Wir in Oz auf einer größeren Karte anzeigen

Dienstag, 11. Januar 2011

Dr. Lutz Dolittle

Das grosse Warten auf Lutz

Wir hatten mal wieder eine aufregende Woche und der geneigte Leser darf natürlich gerne an unseren Erlebnissen teilhaben.
Erstmal aber "Allgemeines".

In den Supermärkten wird durch den unter Wasser stehenden "Früchtekorb von Australien" - Queensland - alles Frische teuerer. Das gilt auch für die Milch oder die Fleischversorgung. Viele entlegene Bauern, wo der Milchwagen momentan nicht hinkommt, schütten die Milch in den Abguss. Was sollen sie auch machen? Keine Ahnung, welche Auswirkungen es ausser dem Umsatzverlust für den Bauern hat, wenn seine "schlachtreifen" Tiere noch was länger auf seinem Hof sind. Eier werden in den Supermärkten auch rar. Was Obst und Gemüse angeht, kann durch die Wetterlage vieles nicht geerntet werden. Die Bauern kommen mit ihren Gerätschaften einfach nicht weiter. Ausserdem konnte vieles nicht so wachsen, wie es sollte, da es zu viel Regen und bei weitem zu wenig Sonne gab. Um die preisliche Situation in den Supermärkten zu entschärfen, hofft man nun auf die Ernte aus Victoria, die bald in die Läden kommen wird. Das hilft aber nicht den entlegenen und überschwemmten Orten in Queensland.

Wo find ich hier die Weintrauben?
Hier in Australien ist ja gerade Sommer und somit gibt es auch überall Nachwuchs. Wir merken das besonders bei den Vögeln. Die Kookaburras haben Nachwuchs. Die "Familie Hans" sieht man aber nur zufälligerweise im Brennan Park. Anders ist das bei den Lories und den Currawongs. Heiss begehrt sind bei den Vögeln unsere Weintrauben. Die Vogel-Eltern bringen auch ihren Nachwuchs mit und obwohl der fast so gross ist wie die Eltern, sind sie dann wohl doch noch zu klein, selber Weintrauben "zu fangen". Das merkt man besonders bei dem kleinen Currawong, der die Weintraube eigentlich nur über den Umweg des elterlichen Schnabels durchgereicht bekommt.
Was für die Vögel bitterer Ernst ist, ist für Lutz und mich natürlich immer nett anzusehen und zu beobachten. Mir geht es dabei wirklich mehr ums anlocken und "nett anschauen". Bei Lutz ist das anders. Ähnlich wie man sich das vorstellt, er käm nach Hause und würde mit einem Hund spielen, beschäftigt er sich mit den Vögeln, die ihn auch schon zu erwarten scheinen. Den Vögeln ist es inzwischen auch egal, ob Lutz eine Leckerei dabei hat. Es kann auch nur ein Weinglas sein und sie würden gerne probieren. Die Vögel scheinen wirklich Lutz und mich zu erkennen! Als Mel und Mark das erste Mal versuchten, Lories zu füttern, haben sich die Lories erstmal reichlich geziert.
Familie Hans - Nr. 3 unten rechts
Ein Lori hat es die Tage aber auf die Spitze getrieben. Nachdem der eine oder andere Lori schonmal gerne auf den in der Balkontür stehenden Wäscheständer geflogen ist, flog er dann auf die Lehne eines Stuhls an unserem Esstisch. Für das Beweisbild durfte er noch sitzen bleiben, dann musste er aber wieder raus. Der Gipfel war dann aber, wie einer der Lories mich beim Wort genommen hat - er sass auf der Balkontürschwelle und ich sagte ihm, wenn er Weintrauben möchte, soll er doch in die Küche fliegen und sich welche holen. Als ob er es verstanden hätte, flog er in die Küche und wurde von Mel in Empfang genommen, die gerade rauskommen wollte.
Lutz schien ja sowieso zu versuchen, den Lories Kunststückchen beizubringen. Da ist der Currawong aber noch besser als die Lories! Ihm kann man eine Weintraube zuwerfen und er fängt sie im Flug! Das regt die Lories natürlich total auf!! Bisher war es ja immer so, dass sie alle Weintrauben an sich reissen konnten. Selbst wenn der Currawong dabei stand, hatten "die kleinen Biester" genug Mumm, den einiges grösseren Vogel zu vertreiben. Da der Currawong sowieso scheuer ist, ist er meistens immer vollkommen verdattert über soviel Dreistigkeit. Es kann aber auch passieren, dass er den Lories Bescheid sagt, wo der Hammer hängt. Dann ist die Überraschung bei den Lories natürlich entsprechend gross. Aber für den Currawong ist das Problem gelöst - er fängt sich die Weintrauben im Zuwerfen.
So nett wie das auch ist. Und so praktisch wie das für die Vogeleltern sein mag. Aber Lutz und ich - Lutz würde jetzt sagen, vorallem ich - müssen uns da schon was zurücknehmen, die Vögel nicht den ganzen Tag durchzufüttern. Die Kleinen sollen ja auch lernen, wie man richtig nach Nahrung sucht - nicht immer in den Vogelsupermarkt 8 Hazelbank Road, zweite Etage rechts fliegen.

