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Freitag, 19. Februar 2010

Eine kleine Kurzgeschichte oder Von Lutz, dem Lori-Flüsterer



Die letzte Woche war ruhig und relativ ereignislos, was diejenigen, die den Blog wegen seiner Länge ungern lesen, jetzt freuen wird. Der Bericht sollte ungewohnt kurz ausfallen. Na ja, mal sehen, was mir beim Schreiben noch so einfällt...

Irgendwann Anfang der Woche waren wir einkaufen und Lutz fand ein Fläschchen Eukalyptusöl. Wofür man das Zeug benutzten kann, war schon erschreckend: Es desinfiziert, reinigt, ist gut bei Erkältungen oder zur Haut- und Haarpflege, praktisch zur Fliegenabwehr und was noch alles. Und ich dachte, es sei nur ein Spleen der Aussies, dass sie Feinwaschmittel mit Eukalyptusoel verkaufen. Ne, da scheint mehr dahinter zu stecken.

Mein Handy ist noch immer verschwunden. Aber da man es noch eine ganze Weile anrufen konnte und gemäss Internetbericht auch keiner damit telefonierte, fanden wir, dass die Chancen gut standen, dass es doch noch gefunden wurde und jetzt darauf wartete, „nach Hause“ abgeholt zu werden. Denn wir hatten ja mal auf unseren Laufrunden ein Handy gefunden. Lutz hatte es ausgemacht und auf die Umrandung eines Blumenbeetes gelegt. Dort lag es auch noch nach drei, vier Tagen, als wir wiedermal vorbeikamen.
Also bin ich dann einen Tag nochmal zum Flughafen gefahren. Die befragten Leute waren sehr hilfsbereit. Aber weder beim Fundbüro wurde was abgegeben, noch lag es in einem der Läden. Tja... So hab ich dann am Wochenende angefangen, Handyprospekte bei den verschiedenen Anbietern einzusammeln, um zu schauen, was es hier so gibt.
Praktisch ist es bis zum neuen Handy, dass Lutz so ein Gadget-Freak ist. So hab ich übergangsweise nun seine Handyuhr zur Verfügung.
Wie das dann so ist – hat man kein Handy, will jeder was von einem. So hatte Bronja schon mehrfach versucht, mich erfolglos zu erreichen. Aber auch die Leutchen von der australischen Niederlassung meines Ex-Arbeitgebers waren erfolglos. Da ist es immer gut, wenn man mal Email-Adressen ausgetauscht hat!
Um die Sache kurz zu machen, hat meine Jobsuche erstmal ein Ende. Kommende Woche werde ich wieder im Namen der Krane unterwegs sein. Dafür, dass Peter vor zwei Wochen noch sagte, dass die Frauen seiner Kollegen, die aus Deutschland gekommen sind, hier keinen Job finden, ist mein Schnitt dann schon ziemlich gut. Nur die Fahrt zur Arbeit bereitet mir noch einiges Kopfzerbrechen! Das könnte dann locker darin ausarten, dass eine Strecke mit Bus und Bahn zwischen anderthalb und zweieinhalb Stunden dauert. Ich bin gespannt!

Dann gab es die Woche eine Haiattacke am Strand von Mona Vale. Katrin hatte ja schon Sorge, dass das „unser“ Strand wäre. Nein. Sowas haben wir nicht. Und falls man sich dazu äussern müsste, würde da Manly wahrscheinlich in die engere Wahl kommen. Oder ein Strand in Queensland, die wir ja besser kennen. Aber Mona Vale gehört zu den Northern Beaches. Das ist „für mal eben“ zu weit weg von uns – „da oben“, wo Dean und Leanne wohnen. Dean ist übrigens froh, dass er allmorgendlich in einem rockpool seine Runden dreht und nicht direkt im Meer. Aber surfen kann man halt nur im Meer.
Jedenfalls war das mit dem Hai hier schon Thema. Die Zeitungen, das Internet und die Nachrichten im Fernsehen waren voll davon. Dem angegriffenen Typ ging es den Umständen entsprechend wirklich bestens. Der Strand war ja kurzfristig gesperrrt worden. Aber er wollte nach einem klitzekleinen Besuch im Krankenhaus den nächsten Morgen auf alle Fälle wieder surfen gehen. Vollblutsurfer... Keiner weiss, wie es dem Hai geht. Immerhin musste er sich ja neue Beute suchen.
Überhaupt: Was wirklich passiert ist, wissen ja nur der Surfer und der Hai. Angeblich wurde der Mann angegriffen, als er nur einen Meter tief im Wasser war. Ein Meter ist bei der Brandung hier immer relativ. Und vielleicht hatte er ja eine offene Wunde, die den Hai angelockt hat? Oder er hat sich den Weg zur Toilette gespart und das Meer stattdessen benutzt. Soll man nicht machen, da menschliches Urin beim Hai wohl riecht wie Seehund, dem Haifutter Nummer eins. Mit Hunden soll man auch nicht ins Meer gehen. Die ziehen auch Haie an, weil sie auch nach der Lieblingsspeise Seehund riechen. Na ja, es ist ja nochmal gutgegangen.
Und man sollte einfach auch nicht vergessen, dass das Meer der Lebensraum der Haie ist und diese halt Raubtiere sind. Dafür, dass man eigentlich immer mit der Haiattackengefahr hier ins Meer steigt, passiert aber relativ wenig.

