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Montag, 13. September 2010

Tierchen und andere(s)


Durch den Besuch von Markus und Maren hatte nicht nur Lutz auf der Arbeit mit Markus viel zu tun. Auch ich war das eine oder andere Mal mit Maren unterwegs.

Aber die Woche begann erstmal mit Lutz´s und meinem Jahrestag und so gab es dann zum Abendessen ein romantisches Candlelight Picknick in der Oyster Bay. Einzig das Gebrumme des Tankers bei Shell eine Bucht weiter störte.
Am Dienstag bin ich mit Maren mit der Fähre nach Manly gefahren. Dort gab es wichtiges zu sehen: Manly als solches, den Strand, nebenan der Shelly Beach, die „Oceanworld Manly“ und … der Aldi dort. Wenn man in Deutschland bei der Konkurrenz arbeitet, macht sowas neugierig. Ausserdem wurde auch der rock pool zwischen Manly Beach und Shelly Beach noch inspiziert. Das Wetter war zwar schön sonnig, aber der Wind pustete ordentlich, so dass wir relativ schnell in der Oceanworld verschwunden sind. Dort ist die Hauptattraktion der Tunnel unter Wasser, der einmal rundgeht. Wie auf einem Karussell schwimmen dort Fischschwärme und riesige (aber auch kleinere) Rochen ihre Runden. Welse hängen überall „ab“ und Haie „dümpeln“ herum. Ausserdem gab es dort auch Taucher. Man kann dort einen Tauchgang „unter Haien“ buchen. Also, ich muss schon sagen, die Haie und die grösseren Rochen, das waren schon Oschies!! Als wir fast durch waren, kam eine Gruppe an, die an einer Führung teilnahmen. Da haben wir aber reichlich blöd geguckt, wie wir dort mithören konnten, dass durch das Glas die Fische verkleinert würden und in Wirklichkeit einiges grösser seinen! Bitte?! Noch grösser?!? Wahnsinn! Oben gab es einen Zylinder, der einen Teil des Great Barrier Reef nachstellte. Von den Korallen und Seesternen und Fischen war das so bunt im Wasser. Maren und ich hatten sowohl unten im Tunnel als auch oben versucht, die Fische zu fotografieren. Aber die sind so wahnsinnig schnell, da hat es schon eine Weile gedauert, bis wir halbwegs ordentliche Bilder hatten. Einen Paul gab es auch. Ehrlich gesagt wissen wir nicht, ob die Krake Paul oder Paula war. Aber sie schien Maren und mich mehr zu mögen als eine andere Frau. Wir konnten so viele Bilder von der Krake machen, dass Lutz nachher schon fragte „Wieviele haste denn noch gemacht??“. Aber die Frau flippte regelrecht aus, dass es ihr nicht gelang, gute Bilder zu machen…
Während Dienstagabend für Lutz und Markus Geschäftsessen anstand, hab ich mich dann Mittwoch ums Abendessen gekümmert: Wir hatten Markus und Maren eingeladen. Zum „Australischen Abend“ mit Steak und Maiskolben und so. Eigentlich hätten wir grillen müssen. Aber bei dem Wind wären uns die Steaks vom Grill geweht. Beziehungsweise der Grill wäre auch nicht angegangen…
Der Donnerstag und Freitag war dann wieder mehr unspektakulär.
Haka am Dienstag am Circular Quay
Aber ich musste Freitag noch eine Runde durch Crows Nest drehen: Ein Paket bei der Post abholen und im Woolie vorbeischauen. So als Deutsche, die noch ein wenig preussisches Blut in sich führen, mag man ja von den Australiern und ihrer Gemütlichkeit und Ansicht der Dinge denken was man will. Aber für ihre Gemeinschaft machen sie wirklich viel! Man kümmert sich gemeinsam um „ein besseres Leben in Australien“. Dazu gehört auch, dass man sich häufig ehrenamtlich betätigt oder auch, dass noch viele Leute, die eigentlich ehr unter „Rentner“ laufen würden, und auch behinderte Leute arbeiten gehen. Freitag war so ein Tag: Sowohl bei der Post als auch im Woolie wurde ich von Behinderten bedient. Die arbeiten vielleicht einen Tick langsamer, aber dafür umso genauer! Und trotz allem kann Australien auf eine relativ geringe Arbeitslosenrate stolz sein.
Eine Frage, die Lutz und mich diese Tage beschäftigt, ist, ob wir in unserer Wohnung bleiben können. Denn immerhin haben wir nur einen Jahresvertrag. Momentan bemühen wir uns, dass der Makler, über den wir die Wohnung haben, den Eigentümer kontaktiert, ob wir noch länger hier wohnen bleiben dürfen. Ein Umzug mit den paar Sachen und Möbeln, die wir haben, wäre keine grosse Sache. Aber Umzüge sind immer lästig, oder?