Ich hatte die Tage noch eine Unterhaltung mit einer Kollegin. Auf ihre Frage, aus welchem Teil von Deutschland ich käm, anwortete ich wie immer: Aus dem Westen, nah zu Düsseldorf. Ah, Düsseldorf fänd sie ja toll. Köln aber auch! Ich hab ihr dann erzählt, dass es zwischen Köln und Düsseldorf die selbe Rivalität gibt wie zwischen Sydney und Melbourne. Ja, sie käm ja aus Melbourne. Und!! - jetzt kommt's!!! - Sydney wäre ja einfach so passiert, weil die Engländer dort an Land gegangen sind. Aber Melbourne wurde gegründet, weil Leute durch das Landesinnere von Australien gezogen seien und beschlossen hätten, an diesem bestimmten Fleck Melbourne zu gründen. Aaaaah jaaa.... Dabei vergass die Gute bloss, dass die Engländer zuerst in Botany Bay gewesen waren, dort wo heutzutage der Flughafen von Sydney ist, und man beschlossen hat, dass man dort nicht leben kann. Dann entdeckte man ja den Port Jackson nebenan und gründete dort Sydney. Also sind beide Städte gewollt und Botany Bay hat einfach Glück, dass Sydney sich ausbreiten musste und Botany Bay dann dazu kam.

