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Sonntag, 27. Dezember 2009

Von „crackers and presies“ und anderem










Kurz vor Weihnachten ging es hier dann doch noch rund. So einigermassen - vom Tempo her halt australisch gemütlich. Nur die Preise von Lebensmitteln verdoppelten und verdreifachten sich in den einen oder anderen Läden im Nullkommanix.
Als wir Dienstagabend, halt zwei Tage vor Heiligabend, noch schnell ein paar Lebensmittel einkaufen waren, hatten wir eigentlich mit Menschenmassen im Supermarkt gerechnet. Vielleicht waren wir zu spät und der Andrang schon wieder abgeflaut. Jedenfalls war es so wie immer beim Einkaufen… Nicht mehr, aber auch nicht weniger Leute als sonst.
Und jedes Kind von Crows Nest, das sowohl ein tragbares Instrument relativ spielen konnte, als es auch hatte, schien sich dort zwischen den Geschäften eingefunden zu haben. Praktischerweise sind ja jetzt auch Sommerferien. An jeder Ecke erklangen mal mehr, mal weniger gut gespielte Weihnachtslieder, so dass man so manchem schon Geld zustecken wollte. Auch wenn es gemein klingt: Ich hätte Geld für besseren oder mehr Musikunterricht gegeben!
Andere – Erwachsene natürlich! - hatten ihren Autos Rentiergeweihe aus Plüsch „angezogen“ – so wie man die Fahnen an die Autoscheiben steckt, macht man das auch mit den Geweihen. Im Verhältnis zu den Autos, selbst wenn es nur sehr kleine Autos waren, waren die Dinger aber reichlich mickrig. Was soll´s - grösser wäre dann wahrscheinlich weniger verkehrstauglich… Manche hatten zu dem Geweih sogar noch eine rote Plüsch-Rudolf-Rentier-Nase am Kühler hängen!! 
Und auf Nova, dem australischen 1Live, wurde man nicht müde, sich über Tiger Woods lustig zu machen, wie „er“ „I´m dreaming of a white mistress“ singt.

Bei „unseren“ Papageien gibt es eine interessante Beobachtung: Ein Pärchen kommt immer vorbei und schaut, ob es Apfel gibt und zwar NUR Apfel! In Erdbeeren, Bananen, Möhren o. ä. wird mal kurz lustlos reingebissen und dann wieder Apfel eingefordert. Offensichtlich ist das Futterangebot gross genug, dass man auf Erdbeeren, Bananen, Möhren o. ä. nicht angewiesen ist und gerne verzichtet, denn auch die anderen Loris wollen nur Apfel. Gibt es keinen Apfel, fliegt man halt weiter.
Aber zurück zu dem Pärchen: Es macht sich relativ leise bemerkbar. Falls es keinen Apfel gibt, zockelt man – wie erwähnt - weiter. Fütterungszeiten sind halt wenn nur abends, auch wenn wir sonst tagsüber mal da sind. Falls es doch Apfel gibt, sind beide ganz stickum und futtern leise vor sich hin. Vor nicht all zu langer Zeit wurde noch lauthals durch die Nachbarschaft gerufen „Hier gibt es Apfel/was leckeres“ – so also unsere vermutete Übersetzung ‚Papagei => Mensch’. Nun gibt man sich egoistisch und geniesst klammheimlich. Gute Beobachter unter den Papageien kriegen den Alleingang natürlich spitz und kommen angeflogen. Wenn sie jedoch hier angekommen sind, halten auch sie soweit den Schnabel, dass keine lauten Töne rauskommen, man aber noch Apfel geniessen kann. Das ist echt lustig, wie sie sich zwischendurch mit leiser Stimme zu unterhalten scheinen.

