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Mittwoch, 6. Januar 2010

Frohes neues Jahr, lieber Leser =o)






Wieder ist eine Woche rum in Australien und man hat den Eindruck, die Zeit verfliegt hier schneller als in Deutschland. Es ist halt so wie mit allem schönen: Dort sind die „Zeitdiebe“ als erstes…

Noch eben für den interessierten Leser: Der Sieger der Sydney Horbart Regatta hat das Ziel nach zwei Tagen und neun Stunden am Montagabend erreicht. Der letzte hat etwa die doppelte Zeit gebraucht. Segeln scheint viel mit Glück und dem richtigen Riecher zusammen zu hängen.

Anfang der letzten Woche war es vom Wetter her noch immer kalt und regnerisch, dass wir uns zur Abendunterhaltung an unsere Wii erinnert haben. Die „Spielsucht“ konnte aber nicht lange anhalten, da Dienstag sich kurz aber schlagartig der Sommer zurückmeldete. Das haben Lutz und ich genutzt, um Strände zu erkunden. So ging es dann an Manly vorbei hoch an die Northern Beaches, nach Dee Why. Dort gibt es eine wunderschöne Lagune mit einem sehr schönen Strand davor. Das haben sich diverse Kitesurfer auch gedacht. Die tummeln sich dort zuhauf. Wir selber sind nur ein wenig den Strand entlang spaziert und haben die Temperatur des Pazifiks überprüft, der noch immer reichlich frisch ist.
Anschliessend sind wir noch an den Hauptstrand von Dee Why gefahren. Dort war mehr los. Na ja, dort wohnen viele Leute auch näher und es gibt Cafés und Bars. Das ist dann ja schon attraktiver als nur „die eine Bude“ am Kitesurfer-Strand. Insgesamt interessant ist aber auch, dass es sehr viele Leute gab, denen das Meer überhaupt nicht zu frisch war. Einige schwammen am Strand im Meer und andere nutzten das rock pool. Das ist ein Schwimmbecken, das auf den Felsen gebaut wurde und was durch die Flut immer gefüllt wird. Das hat den Charme, dass man einerseits schon irgendwie im Meer badet, man sich aber keine Sorgen um unangenehme Mitschwimmer in Form von Haien, Rochen, Quallen und ähnlichen machen braucht. Diese rock pools findet man überall entlang der Küste.
 

Dann gilt diese Woche ein grösseres Kapitel unseren Lories.
Wir hatten uns ja gewundert, warum ein Paar immer still und heimlich ankam, sich vollfutterte und wieder verschwand. Des Rätsels Lösung kam dann letzte Woche, als die beiden ihren Nachwuchs mitbrachten. Das war schon lustig mitanzuschauen, wie die vier sich über den Apfel hermachten und andere Ankömmlinge vertrieben. Die Kleinen waren eigentlich schon so gross wie ihre Alten. Aber anhand ihrer Flugkünste konnte man dann schon sehen, dass sie gerade erst flügge waren. Die Alten haben auch gar keine Ruhe und wahrscheinlich auch selbst sehr wenig Apfel bekommen. So gross wie die Babies waren. Aber nachdem auf der Balkonbrüstung kein Apfel mehr zu finden war, hat man dann rumgekieckst und bei den Eltern gebettelt, dass sie noch Hunger hätten. Und auch Papageieneltern fühlen sich da verpflichtet. Sie hatten da schon vorgesorgt und uns ist nicht klar, ob sie überhaupt was selber gefuttert hatten, so viel wie sie aus ihrem Kropf wieder hervorbrachten.
Da ja unsere mitfütternde Nachbarschaft in Urlaub ist, hatten wir es Neujahr ehr für einen Zufall gehalten, dass ein Lori sehr zutraulich wurde. Ich hatte spassenshalber meine mit Apfelstücken gefüllte Hand den Papageien hingehalten und einer kam auf die Hand und anschliessend auf meine Schulter, wo er dann einen „privilegierten“ Futterplatz hatte. Denn natürlich konnte ich es nicht lassen und hab ihn gefüttert.
Ja, Neujahr haben wir es noch für Zufall gehalten. Aber am Sonntag, als ich einen Viertelapfel rauslegte, flog mir ein Vogel direkt auf den Kopf. So schnell hatte Lutz die Kamera nicht parat. Na ja, er hat schon sehr viele Bilder insgesamt davon gemacht. Wie auch immer: Loris sind Australier und damit auch Pragmaten – was der eine kann, können die anderen auch. Und so hatte ich dann aufeinmal vier bis fünf Loris auf dem Arm und auf der Hand.
Mal sehen, wie das weitergeht, wenn unsere Nachbarn wieder mitfüttern.