Hyde Park zum Sydney Festival
Jetzt aber genug "Allgemeines". Wegen dieser wunderbaren Feiertagsregelung hatten wir ja auch noch letzten Montag frei. Mark und Mel haben nach einem ausgiebigen und gemeinsamen Frühstück mit Lori-Bespassung ihr eigenes Programm gemacht und Lutz und ich auch: Wir waren einfach nur faul. Bis zum späten Nachmittag. Dann ging es nach Crows Nest, dort im Crows Nest Hotel Marc aus Singapur, der gerade mal wieder in Sydney war, und Dean und Leanne treffen. Für's Abendessen haben wir uns für ein italienisches Restaurant entschieden. Na ja, das Carpaccio auf der Karte gab es nicht, Dean und ich mussten mehrfach unsere Stühle tauschen, bis wir welche hatten, die nicht kaputt waren und insgesamt hatte das Restaurant einen wirklich tollen Koch, aber die Bedienung... Die hätten mit uns noch einiges mehr Umsatz machen können, wenn sie ein wenig aufmerksamer gewesen wären. Zwischendurch kamen noch Jackie und Alexandra, Marc's Frau und Tochter vorbei, aber nur kurz - Alex ist noch kein Jahr alt und Jackie wollte wohl keinem irgendwas "zumuten"?!
Ab Dienstag waren Lutz und ich wieder arbeiten. Dienstagabend gab es dann einen gemeinsamen Top Gear-Abend mit Mel und Mark.
die erste australische Heilige
Mittwochabend haben wir gemeinsam gegrillt und anschliessend Bilder von Mel und Mark geguckt. Die beiden befinden sich seit Mai letzten Jahres auf Weltreise und es gab schon eine Menge von Russland, China, Mongolei, Vietnam, Thailand und auch schon von Australien zu sehen.
Donnerstag war für Lutz und mich vollkommen normal mit arbeiten und abends im Macquarie Shopping Centre einkaufen zu gehen.
Mark und Mel hatten Karten für "The Ashes" - einem Cricket Turnier zwischen England und Australien, das Australien haushoch verloren hat.
Vor St. Mary´s
Ach ja, ich kam ein wenig später im Shopping Centre an. In Australien ist Alkoholgenuss in der Bahn allerstrengstens verboten. In Wollstonecraft war ein Mann dazugestiegen, der vier Dosen von einem Cola-Whiskey-Getränk mit sich trug und aus einer trank. In St. Leonards kamen dann zwei Bahnleute durch die Wagen, auf der Suche nach dem Mann. Nach zehn Minuten dachte man, man wäre ihn los. In dem die Türen des Zugs schlossen, sprang der Mann in den Wagen, wo ich sass. Er versuchte, den Fahrgästen ein Gespräch aufzuzwingen. Da aber keiner reagierte, ging er durch den Wagen weiter. Als wir dann in Chatswood ankamen, wurde es interessant: Aufgeregte Bahnleute sprangen auf dem Bahnsteig hin und her und plötzlich tauchten drei Polizisten in voller Montur auf, als würden sie eine Schwerverbrecher erwarten. Nach fünf oder zehn Minuten ging es für den Zug weiter. Für den Mann nicht. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof sah man ihn an eine Wand gelehnt, wo die Polizisten ihn festnahmen.
Man hat hier versucht, mit Seifenschaum
Schnee nachzuempfinden
Am Freitagmorgen war dann Zeit, Mel und Mark zu verabschieden. Für die beiden ging es weiter nach Fidschi, bevor es nach Neuseeland und Südamerika geht. Lutz und ich können uns das ja garnicht vorstellen, wie es ist, ein Jahr lang aus einem zwanzig Kilo Rucksack zu leben, geschweige denn die Kilos immer mit sich rumzupöngeln. Und das, wo Mark und Mel einiges kleiner und schmächtiger sind als wir. Aber die Erfahrung einer Weltreise ist bestimmt grandios!
Burlesque mit Imogen
Ja, mir wurde dann mitgeteilt, dass ich nächste Woche meine letzte Woche an meiner momentanen Stelle habe. Das ist das blöde mit Zeitarbeit. Zeitgleich wurde mir ein Job im Einkauf angeboten. Ja, mal sehen, was sich daraus entwickelt. Die Abteilung hat mehr als genug Arbeit. Aber Lutz und ich werden Ende Januar um Australia Day (26. Januar) herum erstmal noch was Urlaub machen. Demnach könnte ich ohnehin erst Anfang Februar was neues anfangen.
Freitagabend haben Lutz und ich noch Dean und Leanne beim Thai in Narrabeen getroffen. Das Restaurant war nett - es gab gutes Essen, wir konnten draussen sitzen und konnten auf den nahen Lake Narrabeen blicken. Nach einem späten Käffchen bei den beiden ging es nach Hause.
Schonmal die Erinnerung, dass bald das
chinesische "Jahr des Hasen" beginnt