Am Samstag sind wir – wie könnte es anders sein – wieder zum Fischmarkt gefahren. Zusammen mit Markus und Maren, die abends wieder zurück nach Deutschland flogen. Prima, dass das Wetter toll war, so dass wir wieder draussen sitzen konnten.
Später haben wir die beiden in der Stadt rausgelassen, damit sie noch auf den Sydney Tower konnten. Wir sind weiter gefahren nach Wooloomooloo. Lutz macht ja gerne den Witz „Wieviele os sind in Wooloomooloo?“. Das liegt direkt rechts neben The Domain und dem Botanischen Garten. Wir hatten unsere Picknick-Decken dabei. Da tolles Wetter war, haben wir uns an Mrs Macquaries Point ans Wasser gelegt und das Treiben der Boote und Schiffe im Hafen und der Touris um uns herum beobachtet. Oder wir haben gedöst. Herrlich!
Da unser Auto ja in Woolloomooloo stand, fiel Lutz ein, dass Dean ihm mal Harry´s Café de Wheels (harryscafedewheels.com.au‎), einen Imbiss, gezeigt hatte. Dort sind wir dann irgendwann, als wir genug gelegen hatten, hingeschlendert. Die Spezialität ist der „Tiger“. In Australien werden ja gerne kleine Pasteten gegessen. Und so ist der Tiger eine Pastete, worauf man Kartoffelpüree macht, dort hinein eine Kuhle macht, darein Erbsenpüree füllt und dort wieder eine kleine Kuhle macht, um dort Bratensosse einzufüllen. Ist nicht Lutz´s Fall. Der hat sich über einen Hot Dog gefreut. Aber ich musste das mal ausprobieren. Die Füllung der Pastete war was pfeffrig. Aber ansonsten fand ich es schon ok, auch wenn ich mir normalerweise auch nichts aus Pasteten mach. Das war ganz nett dort bei Harry´s Café: Es gab einen ziemlichen Andrang. Und wenn man sein Essen hat, setzt man sich nebenan auf Holzbänke und schaut mit allen anderen Essenden nebeneinander auf´s Wasser.
Dass Russell Crowe nicht vorbei kam… Laut Dieter wohnt der ja dort irgendwo.
Wir sind anschliessend nach nebenan nach Kings Cross gegangen. Nachts möchte man dort nicht sein. Aber tagsüber ist es schon ok. Wir hatten unseren Spass, als wir durch die Victoria Street gingen. Dort sind viele Unterkünfte für Backpacker. Und was wir bisher vom Backpacker-Leben wussten, war ja nicht sooo prickelnd. Die Leute leben irgendwo am Existenzminimum und schauen sich so Australien an. Entsprechend runtergekommen sahen die Unterkünfte schon von aussen aus. Und auf der Strasse „blühte“ der Automarkt. Dort konnte man für mehr oder weniger wenig Geld einen mehr oder weniger fahrbaren Untersatz kaufen. Es war schon interessant und ein weiteres Mal mussten wir feststellen, dass das nichts für uns wäre. Allein schon, dass wir keine Anfang zwanzig wie die meisten Backpacker sind. Aber auch sonst nicht.

Abends ging es dann „ordnungsgemäss“ in eine Kneipe. Immerhin stand das Rugby-Spiel der besten Mannschaften der Welt, Australien : Neuseeland, an. Und wenn, man aus welchen Gründen auch immer, es nicht ins Station schafft, ist eine Kneipe genau die richtige Lokalität, um das Spiel zu verfolgen. Als wir im Union Hotel, was bei uns nur die Strasse hoch und dann eben rechts ist, ankamen, führten die All Blacks, die Nationalmannschaft Neuseelands, gerade ihren Haka aus. Das ist ein Kriegstanz der Māori – hier zur Einschüchterung der Wallabies, der Nationalmannschaft Australiens – den die All Blacks wohl vor jedem Spiel tanzen. Ein wenig scheint es sogar geholfen zu haben. Denn nachdem Australien ganz lange Zeit mit riesigem Abstand führte, konnten die „Kiwis“ dann doch soweit aufholen, dass sie letztendlich mit zwei Pünktchen mehr gewonnen haben.

