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Mittwoch, 22. Juni 2011

Von Geigern und grossen Vögeln

 

Ach ja, was soll ich sagen. Die letzte Woche war wieder von Alltag geprägt. Grösstes "highlight" für Lutz, der Mittwoch den Tag in Melbourne verbracht hat, waren wohl auf dem Hinweg die vielen gestrichenen Flüge nach Tasmanien und Neuseeland. In Chile spuckte ein Vulkan Asche, die auch den Süden Australiens und Neuseeland beeinflusste. Kurioser wurde es nur noch auf dem Rückflug. Da kann man letztendlich nur froh sein, dass alles gutgegangen ist: Erst bekam man die Flugzeugtür in Melbourne nicht geschlossen und zurück in Sydney gab es bei der Flugzeugbesatzung Verwirrung. Man wusste jetzt nicht, ob die Fluggäste über das Rollfeld oder über so einen "Schnorchel" ins Flughafengebäude gelangen sollten, ob man nun das Flugzeug durch die vordere oder hintere oder durch beide Türen verlässt. Wenigstens scheint der Pilot seinen Job gutgemacht zu haben!
Seitdem wir den Woolies jetzt immer Anfang der Woche unsere Lebensmittel liefern lassen, waren wir nicht mehr im Macquarie Centre. Donnerstag haben wir es uns aber nochmal gegönnt. Einfach dort den langen Donnerstag verbringen, das eine oder andere kaufen. Aber keinen Wocheneinkauf - super!

Am Samstagvormittag war es natürlich wieder Zeit für den Fischmarkt. Nach gut drei Wochen Regen hatte sich über die Woche das Wetter wieder eingekriegt und war einfach nur herrlich! Sonne pur. Entsprechend voll war es überall. Auch diesmal haben wir nur einen Platz an einem Tisch bekommen, indem wir Leute gefragt haben, ob wir uns zu ihnen setzen dürften. Das belgische Pärchen hatte netterweise nichts dagegen.
Aus der Entfernung konnten wir dann sehen, wie eine Truppe Asiaten ihre Essensreste auf dem Tisch liegen liessen und gingen. Es hat nichts mit Rassismus zu tun. Die Beobachtungen bestätigen einfach, dass es "immer die selben sind": Viele Asiaten gehen einfach davon aus, dass andere "den Saustall" aufräumen. Ja, so auch dieses Mal, bloss dass es sich bei dem "Reinigungspersonal" um eine Horde Möwen handelte. Die an den angrenzenden Tischen sitzenden Leute guckten mit einer Mischung aus Angewidertsein und Faszination zu - keiner hat, so lange wir noch da waren, den Tisch leergeräumt...
Vom Fischmarkt ging es über Darling Harbour zum QVB (Queen Victoria Building). Dort waren über den Mittag verteilt Auftritte von Shenzo Gregorio, einem Violinisten aus Brisbane angekündigt. Einfach nur Geige spielen wäre ja zu einfach gewesen. Daher liess man in der Mitte des Gebäudes von der Kuppel ein Trapez runter, an dem Shenzo befestigt wurde. Links und rechts in den beiden Flügeln des Gebäudes wurde er von zwei Artistinnen "geflankt" - leider konnte man nie alle drei zusammen turnen sehen. Mit einer "aufgepopten" Mischung gab es dann von Bach ueber Kiss zurueck in die Klassik mit Vivaldi alles mögliche zu hören. Das war schon verrückt, wie der Mann in der Mitte des QVBs hing und tatsächlich während er sich hoch- und runter bewegen liess, sich vorwaerts und rueckwärts drehte, stets weiter auf seiner Geige spielte.
Nach zwanzig, dreissig Minuten war alles vorbei. Lutz und ich haben uns dann auf den Heimweg Richtung Circular Quay begeben, um mit der Fähre wieder zurück zum McMahons Point zu fahren. Der für letzte Woche angekündigte und nicht erschienene Handyman sollte nun gleich kommen.























Sonntag war es noch immer schönes Wetter, so dass uns nichts zuhause halten konnte. Genauso muss es allen anderen Leuten auch gegangen sein. Der Brennan Park war so voll wie wir ihn selten gesehen haben. Der Zug in die Stadt war auch gut gefüllt. Das ist zu jeder Tageszeit recht normal. Sonntag war es schon fast wie sonst nur zu Zeiten, wo alle zur Arbeit fahren.
Am Circular Quay am Overseas Terminal, wo normalerweise Kreuzfahrtschiffe liegen, lag diesmal die "Bob Barker" der Organisation "Sea Shepard". Man konnte kostenlos das Schiff besichtigen. Aber die lange Schlange davor hielt uns davon ab. Es wäre schon interessant gewesen, noch mehr von der Truppe zu erfahren - sie wird Ende Juni von Melbourne aus in den australischen Norden fahren, um japanischen Walfangschiffen zu zeigen, was sie von deren "Geschäft" halten. Bis Melbourne fuhr man verschiedene grössere Häfen an - so wie Sydney - um für den Tripp Geld-, Sach- und Essensspenden zusammen zu bekommen. Es gab verschiedene Listen, was man noch bräuchte - Schrauben, Werkzeug, Verbandsmaterial, Medikamente. Auf einer Liste standen Lebensmittel, die sie gerne annehmen würden. Da man sich dem Kampf gegen den Walfang verschrieben hatte, war dies eine veganische Mission: Nichts von Tieren wurde angenommen. Kein Fleisch, keine Molkereiprodukte, keine Eier, kein Honig, alles andere gerne. Vorallem aber natürlich Eiweissprodukte wie Sojamilch und Tofu.
Auf unserem Plan stand noch ein Besuch des Botanischen Gartens. "Bewaffnet" mit Müsliriegeln und einem Apfel wollten wir dort die Kakadus füttern. Es gibt dort die eine oder andere Stelle, wo man immer Kakadus unten auf dem Boden findet. Auf dem Weg zu so einer Stelle stellten wir fest, dass wir vollkommen vergessen hatten, eine Picknickdecke mitzunehmen. Daran erinnerten uns all die vielen Leute, die überall verteilt auf den Rasenflächen lagen, sassen, picknickten. Na ja, beim nächsten Mal werden wir wieder professioneller vorbereitet losziehen. Eine Gruppe von Picknickenden hatte zwei Kakadus schon angelockt. Wo zwei sind, sind auch schnell mehr. Also sind wir dorthin. Leider mögen Kakadus keine Müsliriegel mit Früchten dadrin. Aber diese Gruppe hatte eine Tüte Erdnüsse, wovon sie uns einige Haende voll gab. Das fanden die Kakadus toll und es dauerte nicht lange, bis Lutz und ich sie auf der Schulter und sonst um uns herumsitzen hatten. Verglichen mit einem Lori ist so ein Kakadu schon reichlich gross! Mein bisheriger Respekt gegenüber der grossen Schnäbel war unbegründet - sehr geschickt und vorsichtig nahmen die Vögel von uns die Erdnüsse. Sowas lockt natuerlich noch mehr Leute an. Und so waren es dann fünf, sechs Grüppchen, die mit ihrem Essen um die Gunst der Kakadus buhlten. Wir hatten noch Müsliriegel ohne Frucht dabei - das war dann ehr nach dem Geschmack der Kakadus. Sie waren, nachdem es keine Erdnüsse mehr gab, aber relativ unwählerisch. So konnte sich der eine oder andere Vogel auch für das Weissbrottoast eines Chinesen begeistern. Als sich die Sonne langsam verzog, hatten wir auch (fuer den Tag) genug von ihr getankt und begaben uns auf den Heimweg. Es war noch immer sagenhaft voll überall.
Zuhause gab es ein verfrühtes Abendessen, damit Lutz noch ein wenig schlafen konnte, bevor er sich die Nacht mal wieder im Sydney Harbour Tunnel mit Arbeit um die Ohren schlug.





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