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Montag, 11. April 2011

Sieben Männer und ein Todesfall

RIP kleiner Lori
Dadurch, dass wir Montag ja noch unterwegs gewesen waren, hatte hauptsächlich Lutz eine kurze Woche. Das war auch gut so. Immerhin war Lutz schon vor unserer Tour gesundheitlich was angeschlagen und ich dann auch. Das war aber eigentlich auch das einzige „Aussergewöhnliche“ unter der Woche.

Das änderte sich mit dem Wochenende.
Seit Freitagmittag hatten wir ja einen Dauergast auf dem Balkon. Ein Lori. Er hatte den Freitagnachmittag vorwiegend mit schlafen und manchmal mit fressen verbracht. Samstagmorgen, als wir aufstanden, war er schon da. Oder noch?? Zusammen mit anderen Lories hat er was gefressen, interessierte sich aber nicht sonderlich für seine Kumpels. Na ja, sollte er sich doch erstmal auskurieren.
Wir sind dann, wie es sich für einen Samstagvormittag gehört, zum Fischmarkt gefahren. Der ursprüngliche Plan war gewesen, dass wir mit der Fähre dorthin fahren und von dort aus nach Surry Hills zum Surry Hills Festival gehen würden. Aber da meine Erkältung alles gab, haben wir uns für´s Auto entschieden.
Auf dem Fischmarkt war es so wie immer. Lutz hatte seinen „Spass“ mit dem Prawn-Verkäufer. Es ist jede Woche interessant, was die unterschiedlichen Verkäufer unter „geschnittener Zitrone“ verstehen. Von dem einen bekommen wir „Zitronen-Keile“, um mal in der „Kartoffelsprache“ zu sprechen, dass wir genug Zitrone für die nächsten zwei Wochen oder länger hätten und, zum Bespiel letzten Samstag, gab es genau zwei. Wie gut, dass wir inzwischen auch, ausser Servietten, feuchte Reinigungstücher mitbringen! Zitronensaft zum Händewaschen gab es ja nicht… Der Japaner an der Sashimi-Bar begrüsste mich nett und freundlich wie jede Woche. Ich nenn ihn immer den „Meisterschnibbler“, weil er das Sashimi immer am besten bearbeitet und schnell in kleine, gleichmässige Scheiben schneidet. Seine Kollegin sah mir meine Erkältung schon an und fragte höflich, wie es mir ginge. Na ja… Anschliessend besorgen wir ja noch immer frischgepressten Orangensaft, Joghurt und/oder Fruchtsalat. Die letzten Wochen hat man uns immer neue Preise genannt, was zu bezahlen sei, obwohl sich die Preisschilder nicht geändert haben. Aber anders als die Leute an der Sashimi-Bar scheinen die sich nicht zu merken, wer wöchentlich dort kauft. Wir merken uns aber, wer verkauft. Einmal hatten wir „Glück“ und sie wollten nur elf Dollar fünfzig haben. Aber ansonsten verlangen sie mit einer Regelmässigkeit zwölf Dollar fünfzig, obwohl vier Dollar plus vier Dollar fünfzig plus drei Dollar fünfzig ja noch immer zwölf Dollar machen. Samstag war es wieder soweit. Lutz ist der Kragen geplatzt und hat gefragt, was das für eine Masche sei. Ooooh, da guckte man aber aus grossen Augen. Nein, das sei keine Masche. Ja, mal sehen, ob Lutz nächsten Samstag den Geschäftsführer fordert.
Die Prawns und alles andere drumherum liessen den Ärger erstmal wieder verschwinden.
Dann ging es nach Surry Hills. Wir haben uns zwar alle Stände und alles andere angeschaut. Es war genauso schön wie letztes Jahr. Aber gemütlich war anders. Immerhin war ich inzwischen ziemlich verzweifelt auf der Suche nach einer Apotheke. Irgendwann gab es die auch. Dort versorgte man mich mit tollen Drogen und unsere Reise konnte weitergehen. Schräg gegenüber gab es ein Kaffee, wo wir uns coffee to go besorgten. Wir trinken ja keinen Zucker im Kaffee, aber hier: Hmmmm, der war so ein wenig südamerikanisch – ein ganzkleinwenig süss im Geschmack. Lecker!!
Surry Hills Festival
Surry Hills Festival