Zum Thema „Post“ gibt es diese Woche auch wieder was: Erstmal vielen Dank an all die, die uns Weihnachtskarten geschickt haben. Es sind einige angekommen – trotz dass hier ein paar Tage lang die Briefträger gestreikt haben. Na ja, wie auch immer: Wir haben uns unheimlich gefreut und natürlich stehen sie alle zusammen auf unserem Wohnzimmer“sideboard“.
Ansonsten hat das andere mit der Post so richtig auch nicht zu tun, ausser dass es angekommen ist. Lutz hatte ja seine Mitgliedschaft beim ADAC gekündigt. Die läuft aber erst irgendwann nächstes Jahr aus. Da hat er doch tatsächlich eine „Motorwelt“ hierher geschickt bekommen!! Der ADAC scheut keine Kosten und Mühen. Und so manch einer wundert sich über die Beitragshöhe…

Dann, liebe Eltern, hatte ich die Tage am Telefon Quatsch erzählt. Ich korrigiere mich jetzt hier, weil das vielleicht auch andere interessiert. DOCH! Hier in der Nähe sind Aborigine-Ausgrabungsstellen. Am Balls Head Reserve ist die Strasse an einer Stelle gesperrt, weil man dort eigentlich was gegen die dort stattfindende Wasserunterspülung machen wollte. Aber man ist auf von Aborigines vor x Jahrtausenden bearbeitete Steine gestossen und so kann man als Autofahrer froh sein, dass es auf der anderen Seite der Wiese noch eine Strasse ins Reserve gibt. Die Fussgänger können einfach um die Stelle herumlaufen. Andererseits hätten die findigen Australier schon eine Lösung für alle gefunden, wenn es nur die eine Strasse mit der Ausgrabungsstelle auf die Halbinsel vom Balls Head gegeben hätte.
Und auch am Berry Island gibt es freigelegte Steine, wovor Informationstafeln den Interessierten jeweilig informieren.
Hier in North Sydney und Umgebung gab es wohl die „Guringai People“, wonach auch eine nördlichere Gemeinde benannt worden ist: Ku-Ring-Gai.
Falls jemand noch mehr dazu nachlesen möchte, findet er mehr als genug im Internet unter http://www.aboriginalheritage.org/. Oder er besucht uns und wir fahren nach Northbridge zum AHO – Aboriginal Heritage Office.

Dann kam Weihnachten.
Aber bei weitem nicht so warm wie erwartet. Bronja hat Freunde aus Hamburg da, die direkt maulten, dass es keine 40 °C warm wäre. Mit viel Glück hat man an einem Tag mal 28 °C. Das ist aber eher selten. Die Regel sind momentan 22 °C oder weniger und viel Regen.
Und Wind! Eigentlich wollten Lutz und ich nach Kirribilli laufen. Dort wohnt Dieter mit seiner Familie und man hatte uns zum Abendessen eingeladen, weil man dort auch noch ein wenig deutsche Weihnachten feiert. Na ja, jedenfalls sind wir doch mit dem Auto gefahren, weil es definitiv viel zu windig war. Und wir waren nicht so sicher, dass es nicht doch anfangen würde zu regnen.
Bei Dieter war dann reges Treiben. Seine Kinder und Schwiegerkinder waren in den letzten Zügen der Essensvorbereitung, so dass man uns zunächst mit Dieter und je einem Getränk „abschob“.
So durch und durch deutsch war Heiligabend dann nicht. Natürlich nicht! Schliesslich ist Chris Engländerin und so zogen wir vor dem Essen erstmal alle an den Crackern. Das sind mit Kleinigkeiten und Witzen oder lustigen Sprüchen gefüllte „Bonbons“, die beim Zerreissen halt krachen sollen. Und immer ist eine Papierkrone dabei. So sassen wir dann zur Vorspeise mit den Kronen auf dem Kopf und verlasen, was jeder so im Cracker gehabt hat.
Und auch wenn alle Australier meinen, ihr Weihnachten sei zu warm für warmes Essen, man würde nur Salat essen: Bei Chris und Dieter gab es Truthahn. Traditionell englisch mit Würstchen und Schinkenspeck. Alles in allem sehr lecker und sehr viel.
Der Nachtisch war der Knaller: Eine Eisbombe! Also, hatte man nach dem Hauptgang keinen Platz mehr im Magen, so hat man aber doch noch ein Plätzchen gefunden, um doch was von der Eisbombe zu essen. Und nachzufassen!
Dadurch dass das Essen gemütlich war, war es schon sehr spät, als wir unseren Kaffee ausgetrunken hatten. Und da wir am nächsten Tag um elf Uhr schon wieder in Elanora Heights bei Leanne und Dean sein mussten, sind wir gegen Mitternacht wieder zuhause gewesen.