Sonntag sind wir dann ein wenig nördlich nach Somersby gefahren. Dort ist der Australian Reptile Park. Und auch wenn man schon einige Tierparks und Zoos gesehen hat, kann man dort ruhig auch noch hingehen. Wir hatten uns aus dem Programm zwei Shows ausgesucht, die wir gerne sehen wollten: Die Reptile Show um elf und die Dingo Show um Viertel nach drei. Ich hatte ja schon bedenken, nachdem Maren und ich in einer halben Stunde in der Oceanworld alles gesehen hatten (ohne Fotosessions), wie wir die Zeit dazwischen rumkriegen sollten. Aber es gab so viel zu sehen und eine Show jagte die nächste. Da konnte keine Langeweile aufkommen. Das ist schon wirklich nett gemacht. Viele (australische) Tiere, die man unangenehm findet und die tatsächlich gefährlich sein können, wurden vorgestellt. Nach den Shows hatte man dann nur noch Respekt vor den Tieren, aber keine Angst, da die Tiere vorgeführt und ihre Verhaltensweisen erklärt wurden. Ausserdem, was besonders bei den Reptilien und den Spinnen wichtig ist, wurde erklärt, was man zu tun hätte, wenn man so einem Tierchen begegnet. Da kann man sich anschliessend mit einem ganz anderen Gefühl durch Australien bewegen.
Ausserdem beteiligt sich der Reptile Park an einem Giftprogramm. Wenn man zuhause eine Spinne fängt, kann man sie im nächsten Krankenhaus abgeben. Das leitet die Spinne an den Park weiter, wo wiederum Gegengifte hergestellt werden. Natürlich ist man nicht an harmlosen Spinnen wie die Huntsman interessiert. Lutz meinte schon, dass wir uns davon ruhig eine halten sollten, da sie Kakerlaken fressen. Na ja… Der Park ist mehr an Spinnen wie die redback spider (Rotrückenspinne) oder funnelweb spider (Trichternetzspinne) interessiert, um die Gegengifte herstellen zu können. Ach ja, redbacks gab es genug hinter der Werkstatt, wo ich gearbeitet hab. Und von der funnelweb haben wir die Netze auf Fraser Island zuhauf gesehen. Die Spinne, die wir in der Küche hatten, war ja eine Huntsman. Hätten wir damals schon gewusst, was wir jetzt wissen… Wir hätten sie nicht eingesaugt… Auch wenn wir ja bisher „gerademal“ fünf Kakerlaken in der Bude hatten. Als Kammerjäger hat man in Australien eine rosige Zukunft.
Das Leben der Tiere im Park kann man durch Patenschaften mitfinanzieren.
Jeder Cent, der nicht zur Erhaltung des Parks und Unterhaltung der Tiere gebraucht wird, geht an ein Programm, das den Tasmanischen Teufel retten soll. Die Tiere auf Tasmanien leiden an unheilbaren Gesichtstumoren.
In dem Tierpark gab es auch noch – ganz australisch – Picknick-Wiesen und Grillecken. Das war alles schon sehr gemütlich. Man guckte sich hier Tiere an, machte da ein Picknick, guckte sich wieder Tiere an (hatten die da grosse Rainbow Lorikeets!!), sah sich eine Show an, schaute sich Blumen an, wieder eine Show. So ging die Zeit fast rum wie im Flug. Das Nickerchen, wofür wir extra eine Decke mitgenommen hatten, haben wir völlig vergessen.
Dann wurde angeboten, dass man sich zusammen mit einem Tier fotografieren lassen konnte. Mit einer Python, anderen Schlangen, einem Baby-Krokodil, mit einem Wombat oder Koala ODER einem Dingo. Da wir ja seit Fraser Island eine Menge von Dingoes wussten, waren wir sehr erstaunt. Das wollten wir aber trotzdem machen! Tja, leider waren wir die fünften in der Reihe, die das wollten. Als wir dann mit dem Dingo zusammen auf der Bank sassen, hatte der die Faxen dicke und wurde aggressiv. Aus Sicherheitsgründen hat man den Dingo dann wieder in sein Gehege gebracht. Koalas haben ja auch meist ziemlich schnell keine Lust mehr auf die Rumknipserei. Bei denen äussert sich das aber nicht so „lebendig“. Aber wenigstens können wir jetzt sagen, wir haben mal einen Dingo „gepettet“ (gestreichelt).
"Wir entwurmen zusammen."
Später bei der Dingo-Vorführung wurde uns erklärt, dass Dingoes nie als Haustiere gehalten werden könnten, zu stark wäre der Drang „nach oben“ – ein Dingo will Chef sein. Zuerst wären die Haustiere dran, dann müssten sich die Kinder unterordnen und dann auch Mutti und Vati. Andererseits gelangen inzwischen aber immer mehr Farmer zu der Einsicht, dass Dingoes für das ökologische Gleichgewicht ja doch sinnvoll sind und nicht mehr getötet werden sollten. Somit erleben die Dingoes quasi eine Rehabilitierung.
Auch wenn der dusselige Dingo keinen Bock mehr hatte, sich mit uns fotografieren zu lassen, war der Tag alles in allem doch sehr schön!

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