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Donnerstag, 4. Februar 2010

Aussie, Aussie, Aussie! – Oi, oi, oi!!









Noch ruhiger als die letzte Woche anfing, endete sie. Aber schön der Reihe nach.

Da ja am Dienstag DER Feiertag schlechthin hier in Australien war, hatten wir Montagabend genug Zeit, noch zu den Northern Beaches nach Dee Why zu fahren. Dort hatten Dean und Leanne in einem Restaurant an der Strandpromenade einen Tisch für uns vier reserviert. Und so wie immer mit den beiden, wurde auch dieser Abend richtig nett.

Dann kam der Dienstag, auf den wir uns mit australischen Kopfbedeckungen und „Aussie-Burgern“ vorbereitet hatten. Da hiess es dann: Rucksack packen und sich ins Vergnügen der Feierlichkeiten zum Australia Day stürzen. In den Rucksack kam natürlich unsere Picknickdecke, zwei Dosen Bier, Wasser und halt alles, was man braucht, um sich einen schönen Hamburger zu basteln. Also: Die Frikadellen im Australienformat, getoastete Brötchenhälften, Salat, Gemüse, Sösschen. Hmmm, lecker!
Natürlich wollten wir mit der Fähre rüber in die City übersetzen. Im Hafen war ja schon viel Programm, als wir mittags endlich am McMahons Point ankamen. Aber erstmal war Parkplatz suchen angesagt. Das hatten wir ja noch nie! Wer hätte das gedacht? Die Wiese am Ufer entlang war mengenmässig fast wie Silvester von diversen Picknickenden im „Aussie-Dress“ und mit australischen Fähnchen und Wimpeln besetzt. Na, und nicht nur die sind wohl mit dem Auto da runter gekommen. Wir hatten Glück und mussten nicht mehr so weit laufen vom Auto zur Fähre.
Als wir mit der Fähre gerade vom Milsons Point zum Circular Quay wollten, wurden wir ausgebremst. Die Harbour Bridge, unter der auch wir her mussten, war die Ziellinie für den Ferrython – das Fährenrennen durch Port Jackson. Da war aufeinmal ein Wellengang! Aber irgendwann ging es weiter.
Wir hatten uns schon vorher schlau gemacht, was alles geboten wurde. Man hätte es nie schaffen können, an allem teilzuhaben/-zunehmen! Einige Museen boten einen um die Hälfte reduzierten Eintritt an. Man hätte das Government House und The Mint sogar kostenlos besichtigen können. The Mint ist das Gebäude, auf dem am 9. Januar bei der First Night des Sydney Festivals die Blaskapelle spielte. Ausserdem ist es das älteste öffentliche Gebäude von Sydney, wie wir inzwischen auch erfahren haben.
Um acht Uhr früh gab es im Botanischen Garten in der Bucht (Farm Cove) die Morgenzeremonie der Aborigines. Das hätten wir schon gerne gesehen. Aber um acht Uhr schon da sein, war uns für einen Samstagmorgen definitiv zu früh. Wir hätten uns auch gerne am Circular Quay das „Oz Day 10K Wheelchair Race“ (das Rollstuhlrennen über 10 km) angeschaut. Aber der Startschuss fiel da schon um neun. Also ohne uns. Wir hätten es durchaus geschafft, um 14 Uhr im Hyde Park für die Citizenship Ceremonie zu sein. Wir hatten uns aber entschieden unseren Weg von The Rocks, über Circular Quay, über den Botanischen Garten, in The Domain und dann später durch den Hyde Park gen Darling Harbour zu machen. Um 14 Uhr waren wir halt noch in The Rocks und haben uns das Spektakel auf dem Wasser im Hafen angeschaut.
Aber erstmal kamen wir mit den Massen am Circular Quay an. Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass der Aborigine, der dort festgewachsen zu sein scheint, weil er immer da ist, diesen Tag eine Ausnahme machen würde. Immerhin feiert Australien am Australia Day die Gründung der neuen Kolonie, die für die Aborigines ja alles andere als glücklich verlaufen ist. Aber 222 Jahre und eine Entschuldigungsrede vom Premier Kevin Rudd später, sehen die Aborigines die Sache entspannt und vor allem pragmatisch. Um den ganzen Circular Quay tummelten sich Aborigines mit ihren Didgeridoos wie in Deutschland in den Fussgängerzonen die Peruaner mit ihren Flöten.
Wir haben uns erstmal auf den Weg in The Rocks gemacht. In Abständen, dass man sich nicht gegenseitig stören würde, waren Bühnen aufgebaut worden, auf denen unterschiedliche Sänger(innen) und Bands ihre Musik spielten. Ein Sänger sah aus wie Riff Raff aus der Rocky Horror Picture Show. Und siehe da – den hat er wohl jahrelang gespielt.
Da im Hafen ja einiges los war, haben wir uns - wie einige andere auch – ein Plätzchen unter einer Palme fast unter der Harbour Bridge gesucht und uns das Spektakel angeschaut. Dort gab es ja Bootsrennen und einen Wettbewerb, wer das schönste Schiff hat. Entsprechend verrückt waren die Schiffe „verkleidet“. Es machte natürlich auch Spass, die vorbeikommenden und vielleicht stehenbleibenden Passanten zu beobachten. Die meisten hatten sich schon mit Kleidung und anderem im Style der australischen Flagge präpariert. Und da es dort so gemütlich war, haben Lutz und ich unsere ersten Aussie-Burger dort gebastelt und vertilgt. Die anderen beiden waren für später.
Irgendwann war das „Australia Day Tall Ships Race“ dran. Das sah schon sehr gemächlich aus, wie die alten Segelschiffe sich vom Fort Denison auf die Harbour Bridge, die wieder Ziellinie war, zu bewegten. Das gross angekündigte Highlight war ein Hubschrauber, an dem eine riesige australische Flagge hing, der die Schiffe begleitete.