Nachdem die Tabletten anfingen zu wirken, ging es noch eben nach Artarmon „zum Obi“, also zum Bunnings. Es gab ja noch ein paar Sachen für den Camper Trailer zu kaufen. Also, das Ding ist ja schon prima und die Jungfernfahrt war super! Aber das eine oder andere bedarf noch einer Verbesserung. Und Lutz sorgt natürlich auch hier für Elektrizität. Wie üblich an den Wochenenden, verkaufte wieder eine Institution Würstchen am Eingang. Da kann man schlecht widerstehen und so gab es erstmal Wurst vom Rotarierclub Mosman, bevor es auf die Suche nach Schrauben, Schraubschlüsseln, Körben und Kisten ging.
Wieder zuhause angekommen, sass noch immer der Lori auf dem Balkon und ratzte. Während Lutz aus unserem Werkzeugkastenhocker einen Werkzeugkastenelektrikhocker machte, wollte ich eigentlich ruhen. Na ja, erstmal daddeln. Als Lutz´s Werk dann vollendet war, sind wir runter in die Garage, um noch ein wenig an der Optimierung unseres Camper Trailers und der dazugehörenden Sachen zu arbeiten. Während wir dann später versuchten, ein Nickerchen auf der Couch zu machen, kamen wieder Lories zum Futtern. Der eine oder andere schwätzte munter auf unsere kleine Schlafmütze ein. Den interessierte das all nicht.
Durch die Umstellung auf Winterzeit ist es hier ja jetzt schon immer recht früh dunkel. So dachten wir beim Abendessen, der Lori sei mit den anderen mitgeflogen. Später entdeckten wir ihn zwischen Balkon- und Fliegengittertür, den Kopf rückwärtig ins Gefieder gesteckt. Vogelschlafhaltung. Er atmete noch. Er atmete auch noch, als wir gegen Mitternacht ins Bett gingen.