Auf dem Weg zu Leanne und Dean fährt man ein wenig durch´s Grüne und überall blühte es blau aus den Gebüschen: Clematis rankte sich überall durch. Das sah sagenhaft aus! Die beiden, Leanne und Dean, hatten ausser uns noch Leanne´s Eltern, ihre Schwester mit Familie und Leanne´s Söhne eingeladen. Nach der deutschen Weihnacht gab es jetzt die australische. Alle hofften, dass sich das Wetter hielt, da die Tafel auf der Terrasse gedeckt worden war.
Und man gab sich alle Mühe, dass wir den richtigen Eindruck von „australischer Weihnacht“ bekamen: Nach einem Empfangssektchen mit Happen gab es presies. Der Australier verniedlicht ja vieles bis alles. So gab es dann an chrissie (Christmas) presies (presents = Geschenke). Auch für Lutz und mich fand Santa Dean eine Kleinigkeit in dem grossen Geschenkberg.
Dann ging es gemütlich weiter. Die einen befassten sich mit ihren Geschenken, die anderen sassen auf der Terrasse oder im Garten und unterhielten sich, Leanne wirbelte in der Küche und bezog immermal den einen oder anderen in die Vorbereitungen ein.
Irgendwann war alles auf dem Tisch und bevor wir essen konnten, wurden auch hier an Crackern gezogen. Und zum zweiten Mal in etwas mehr als zwölf Stunden gab es Truthahn. Das war aber weiterhin nicht schlimm, da es eine andere Füllung, anderes Gemüse, keine Würstchen, aber Schweinebraten und sehr krossen Schinkenspeck gab. Also: Alles ein bisschen anders.
Wie gut, dass die Terrasse bei Leanne und Dean überdacht ist! Zwischenzeitlich fing es an zu regnen. Aber wir mussten nicht fluchtartig alles nach drinnen räumen. Ein wenig windig war es. Aber so richtig Abbruch hat es unserer Gemütlichkeit nicht getan.
Für den Nachtisch hatte Leanne´s Mutter den traditionellen englischen Nachtisch zubereitet: Einen Plumpudding. Und entgegen irgendwelcher Erzählungen, die ich vor Jahren schon gehört hab, fand ich ihn gar nicht so übel. Eigentlich sogar richtig lecker. Auch Lutz, der vorher befand, dass das nichts für ihn sei, musste nachfassen. Da es dann schon später Nachmittag war, fand Leanne, man könne jetzt nahtlos zum Kaffeetrinken übergehen und präsentierte ihren Christmas Cake. Der war auch sehr lecker. Aber auch sehr sehr süss.
Lutz und ich haben uns mit Zuckerschock von der Sippschaft verabschiedet und waren erstaunt, dass es schon abend war, als wir uns wieder gen Heimat auf den Weg machten.
Ach ja, und unser „Freund“ Hans (der lachende) ist eigentlich halb so schlimm! …wenn man ihn mit Kakadus vergleicht. Bei Leanne und Dean gibt es sehr viele Kakadus und die sind um einiges lauter, als ein einzelner Kookaburra. Bloss sind die Papageien nachts still, während Hans dann gerne krakeelt.