Wir haben, nachdem alle Schiffe das Ziel erreicht hatten, dann auch unser nettes Fleckchen verlassen und uns auf den Weg zum Circular Quay gemacht. Das Programm im Hafen ging irgendwie fast Schlag auf Schlag. Und so konnten wir in der ersten Reihe mitbekommen, wie der Circular Quay von Fähren von der Wasserschutzpolizei freigehalten wurde. In die Bucht sollten nämlich gleich Fallschirmspringer eintauchen. Das hat auch hervorragend geklappt. Alle vier sind im Wasser gelandet. Für uns war es viel lustiger zu beobachten, wie manche Kapitäne versuchten, ihre Fähren an den Polizisten vorbeizumogeln. Jeder ist aber zurückgepfiffen worden.
Irgendwann flogen drei Düsenjäger über den Hafen. Bloss so schnell wie sie kamen, waren sie auch schon wieder weg.
Im Botanischen Garten konnte man dann in der Bucht (Farm Cove) beobachten, wie die Seerettung vom Hubschrauber aus demonstriert wurde. Diesmal war der Botanische Garten nur unser Weg in The Domain.
Dort haben wir dann die beiden anderen Burger gegessen und ein Nickerchen gemacht. Ausserdem verteilten Jugendliche „Off“ (so was wie Autan) und nach der Bank, die auf dem Sydney Festival „The First Night“ Trinkflaschen verteilte, war eine weitere dabei, praktische Sachen zu verteilen. Diesmal waren es Picknickdecken. Wunderbar! Jetzt haben wir zwei mehr. Nach dem Sitzen darauf aber auch haufenweise knallgelbe Flusen am Po.
Irgendwann waren wir ausgeruht genug und sind über den Hyde Park, wo wie in The Domain viele Familienprogramme an diesem Tag stattfanden, Richtung Darling Harbour geschlendert.
Unterwegs haben wir dann das erste Mal was von rassistischen Äusserungen von Australiern mitbekommen. Während wir hinter einer asiatischen Familie hergingen, kamen uns allen mehrere Jungendliche entgegen. Die riefen den am Australia Day üblichen Ruf „Aussie, Aussie, Aussie“ und man muss dann darauf mit „Oi, oi, oi“ antworten. Es war aber sehr aggressiv, wie sie auf diese Familie los sind. Wir hatten da mehr Glück, nicht zuletzt weil wir natürlich keine Asiaten sind. Sondern Lutz hatte noch seine Basecap im australischen Flaggendesign auf dem Kopf. So dachte man, dass wir auch Einheimische sind und begrüsste uns entsprechend euphorisch.
Bevor wir überhaupt in das Gebiet von Darling Harbour „eindringen“ konnten, wurden erstmal unsere Taschen durchsucht. Also: Lutz´s Beutel. Als ich meinen kleinen Rucksack öffnen und den Inhalt präsentieren wollte, wurde ich angeranzt „That´s not a bag!“ – na gut! Das hat ein Möbelhaus in Melbourne aber mal anders gesehen und man wollte schon in den Rucksack schauen, als ich das Möbelhaus verliess… Dass man die Taschen kontrollierte kam daher, da für später von Newsouthwales die Gouvernante – Entschuldigung! – die Gouverneurin und die Premierministerin erwartet wurden. Und diverse andere ein klitzekleines bisschen unwichtigere Personen wurden erwartet. Wie zum Beispiel der Sieger der letzten „Australian Idol“-Staffel Stan Walker und Leo Sayer, der seit ein paar Jahren auch die australische Staatsbürgerschaft hat. Vorher war er nur Brite. Stan Walker durfte bestimmt nur auftreten, da er „Australian Idol“ gewonnen hat. Denn eigentlich lebt er schon seit Jahren in Neuseeland.
Na ja, als wir dann endlich in Darling Harbour ankamen, war es so voll. Man konnte sich gerade noch bewegen.
Wir wollten nicht vor der Hauptbühne in der prallen Abendsonne sitzen und sind um die Ecke des Hafenbeckens herum zum Einkaufszentrum „Habourside“. Davor ist das Amphitheater Richtung Wasser. Dort haben wir dann mit Blick auf die Szenen in der Cockle Bay und auf eine grosse Leinwand eine der neuen Picknickdecken eingeweiht und geschaut, was es so gab. Um uns herum waren alle möglichen anderen Nationalitäten. Aber garantiert keine Australier!
Es gab dann Reden der Gouverneurin und der Premierministerin, die NSW Police Concert Band spielte, Tänze wurden vorgeführt, es wurden „Neuzugänge“ vorgestellt, also, ein Israeli mit seiner polnischen Partnerin, ein Peruaner, eine Chinesin und eine Amerikanerin wurden vorgestellt. Sie sind an diesem Tag Australier geworden. Es gab eine Boots- und Schiffsparade. Viele der Boote und Schiffe kannten wir jetzt schon vom Mittag her, da sie die ganze Zeit in der Nähe der Harbour Bridge rumgefahren sind. Ein Schiff war vom „Balmain Ukulele Klub“ „geentert“ worden. Sie spielten die ganze Zeit, während das Schiff die Bühne mit den beiden höchsten Damen von Newsouthwales passierte und Richtung Ausgang fuhr. Zur Belustigung gab es noch ein Boot mit zwei Clowns. Das war schon verrückt und manchmal waghalsig, wie die rumgedüst sind.
Ja, dann sangen hintereinander Stan Walker, Tiaan Williams und Leo Sayer, bevor das Programm sich dem Ende neigte.
Nathan Foley, der – höhö – Australia Day (!) Choir und die Stimmen der Eora Nation sagen die Nationalhymne. Während der Abend ja von der Polizeikapelle mit der inoffiziellen Hymne, Waltzing Mathilda, eröffnet worden war, wurde jetzt die offizielle vorgetragen. In Englisch und in Darug. Man bemüht sich schon sehr, das Unheil, was den Aborigines widerfahren ist, wieder gut zu machen.
Und dann kam dieses grandiose Feuerwerk! Auf der Mittellinie (… ja ja, da kommt die Reiterin in mir durch) des Hafenbeckens hatte man Pontons mit Feuerwerk befestigt. Und zu den Klängen des Boleros von Ravel setzten sich illuminierte Segelboote in Bewegung und das Feuerwerk begann. Jetskifahrer schossen während ihrer wilden Fahrt Feuerwerk ab. Ich kann mich da nur wiederholen: Es war wirklich grandios. Da der Bolero nach einer Viertelstunde ja zu Ende ist, wurde noch andere Musik gespielt. Da man aber auf das grosse Finale zusteuerte und sogar Feuerwerk von nahegelegenen Hochhäusern abfeuerte, konnte man nicht immer erkennen, was gespielt wurde.