Samstagmorgen ging es - wie sollte es anders sein - zum Fischmarkt. Zum dritten Mal in Folge gibt es beim Sashimi keinen Thunfisch. Dafür haben wir jetzt zweimal dann Kingfisch probiert. Durch die Soja-Wasabi-Sauce schmeckt sowieso alles sehr ähnlich. Anschliessend ging es nach Glebe zum Broadway Shopping Centre. Dort wollten wir mal die Reisebüros abklappern, was es so an Angeboten für Fiji (in Deutsch Fidschi) gibt. Mit drei Möglichkeiten sind wir nach Hause gefahren, erstmal eine Runde darüber schlafen. Gegen späten Nachmittag sind wir dann mit dem Zug in die Stadt gefahren. Es war die erste Nacht des Sydney Festivals, wo dann in der ganzen Stadt was los ist. Wir sind als erstes durch die neuangelegte Fussgängerzone in der Pitt Street zum Hyde Park gegangen. Die Stadt war ohnehin schon voll. Im Hyde Park gab es eine Bühne und davor schien es schon fast kein Plätzchen mehr auf dem Gras zum Sitzen zu geben. Gegenüber der Bühne gab es einen Bereich mit Ess- und Getränkeständen.
The Mint
Neben der St. Mary's Kathedrale, wo jetzt auch eine Statue von Mary McKillop steht, gab es Filmchen von Sydney aus den 1920er und 1930er Jahren. Und man konnte wieder neue Trinkfläschchen und Handventilatoren von der ANZ Bank bekommen. Vor der Kathedrale gab es sowas wie einen Biergarten/Cafe, wo wir uns zur Feier des Tages ein Weinchen gegönnt haben. Bääh, war der schlecht!!
Emmylou & Co. in The Domain
Wir sind dann zurück in den Hyde Park, um dort auf der grossen Bühne verschiedene Sänger, eine Burlesque-Tänzerin und Akrobaten zu sehen. Da der "Essbereich" vollkommen überfüllt war und man sich in einer langen Schlage hätte anstellen müssen, haben wir uns entschieden, zu einem Japaner zu gehen, bevor es zur Domain ging. Der Japaner konnte lecker kochen und so sind wir dann über Macquarie Street Richtung Domain gezogen. Interessant war, dass auf der Veranda und dem darüberliegenden Balkon von "The Mint", wo letztes Jahr ein Blasorchester sein Können unter Beweis gestellt hatte, dieses Jahr eine Trommelgruppe stand. Die Gruppe muss aber noch viel grösser gewesen sein! Am Martin Place standen zwei grosse Trommeln und am alten Krankenhaus standen auch Trommeln. So wussten wir dann später auch, wo die anderen Trommler gewesen waren, die bei dem "Trommelzwiegespräch" dabei gewesen sind. Immerhin hörten die Mint-Trommler zwischendurch auf und man hörte Trommeln in der Ferne. In Domain spielte erst noch ein DJ auf. Als wir dann ein Fleckchen für uns gefunden hatten und unsere Picknick-Decke ausgebreitet hatten, kam dann - extra aus Alabama, USA angereist - Emmylou Harris and her Red Dirt Boys auf die Bühne. Sie muss in der Country & Western-Szene ein Weltstar sein. Lutz fand die Musik zu ruhig und ich fand Emmylou's Stimme streckensweise zu schrill. So haben wir uns auf den Heimweg begeben. Vorbei bei den Pennern, die inzwischen auch begonnen hatten, Strassenmusik zu machen. So gut, wie der "Guitar Hero" Tom, der in Pitt Street "Spanische Gitarre" gespielt hatte, waren sie aber bei weitem nicht. Am Chifley Square gab es noch eine Polynesische Truppe. Die einen machten Musik und die anderen dazu Kokosnüsse mit Macheten auf. Das war noch lustig. Aber der DJ direkt danach hatte seine Hausaufgaben für den Soundcheck nicht gemacht. Der Bass dröhnte zu sehr von den Häusern zurück und wir haben uns - die Äpfel der Polizeipferde umschiffend - auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Für mich interessant war, dass alle Polizeipferde statt Hufeisen Hufschuhe trugen. Vielleicht sollte ich beim nächsten "Treffen" mal so einen beritten Polizisten fragen, ob Eisen zu glatt auf dem Asphalt sind oder ob die Pferde einfach nur unbeschlagen sind und dadurch bei Einsätzen Hufschuhe tragen. Lutz hat ja sowieso seine eigene Meinung von Pferden in (grossen) Menschenmengen. Ich denke, wenn Pferde ordentlich gegen alle möglichen Widrigkeiten trainiert werden, dann Polizeipferde. Aber wenn die Polizisten nicht auf sich aufmerksam gemacht hätten, hätte man überhaupt nicht mitbekommen, dass man von Pferden auf Leistetretern verfolgt wurde....
Polynesisches am Chifley Place
Nach einem gemütlichen Frühstück auf dem Balkon ging es dann Sonntagvormittag wieder zum Broadway Shopping Centre - den allerersten Urlaub seit fünfzehn Monaten ausserhalb von Australien zu buchen. Ab dem 20. Januar geht es für eine Woche nach Fiji. Da das Wetter gut war, sind wir anschliessend noch was durch Glebe gebummelt, haben im Brennan Park gegammelt und nach dem Abendessen war das Wochenende ja auch schon so gut wie wieder vorbei.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen