es auch – wenn man oben auf dem Mount Coot-tha steht. Trotzdem gibt es dort schon einige ordentliche Erhebungen. Der Mount ist die mit Abstand höchste. Coot-tha kommt wohl von den
Aborigines und heisst soviel wie „Ort des Honigs“. Den haben wir dort aber vergebens gesucht.
Wenn man oben ankommt, hat man eine hervorragende Rundumsicht in die Ebene, wo sich dann auch Brisbane draus erhebt. Natürlich hat man dort auch ein Restaurant gebaut. Die Terrasse war sehr schön und man konnte von dort aus auch prima in die Ferne schauen. Dort haben wir ein Weilchen den Tag und das Essen genossen, bevor es zum Flughafen und ab nach Hause ging.

Zuhause angekommen, mussten wir dann feststellen, dass die Natur sich was ausgebreitet hatte. Da wir vor einer Weile schon mal eine Kakerlake in der Küche hatten, hatten wir vor der Abreise die Küche in allen Ecken und Fugen und Flächen mit „Kakerlaken-Tod“ besprüht.
In der Erwartung, dass die eine oder andere tot auf dem Küchenboden liegen würde, hab ich langsam die Küchentür geöffnet und Licht angemacht. Es war fast wie bei Michael Mittermeier (http://www.youtube.com/watch?v=KPJV838sRJU): Eine Kakerlake sass neben der Kaffeemaschine und es fehlte nur noch, dass sie mich begrüsst hätte. Dazu kam sie aber nicht mehr – Lutz hat ihr eine Freifahrt durch die Kanalisation spendiert.
Lutz hatte aus dem Internet die letzte Sendung „Harald Schmidt“ aufgenommen gehabt. Die haben wir uns dann zur Entspannung erstmal angeschaut. Herr Schmidt und die ARD hatten sich als Gag einfallen lassen, wegen der Kälte in Deutschland den Bildschirm kurz „einfrieren“ zu lassen. Wir hier in Australien kamen uns irgendwie veräppelt vor…
Aber: Back to nature! Kurz bevor wir ins Bett gingen, ging es damit erstmal noch weiter. Wahrscheinlich wollte ich nur gucken, ob noch so ein Kakerlakenvieh auf dem Balkon säss und die in den Steinen gespeicherte Wärme geniessen würde. Aber dort war eine dicke Spinne gerade dabei, quer über den Balkon ein Netz zu spinnen. Ok, für die Nacht und den halben nächsten Vormittag durfte sie dort bleiben. Aber als ich mit der frischen Wäsche kam, musste sie umziehen. Keine Ahnung, wo sie nun lebt. Ich hab sie, nachdem ich mit dem Schrubber das Netz entfernt und die Spinne nach unten in den Vorgarten befördert hab, nicht mehr gesehen.
Soviel Glück hatte eine andere Kakerlake nicht. Sonntag auf dem Weg zum Bett sass noch eine im Flur neben dem Badezimmer. Wahrscheinlich ist sie durch einen der Abflüsse hoch. Hier gibt es ja auch keine Siebe in den Rohren. Es gibt nur das Rohr und einen Deckel und fertig. Und die Schlitze von dem Deckel – na ja, da passen auch noch dicke Kakerlaken durch. Normalerweise kommen die Viecher wohl nicht so weit, weil immer mal Wasser durch die Rohre schwallt. Die eine hat es über´s Wochenende geschafft – bis Lutz auch ihr eine Freifahrt durch die Kanalisation spendierte.
Seit Sonntag haben wir hier aber nur noch die erwünschten Tierchen (Lories) gesehen. Puh!

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