Über das verlängerte Australia Day-Wochenende war Nachbar Ian wohl nicht da. Wie auch immer. Aufgefallen war es uns nicht. Aber er meinte am Mittwochnachmittag quer über die Balkone, dass es doch sehr nett von mir gewesen sei, während seiner Abwesenheit die Lories zu füttern. Tja, so bin ich halt! Ich fütter sie ja sogar, während er da ist!! Ja, er würde das schon seit zwanzig Jahren machen. Wir hatten uns ja immer über die „Suppe“ gewundert, die in einem Schälchen auf seinem Balkontisch den Lories angeboten wird. Das ist „Harmony“, wie ich jetzt weiss! Also, reines Lorifutter, was man mit Wasser anrührt. Ian macht sogar noch was Honig ran. Die Lories sind scharf drauf. Aber gegen Abwechlung vom Nachbarbalkon in Form von Äpfeln und Weintrauben haben sie auch nichts. Und Ian erzählte noch: Das (Harmony-Futter) gibt es nicht so oft im Woolie (Wollworths-Supermarkt), ehr im Franklins (auch Supermarkt). Wir haben es die Tage im Woolie in Lane Cove gefunden und uns über die Tips gewundert, die auf der Rückseite der Tüte gegeben werden: Man soll den Vögeln auch noch eine Schale zum Baden zur Verfügung stellen und ein paar Sträucher oder ähnliches um die Futterstelle stellen, damit die Vögel sich sicher fühlen. Die haben unsere mit Tauben kämpfenden Lories noch nicht erlebt!
Ach ja, die Tage wurde das Spiel „Wer hat Angst vor´m grossen Kakadu?“ gespielt: Die Lories waren da, einer stiess den Warnschrei aus und alle stoben davon. Das passiert schon mal. Diesmal hab ich den Grund auch gesehen. Ein völlig desinteressierter Kakadu flog über den Park Richtung Norden. Den Lories hat es einen gehörigen Schrecken eingeflösst. Die waren die nächste Stunde entweder weg oder einfach mal still. So oft verfliegt sich auch kein Kakadu nach Wollstonecraft.