Sonntag in der Früh ist Lutz mal kurz aufgestanden und in die Küche gegangen. Dabei kommt man ja automatisch an der Balkontür vorbei. Er kam wieder und vermeldete „Der Lori ist weg. …ausser er ist an oder unter der Grillabdeckung…“. Irgendwann später bin ich auch mal in die Küche. Ich wollte die Nachbarn nicht mit dem Anblick „Ines im Nachthemd“ entzücken und schwenkte nur mal kurz um die Balkontür. Jepp, links neben dem Grill konnte man einen Loripuschelfedernpopo und verbogene Schwanzfedern „liegend“ sehen. Das reichte mir, um zu wissen, der Kleine hatte es hinter sich. Lutz zeigte sich „begeistert“: „Jetzt kommen die Lories schon zu uns zum Sterben!“. Später ist Lutz auf den Balkon raus, beäugte den Lori und meinte „Ja, der hat es hinter sich. Und irgendeiner hat sich daran auch schon vergangen…“.
Die anderen Lories nahmen es locker. Die hatten wir schon, als wir noch im Bett gelegen hatten, fröhlich auf unserem Balkon schwätzen gehört. Gefressen hatten sie offensichtlich auch – immerhin war weniger Futter da, als morgens. Und das alles während der tote Kumpel angenagt nebendran lag. Bei Pferden hab ich schon Verhalten gesehen, was man vielleicht als Trauer bezeichnen könnte. Aber Lories… Das sind (fröhliche) Opportunisten wie sie im Buche stehen.
Mittags sind wir bei allerschönstem Wetter mit der Fähre in die Stadt gefahren. Dort wollten wir uns den Triathlon ansehen. Als wir am Opernhaus ankamen, waren die „Elitedamen“ gerade dabei ihren Radrunden zu drehen. Mit je einem Kaffee in der Hand haben wir auf den Treppen vorm Opernhaus gesessen und das Treiben beobachtet. Irgendwie war das eine maue Veranstaltung… Keine Fress- oder Trinkstände wie sonst. Da war ja bei unserem Sun Run mehr los gewesen! Ne, hier nur das Übliche. Wie immer. Es war noch eine Stunde Zeit, bis die Herren in die Farm Cove zum Schwimmen springen sollten. So sind wir dann erstmal die Macquarie Street Richtung Hyde Park hochgegangen. Zwischendurch haben wir immer angehalten, um den Frauen beim Radeln und kurze Zeit später beim Laufen zuzusehen und sie anzufeuern. Immerhin war Macquarie Street als Strecke abgesperrt. Wir sind noch nichtmals bis zum alten Krankenhaus gekommen, als wir beschlossen haben, dass wir zurück zum Opernhaus müssten, wenn wir den Start der Männer sehen wollten. So sind wir dann durch den Botanischen Garten zurückgegangen. Dort war am Man O’ War-Anleger auch schon viel mehr los. Von den Treppen aus hatten wir eine gute Sicht auf den Start, das Schwimmen und auf den Bereich, wo die Triathleten ihre Fahrräder vorfanden. Während die Männer die letzte Runde im Hafen von Sydney schwammen, fing es an zu nieseln. Da wir sowieso nichts anderes vor hatten und wir auch festgestellt hatten, dass sieben deutsche Teilnehmer dabei waren, sind wir dann wieder die Macquarie Street entlang gegangen. Als wir dort ankamen, kamen die Männer schon die Strasse auf ihren Rädern heruntergeprescht, um sie im nächsten Augenblick nach dem Kreisverkehr wieder hochzupreschen. Wahnsinn! Dieses Tempo!! Die hätten locker mit einem PKW mitgehalten. Denn man darf nicht vergessen, dass Sydney teilweise Hügel hat, die locker auch mit der elberfelder Nordstadt konkurrieren könnten. Aber na ja, wenn die schon von der „Elite“ sprechen, kann man wohl erwarten, dass die das Tempo bis zum Schluss durchhalten. Wir haben nicht bis zum Schluss durchgehalten. Der Regen wurde immer dichter. Es wurde kalt. So waren wir wieder nicht weiter als bis zu der Kreuzung gekommen, wo wir vorher zum Botanischen abgebogen waren. Dort gab es eine Bushaltestelle zum Unterstellen, wo es dann fast der „running gag“ wurde, wenn einer ankam, zu fragen, wann denn der Bus käm. Ja ja… Als die Triathleten bei ihrer vorletzten Laufrunde waren, haben wir angefangen uns von Unterstand zu Unterstand wieder runter zum Circular Quay durchzuarbeiten. Da die Läufer wesentlich schneller als wir ihre Runden liefen, haben wir die deutschen Männers auf ihren letzten beiden Runden lautstark angefeuert. …oder zumindestens so laut, was unsere Stimmen noch hergaben.
Wie auf der Hinfahrt mussten wir auch für die Rückfahrt nicht lange auf die Fähre warten. Es war gut, dass wir wegen des vormittäglich guten Wetters die Fähre genommen hatten. So stand am McMahons Point das Auto und wir kamen relativ trocken nach Hause. Wären wir mit der Bahn gefahren, hätten wir vielleicht und trotz Erkältung einen neuen Rekord für die Strecke Bahnhof – Zuhause aufgestellt. …neeee, ehr wären wir wohl in North Sydney ausgestiegen und hätten uns dort ein Taxi genommen!
Kaum zuhause, wurden kurze Hosen und T-Shirts gegen lange Hosen und Pullis ausgetauscht, um halb sechs waren wir mit Abendessen durch. So konnte das Wochenende auf der Couch gemütlich mit einem Film ausklingen.



Die Ruhe zwischen Damen-
und Herrenwettbewerb











In Sydney beginnt die
Weltmeisterschaftsserie 2011
Warmschwimmen der Herren










Alles vorbereitet -
gleich kann´s losgehen











Zu StarWars-Klängen bewegen sich
die Schiedsrichter zum Kai
Losse geht´s!










Eine Runde über den Steg laufen
und dann weiterschwimmen











Wasser gegen Fahrrad tauschen

Nachzügler Ellice aus Neuseeland









Radlkringl der Herren











Vom Circular Quay zurück
die Macquarie Street hoch
"ausser Konkurrenz"










Bester Deutscher an dem Tag:
Jonathan Zipf












Jan Frodeno neben der Konkurrenz


Eines der vielen Trüppchen,
die sich irgendwann bildeten








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