Am 26. Januar sind hier nicht nur die Sommerferien vorbei, sondern es ist auch der Nationalfeiertag (Australia Day) und so hat man dann in den Geschäften nach Weihnachten direkt umgebaut und bietet nun „patriotische“ Waren an: Burgerfrikadellen, die aussehen wie die australische Karte, wobei Tasmanien irgendwie fehlt. Das muss man dann zwischen den Brötchenhälften vielleicht mit einer Cherrytomate kompensieren? Es gibt überall noch mehr als sonst Flaggen, Aufkleber, Hüte, Kappen, im Internet entsprechende Kontaktlinsen – alles im „australischen Design“. Wir sind ja mal gespannt. Sydney hat für den Tag ein grosses Programmangebot – mal sehen, was wir davon wahrnehmen.

Für das lange Silvesterwochenende hatten wir ja Besuch von Freund „banana bender“ (australischer Slang für jemanden, der aus Queensland kommt) Peter aus Brisbane. Der hatte ja seine Familie auf Heimaturlaub nach Deutschland geschickt und warum dann nicht zu uns kommen, um den Jahreswechsel zu feiern? Leider konnte er kein schönes Wetter mitbringen. Na ja, irgendwie ging es schon.
Als erstes hat Peter sich direkt Sorgen um Lutz und mich gemacht, dass wir hier so „deutsch“ eingerichtet sind. Er fragte sich, ob wir so viel Heimweh hätten, dass wir eine Kuckucksuhr und einen Solingen-Kalender in der Wohnung hängen haben und über´s Internet so viele deutsche Sendungen aufnehmen. Nein, durch diese Dinge hält sich unser Heimweh in Grenzen.

Nachmittags haben wir Silvester erstmal einen Zug durch die Gemeinde gemacht. Wir wollten mal sehen, wie voll es schon an den verschiedenen Punkten war, von wo aus man prima das Feuerwerk um die Harbour Bridge verfolgen konnte. So sind wir als erstes in die Richtung von unserem Fähranleger am Mc Mahons Point gewandert. Trotz Regen war es relativ warm und da man die Wärme und den Feuchtigkeitsverlust durch Schweiss nie unterschätzen sollte, sind wir erstmal auf ein kühles Blondes mit Einkehrschwung ins Commodore. Von der dortigen höherliegenden Terrasse konnte man sehr schön das Treiben beobachten, wie Menschenmassen, beladen mit Klappstühlen, Kühltaschen, Taschen, Decken u. ä. sich die Blues Point Road bergab zum Mc Mahons Point begaben. Das haben wir dann auch gemacht. So leer von Autos war die Strasse noch nie. Aber natürlich lag das daran, dass die Strassen rund um das Hafenufer gesperrt waren. Als wir unten am Wasser ankamen, tobte dort bereits die Menge: Die Wiese hatte kein freies Fleckchen mehr. Überall hatten Menschen ihre Stühle und Decken platziert und während die einen einfach ihre Zeit bis Mitternacht absassen, hatten andere schon ihre kleine Vorparty und auf der anderen Hafenseite gibt es in The Rocks eine Wiese, sie man gut von der North Shore aus sehen kann – es war halb vier und die Wiese war auch schon überfüllt mit Menschen.
An den „besseren“ Plätzen, von wo aus man das Feuerwerk sehen konnte, also alles näher um die Hafenbrücke herum, hatte man „managed areas“. Dort konnte man Essen und Getränke käuflich erwerben. Bei manchen Plätzen durfte man keinen Alkohol mitbringen, und/oder bei anderen war Glas verboten mitzubringen. Alles war australisch gesittet.
Eigentlich wollten wir noch bis Kirribilli und dort das Kirribilli Hotel für die nächste Flüssigkeitszufuhr ansteuern. Man hatte aber den Weg vom Mc Mahons Point zum Milsons Point am Luna Park gesperrt, so dass wir zu der umgebauten Kirche am Greenwood Plaza gegangen sind. Während wir noch immer die Ruhe weg hatten, strömten aus der Bahnstation North Sydney die Massen, um sich noch ein gutes Plätzchen für das Feuerwerk zu sichern.
Eigentlich muss man sich keine Sorgen machen – über das ganze Hafenbecken waren sieben Pontons verteilt, von denen aus synchron das Feuerwerk startete. Aber natürlich will man auch dem Feuerwerk nah sein, das von der Harbour Bridge abgefeuert wurde.
Zuhause haben wir dann erstmal zu abend gegessen und in bester deutscher Manier „Dinner for One“, das tatsächlich hier im Fernsehen ausgestrahlt wurde, geschaut. Um neun guckten wir uns noch das family fireworks im Fernsehen und über den Bäumen des Brennan Parks an, bevor wir uns gegen zehn, mit Piccolos „bewaffnet“, auf den Weg zum Balls Head Reserve gemacht haben.
Dort war schon einiges los. Aber wir haben noch ein tolles Plätzchen gefunden, von wo aus wir alles sehen konnten. Und um uns herum hörte man so viel Deutsch… Und ein wenig Französisch… Und tatsächlich auch ein bisschen Englisch. Und das an einem Fleck, wohin sich sonst höchst selten ein Sydney-Touri verläuft.
Jede halbe Stunde feuerte man von den Pontons Feuerwerksalven, mit Lichtschläuchen geschmückte Schiffe kreisten im Hafen und den eigentlichen Countdown haben wir gar nicht mitbekommen. Irgendwann startete das Feuerwerk, dem alle völlig gebannt folgten. Der eine oder andere besann sich und man wünschte sich ein gutes neues Jahr. Aber viele haben erstmal das Feuerwerk in vollen Zügen genossen, bevor man sich dann umarmte und sich ein frohes neues wünschte. Das war auch ok so. Wenn man immer denkt, dass sich das Feuerwerk nur um die Harbour Bridge abspielt, wurde man jetzt eines besseren belehrt: Rechts von uns war ja auch noch ein Ponton. Und wie gesagt, den ganzen Hafen entlang. Es war wirklich grandios!!!
Leider sind die Bilder und Filme, die wir gemacht haben, von der gleichen Qualität wie viele in YouTube: Unscharf und schlecht. Aber als Erinnerung sind sie dann doch noch schön.
Nach dem Feuerwerk raffte dann jeder schnell seine Sachen und ging nach Hause. Oder vielleicht noch in die Stadt zu einer Party.