Freitag hab ich mich dann mal bei der australischen Niederlassung meines vorherigen Arbeitgebers vorgestellt. Wie es der Zufall wollte, suchen die gerade jemanden für´s Büro. Tja, ist eine ziemliche Fahrerei. War so gesehen schön, dass Lutz in Melbourne war. So konnte ich das Auto nehmen und die Dreiviertelstunde damit daraus fahren. Montag will man sich melden. Mal schauen.

Samstag waren wir nach Wochen endlich wieder beim Fish Market. Und beim Paddy´s Market, Kram kaufen. Diesmal haben wir aber alles mit dem Auto gemacht. Die Woche steckte wohl mehr als sonst in den Knochen.
Abends haben wir einen auf Kultur gemacht. Man wohnt ja nicht umsonst in einer Opernstadt! Zum Ende des Sydney Festivals wurde in The Domain Oper unter freiem Himmel gegeben. Oder in diesem Fall ehr: Operette. Um rechtzeitig dort zu sein, mussten wir zur Fähre laufen! Die war mehr als überpünktlich! Der Kapitän hatte wohl noch was vor?!
Das in The Domain war irgendwie schon richtig toll: Jeder hatte sich ein Picknick mitgebracht. Während auf der Bühne Orchester, Chor und Sänger(innen) alles gaben, sass das Publikum auf seinen Picknickdecken und Klappstühlen, machte sein Picknick mit Wein, Bier oder, wie in der Werbung für den Abend vorgeschlagen, mit Schampus und lauschte. Candide von Leonard Bernstein gab es.
Zum Ende der Pause hin fing es an zu regnen. Wie schön, dass Picknickdecken eine Folie auf der Unterseite hatten. Einige Leute packten. Aber viele blieben. Der routinierte Open Air-Geniesser hatte natürlich ein Schirmchen oder ein Regencape dabei. Und wir haben uns unter unsere Picknickdecke gemuckelt. Petrus hatte aber Einsehen und so konnte man die zweite Hälfte wieder auf der Decke sitzen.

Sonntag haben wir dann einen Ruhigen gemacht und sind gerade noch im Kino gewesen. Das war so gut klimatisiert, dass uns später 28 °C reichlich kalt vorkamen – so ausgekühlt waren wir…

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