Was in Deutschland „zweiten Weihnachten“ ist, ist in der englischsprachigen Welt der Boxing Day. Nette Geschichte am Rande dazu erzählte eine der Nichten von Leanne: Weihnachten feierten die Kängurus alle miteinander und vertrugen sich, dass es eine Freude war. Doch am nächsten Tag gab es nur Streit. Was war passiert? – Na, es war Boxing Day. Und Kängurus sind Weltklasseboxer! Hier in den Souvenirshops haben viele Plüschkängurus Boxhandschuhe an.
Normalerweise werden an Boxing Day wohl die Geschenke umgetauscht, die nicht gefallen haben. Das heisst, gibt es dann schon Artikel mit Rabatt, so dass einige hier zwar ihr Geschenk mögen, es aber umtauschen und wieder kaufen. Dann ist nämlich schon der Rabatt darauf und den spart man doch gerne ein bzw. nimmt gerne das Extrageld mit.
In Australien geht man aber traditionell auch mit einem Weihnachtsbaum an den Strand. Das hatten wir ursprünglich vorgehabt, bis Dieter uns ja wärmstens empfohl, uns den Start des „Sydney to Hobart Yacht Race“ von irgendeinem schönen Plätzchen am Hafenrand, der streckenweise ja schön grün ist, aus anzuschauen. Daraufhin hatte ich uns ja für das Picknick bei der QStation angemeldet, wo wir zwei Wochen zuvor ja zur Ghost Tour gewesen sind. Auch David, Leanne´s Schwager, empfohl wärmstens, „in den Hafen“ zu gehen und sich den Start anzuschauen.
Bloss hatte keiner mit DEM Wetter gerechnet und eigentlich hätten wir es uns auch vorstellen können, zuhause zu bleiben. Es war einfach nur kalt und usselig und es regnete in Strömen. Wir hätten es auch ohne Probleme geschafft, den Nudelsalat und die Frikadellen, die wir Samstagabend noch für das Picknick vorbereitet hatten, so zu essen. Wir hatten aber auch einiges Geld ausgegeben, um an dem Picknick teilnehmen zu können. Und so sind wir dick angezogen nach Manly zum North Head gefahren.
Tatsächlich hatten sich noch einige Leute mehr eingefunden und so schlug am ehemaligen Krankenhaus der Quarantänestation jeder sein „Lager“ auf den überdachten Stegen auf, die zwischen den Gebäuden entlang gehen – Port Jackson mit Blick Richtung Sydney als Aussicht. Die QStation hatte auch für das eine oder andere gesorgt. So gab es Gegrilltes, warme und kalte Getränke, Kinderbespassung, man konnte sich massieren lassen, bei schönem Wetter wäre das sogar am Strand gegangen, man konnte an Führungen teilnehmen, sich „unten“ am Anleger das Museum anschauen, Tische waren in zwei Gebäuden aufgestellt worden, dass man dort essen und sich aufwärmen konnte, Fernseher waren aufgestellt worden, wo man das TV-Programm zu der Regatta verfolgen konnte. Alles in allem war es schon erträglich. Und wir waren ja sowieso „gefangen“, dadurch dass die Strasse zur Halbinsel von zehn bis fünfzehn Uhr gesperrt war. Immerhin befindet sich die QStation in einem Nationalpark und man will ja nicht jeden dort rumlaufen haben.
Ja, wäre das Wetter schön gewesen, wäre es ein ganz toller Tag gewesen. Es hat ja auch noch die Möglichkeit gegeben, dort am Strand baden zu gehen. Lutz und ich waren froh, dass wir dick angezogen waren. Aber einige sind schon in die Fluten gesprungen.
Wie für die sportbegeisterten Australier typisch, sind nicht nur Cricket, Rugby und der Melbourne Cup (das Pferderennen) wichtig. Auch aus dem Sydney Hobart Race wurde ein wahres und nationales Spektakel gemacht.
So man konnte sehr gut beobachten, wie sich Port Jackson langsam mit Booten aller Art füllte. Einige Hubschrauber kreisten durch die tiefhängenden Wolken. Die Fähre Circular Quay => Manly stellte irgendwann den Betrieb ein und ankerte mit anderen Schiffen in der Bucht. Mit dem Fernglas konnte man noch besser die kleinen und die an dem Rennen teilnehmenden grossen Segelschiffe erkennen, die vor der Oper im Kreis segelten, da man Segelschiffe ja schlecht von einer Startlinie aus starten lassen kann. Kaffeeboote schwommen zwischen den Schiffen und Booten umher und boten Kaffee und Eis an. Kanuten hatten sich ihr Fleckchen gesucht. Richtung ein Uhr wurde alles ein wenig unruhiger. Und dann ging es los: Die grossen Segler kamen mehr oder weniger gut vom Start weg. Es sah aus wie ein grosser Sog Richtung offenes Meer: Die Regattaschiffe vorne weg und viele grössere und kleinere Schiffe und Boote inklusiver einer Fähre folgten in den Pazifik. Port Jackson leerte sich langsam ins Meer – zumindestens was Wasserfortbewegungsmittel betraf. Im Fernsehen konnten wir dann sehen, dass noch sehr viele Boote die ersten Kilometer mitfuhren.
Und während einige Segler sich jetzt (Montagnachmittag) noch vor der Küste Victorias befinden, hat das von Anfang an führende Team die Küste von Tasmanien bereits erreicht und wird in den nächsten Stunden in Hobart erwartet.
Sofern wir nächstes Jahr noch hier sind, können wir uns vorstellen, auch von einem Boot aus den Start uns anzuschauen.

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