Freitag wollten wir eigentlich mit Dean und Leanne endlich mal wieder in The Oaks essen gehen. Das ist dieses tolle Restaurant in Neutralbay, wo man selber grillen kann. Den Charme des Restaurants macht eigentlich draussen ein riesiger Baum aus, worunter Tische stehen und aussen drumherum sind die Grills. Aber: Bei Regen muss man rein. Und dort ist es dann nur halb so schön.
Da es Freitag den ganzen Tag wie aus Kübeln gegossen hat, haben wir uns kurzfristig umentschieden und haben uns in Crows Nest getroffen. Es war ein wenig wie „alle guten Dinge sind drei“ – wir hatten gedacht, nochmal zu dem Japaner mit den Minigrills auf den Tischen essen zu gehen. Der hatte aber erst wieder einen Tisch für uns, wenn wir wohl schon verhungert gewesen wären. So sind wir dann kurzentschlossen nach nebenan zum Thai – der hatte einen prima Tisch mit Couch und Sesseln für uns und überhaupt mehr Platz. Einzig, dass die Kellnerinnen so gut wie kein Englisch sprachen (!!) hat der Sache einen kleinen Abbruch getan.

Samstag wollten wir eigentlich zu dem Dragster-Rennen, was Boxing Day schon wegen Regen ausgefallen war. Im Radio machte man noch gross Werbung dafür. Aber als wir an der Rennstrecke ankamen, fuhren einige Teilnehmer mit ihren LKWs wieder weg und es sah insgesamt schon fast ausgestorben aus. Irgendwie schon komisch, dass weder im Radio noch unterwegs oder auch nicht an der Rennstrecke mitgeteilt wurde, dass die Veranstaltung abgesagt worden war.
Na ja, da wir ja so aber in der Nähe von Arndell Park, wo ich ja ab nächster Woche arbeiten werde, waren, haben wir direkt mal geschaut, wo so die Bushaltestellen dort und der Bahnhof von Blacktown sind.
Der Rest vom Wochenende war faul und gemütlich. Wir hatten uns beide bei dem vielen Regen auch noch jeweils einen Schnupfen angelacht. Ja, dafür braucht man nicht unbedingt kaltes Wetter. 28 °C, kalter Wind und viel Regen reichen auch. Da bleibt man auch in Australien dann „hinterm Ofen“ und kuriert sich. Oder man strollt ein wenig durch die Einkaufszentren und betreibt „retail therapy“, wie Dean zu „einkaufen gehen“ sagt.
Ach ja, da wir Samstag ja halt soweit ausserhalb waren, lag IKEA noch auf dem Rückweg. Endlich, nach über drei Monaten hatten die unsere Flurlampen. Da hingen ja so hässliche grelle Lampen, die bestimmt bei der „Goldenen Himbeere“ mitmachen könnten, wenn es einen Preis für hässliche Lampen gäb. Jetzt ist alles schön.

Abschliessend wieder eine Lori-Geschichte: Letztens war ja die Sache mit dem Kakadu. Megpies, eine Art australische Elstern, die auch so gross wie Kakadus sind, dürfen sich sogar bei der Fütterung auf unserem Balkon mal zu den Lories gesellen und mitfuttern. Aber tieffliegende Passagierflugzeuge fallen wieder in die Kategorie „Kakadu“. Ok, die werden niemals auf unserem Balkon landen. Aber irgendwie kann man den Eindruck gewinnen, dass auch mal ein Lori Asterix gelesen und davon berichtet hat: Die Loris scheinen Angst zu haben, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Die Tage sassen sie wieder scharweise auf dem Balkon und pfiffen sich die Weintrauben rein. Bis das Flugzeug kam. Da gab es dann nur das schrille „Aufbruch!“-Kreischen und weg waren sie. Aber: Auch wenn viel grösser, aber so gefährlich wie ein Kakadu scheint ein Flugzeug nicht zu sein. So fand man sich sehr schnell wieder bei den Weintrauben ein und weiter ging´s mit futtern.
Lutz durfte sogar den einen oder anderen Lori, der aus seiner Hand die Weintrauben frass, am Bauch streicheln. Rücken streicheln war tabu. Aber der Bauch ist ok. Das durfte ich noch nicht. Hm...
Überhaupt scheint Lutz nach „absoluter Obertierfreund“ zu riechen. Immerhin findet im Park auch jeder freilaufenden Hund seinen Weg zu ihm. Manchmal gibt es dann neben der Streichelaufforderung auch noch eine Spielaufforderung.
Als Diana von unseren ausgiebigen Lori-Bespassungen hörte und Bilder davon sah, meinte sie schon, wenn Lutz und ich nach Deutschland zurückkehren und sie mit ihrer Family mal in Urlaub will, dass wir uns dann um ihre beiden Papageien kümmern sollten. Das will sie bestimmt nicht wirklich. Die beiden würden nach ihrer Rückkehr in den Hungerstreik treten, wenn sie nicht weiter Äpfel und Weintrauben füttert und sie toll bespasst.
Vielleicht sollten wir eine Vogelpension eröffnen?!

So, Ende. Das war doch direkt ein kurzer Bericht, oder?

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