Freitag sind wir zum Frühstück zum Fischmarkt „gefährt“ (<= von Fähre!! - haha). Es war ein wenig schwierig, unser gewohntes Fischmarkt-Frühstück zusammen zu bekommen. Unser Händler und einige andere hatten zu und ich hatte uns schon mit so einem riesigen Teller Frittiertem, den die Asiaten dort sehr gerne mögen, gesehen. Es hat aber doch alles noch geklappt und so gab es dann Garnelen, Sashimi und Sekt. Einzig auf den abschliessenden tollen Beerenjoghurt mussten wir verzichten. Mit Unterbrechungen in Cafés und im „Pumphouse“ (Bar/Restaurant) ging es über Darling Harbour durch die Chinesischen Gärten. Dort konnte man sich für 10 Dollar Kostüme leihen, um dann „altchinesisch“ durch die Gärten zu ziehen und sich von anderen Touries fotografieren zu lassen. Die Gärten sind wirklich schön und sie verströmen eine Ruhe, dass man sich etwas erschlagen vom regen Treiben fühlt, wenn man wieder rauskommt. Abends ging es zum Thai nach Waverton, der wieder hervorragend gekocht hat.

Für Samstag hatten wir ja überlegt, nach Penrith zu der Wasserskianlage zu fahren. Gesagt, getan. Nach dem Frühstück ging es los. Unterwegs, kurz vor Penrith, gab es einen Wolkenbruch, dass wir schon überlegten, was wir alternativ statt Wasserskifahren machen sollten. In die Blue Mountains zum Wandern weiterfahren war bei dem Regen keine gute Sache.
Aber der Regen war schnell vorbei. Und als wir für den ersten Start an der Wasserskiseilbahn standen, war das Wetter auch schon wieder ok. Während wir die gebuchte Stunde abfuhren, wurde es immer besser, so dass wir anschliessend noch was in der Sonne liegen konnten. Und das am 2. Januar!
Die Wasserskianlage ist toll – sie ist ja auch erst seit Ende November in Betrieb.
Während man sie in Deutschland begähnt hätte, wurden Lutz und Peter in Penrith wegen ihrer Trickskier bestaunt. Man muss dazu sagen: Dort fährt man entweder Wake- oder Kneeboard. Ich mit meinen Wasserskiern wurde zwar blöd angeschaut, dass ich darauf fahren kann, aber die Helden waren die beiden Trickskifahrer, die später sogar auf dem Wakeboard eine gute Figur machten. Insgesamt geht es dort noch sehr gesittet zu. Jeder fährt seine Runden. Keiner steht lange daneben und schwätzt, geschweige denn trinkt etwas wie wir es von Langenfeld kennen. So gesehen ist es dort was sportlicher.
Die Bahn an sich ist – wer sie kennt – ein wenig wie Bahn 4 in Langenfeld. Es gibt auch kleinere Seilbahnen, die einfach nur hin- und hergehen, damit die Wakeboarder dort ihre Sprünge üben können.
Und weil es so gesittet ist, hatten Lutz und Peter den Schalk im Nacken. Noch haben sie es nicht gewagt, mit anderen Fahrern Schabernak zu treiben. Bleibt abzuwarten, was sie sich beim nächsten Mal einfallen lassen.
Am späten Nachmittag ging es dann wieder gen Sydney und mit einem gemütlichen Abend mit Grillen, einer Exkursion durch die Rotweine Australiens und geselligem Beisammensein haben wir den Samstag ausklingen lassen.

Am Sonntag sind wir mal wieder nach Manly gefahren. Das mussten wir Peter halt mal zeigen. Von Manly aus kann man am Strand entlang zum Shelly Beach. Das ist dort richtig schnuckelig: Eine kleine geschützte Bucht mit Muschelstrand und Palmen. Und da es dort einige Korallen und ähnliches gibt, gibt es dort auch einige Taucher. Es ist auch ein guter Ausgangspunkt, um noch etwas die Küste entlang zu spazieren, um irgendwann auf dem North Head im Nationalpark anzukommen. Von dort aus hatten wir ja den Regattastart am Boxing Day gesehen.
Dort gibt es ein kleines Informationsbüro, wo man viel - oder für Lutz und mich „noch mehr“ – über den North Head erfährt. U. a. halt, dass dort um 1938 bis in die frühen 1960. etwa das australische Militär dort einen Stützpunkt hatte. Das kann man auch noch an den Gebäuden erkennen: Eine Kaserne.
Heute ist dort das Australian Army Artillery Museum untergebracht und einige Gebäude wurden für eine weitere Verwendung renoviert. In zweien ist die Polizei einquartiert, andere stehen noch zur Vermietung frei und in einem wird momentan die neueste Staffel zu der Serie „The biggest Loser“, eine Abnehmshow, die es ja auch in Deutschland gibt, gedreht. Also, die Teilnehmer wohnen während der Show, die ja über ein paar Wochen geht, in dem Haus auf dem North Head.

So ein Besuch ist auch immer ganz interessant. So merkten Lutz und ich halt streckenweise, dass etwas nicht „australisch“, sondern ehr newsouthwalisisch oder sydneyside-isch ist, wie zum Beispiel die Ausschnitte in Zäunen und Vordächern, damit Bäume dort weiterwachsen konnten, wo sie das schon immer getan haben. Dass es in Sydney viel mehr Kneipenleben gibt als in Brisbane. Oder, dass unser lachender Hans zwar was nervt, aber bei Peter in Brisbane gibt es wohl noch schlimmere von der Sorte. Die wissen auch, wann morgensfrüh fünf Uhr ist und landen (ja ja, schön Plural!) mit viel Lärm auf dem Blechdach direkt über dem Schlafzimmer. So gesehen haben wir ja doch richtig Glück mit unserem „Freund“ im Brennan Park! Und Peter weiss jetzt auch, dass man Lories nicht mit den teuren birdseeds aus dem bunnings (australischer Obi) lockt, sondern gerade mal einen Apfel dafür braucht. Mal sehen, was er von seinen ersten „Tests“ zu berichten weiss!

Nachdem Peter wieder auf dem Weg nach Brisbane war, sind Lutz und ich noch nach Crows Nest, um Marc zu treffen. Er ist ein ehemaliger Kollege von Lutz, der Australier mit deutschen Wurzeln ist, meistens in Malaysia lebt, aber noch eine Wohnung in unserem heissgeliebten Crows Nest hat. Bei dem Zufall und vor allem, dass Marc mal in Australien ist, musste man sich ja mal treffen. Zuletzt hatten wir ihn letztes Jahr im Winter in Solingen getroffen.
Auf der Suche nach einem Restaurant, erzählte Marc noch das eine oder andere. U. a. dass quasi neben der Druckerei, wo unsere Weihnachtskarten gedruckt wurden, früher ein Musikstudio war, wo AC/DC jahrelang ihre Alben aufgenommen hat.
Bei dem Restaurantangebot in Crows Nest ist es nicht immer einfach, was zu finden, was allen zu sagt. Aber es gibt einen neuen Japaner. Und da der mit BBQ und mal nicht mit Sushi ist, haben wir uns für den entschieden. Das ist dort richtig nett. Über den Tischen hängen Abzugsschächte für den Qualm der Grills. Das sind kleine Töpfe, auf deren Rost man sich Fleisch und Gemüse selber grillen kann. So hatten wir eine kleine Auswahl von allem möglichen. Sehr lecker und sehr gemütlich ist es dort und das war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir dort essen waren.

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