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Dienstag, 21. September 2010

Eipotts und Flugzeuge

Die Woche fing damit an, dass ich ein Jahr älter wurde. Bäääh! Lutz hat alles gegeben, dass ich einen schönen Tag hatte: Er hatte das herrlichste Sommerwetter bestellt, was es dann auch gab, wir haben gemütlich gefrühstückt und ich bekam Geschenke, abends waren wir im Lavender Blue in North Sydney lecker dinieren und noch auf einen „Verdauungsspaziergang“ am McMahons Point. Das ist abends dort sehr schön, da man über das Wasser hinweg die erleuchtete Skyline von Sydney vor sich hat, inklusive Harbour Bridge und dem Opernhaus. An dem Abend flogen unzählige Flughunde oder richtige Fledermäuse um die beleuchtete Harbour Bridge rum. Wegen des schönen Wetters waren wohl alle Insekten an der Beleuchtung unterwegs. Somit hatten auch die Fledermäuse ein Festessen.
Ja, bei seinem Geburtstagsgeschenk hat Lutz sich wohl Gedanken zu meinem Berufshausfrauendasein gemacht und hat mir im „Apfel-Geschäft“ einen „Eipott“ gekauft. Ich hab mich riesig gefreut! Ich hatte schon häufiger in Geschäften, die sowas anboten, an diesen Probiergeräten rumgespielt und der alte MP3-Spieler wollte auch nicht mehr so richtig. Ausserdem, meinte Lutz, würde mir „die richtige Mucke auf den Ohren fehlen“, damit ich beim Laufen mit ihm mithalten könnte. Harrr harrr harrrrrr… Ich lauf zwar noch immer wenig mit Musik auf den Ohren, aber ansonsten freu ich mich, dass ich, wenn ich allein unterwegs bin, wieder Unterhaltung hab.

Dienstags war entgegen dem Wetter vom Vortag Weltuntergangsstimmung. Es goss und goss und goss den ganzen Tag. Unglaublich!
Ausserdem kam Vince nachmittags vorbei. Er ist von der Immobilienfirma, die unsere Wohnung für unsere Vermieter verwaltet. Nachdem er die Wohnung gesehen und Notizen und Bilder gemacht hatte, versicherte er mir da schon, dass es kein Problem sein würde, dass der Mietvertrag verlängert würde. Zwei Stunden später rief er an, er hätte auch die Bestätigung unserer Vermieter und würde uns den neuen Vertrag zuschicken. Ja, prima! Da sind wir diese Sorge ganz schnell losgeworden. Wir müssen uns erstmal keine neue Bleibe suchen, sondern bleiben noch mindestens ein Jahr in der Hazelbank Road zu Wollstonecraft wohnen.

Am Donnerstag wurde ich kurzfristig aus meinem Hausfrauendasein gerissen: Auf der anderen Strassenseite im Park baute ein Fernsehteam alles mögliche auf. In der Ecke an der Kreuzung vor unserem Haus standen Kameraleute, Regisseur und andere und ein Moderator wanderte gut zwei Stunden lang immer mit anderen Anmoderationen auf die Kamera zu. Irgendwann stellte sich heraus, dass es Scott Cam von The Block war. Ich fand´s relativ spannend, worüber Lutz sich später wiederum lustig machte. The Block ist eine DIY Show (do it yourself show), sprich eine Sendung für Häuslebauer und ähnliche. Na ja, sonst passiert in der Hazelbank Road halt nicht so viel…

Samstagmorgen haben wir den Fischmarkt ausfallen lassen müssen!! Unglaublich, aber wahr!! Wir hatten Karten für eine Flugschau in Williamtown nördlich von Newcastle. Und es war ausgesprochen gut, dass wir schon so früh da waren. Es war zwar wieder super organisiert wie alle Veranstaltungen, bei denen wir bisher in Australien gewesen sind, aber es war auch richtig was los! Ausserdem musste man vom Parkplatz aus über die Rollbahnen auf das Gelände. Ab mittags waren die Rollbahnen bis spät nachmittags gesperrt und man hätte nur mit einem shuttle bus wieder zum Auto gekonnt. Aber immerhin…
Es waren unglaublich viele Flugzeuge ausgestellt. Da es ja der Stützpunkt der RAAF, der Royal Australian Air Force, war, waren es fast ausschliesslich militärische Flugzeuge. Oft standen daneben deren Piloten, die umfassend die Fragen aller Neugierigen beantworteten. Oder man konnte die ganz grossen Maschinen auch von innen besichtigen. Wie gut, dass Lutz und ich das schon in Illawarra mal gemacht hatten! Es war unglaublich!! Überall standen die Leute in Schlangen: Vor den Flugzeugen, vor den Ess- und Getränke ständen, vor den Toiletten… Aber der gemeine Australier ist anstehen ja gewohnt, hält das ausgesprochen lange durch und wird nie ungeduldig oder drängelt sich gar vor.
Wir waren auch noch halbwegs mit Dean und Leanne dort verabredet. Mit den beiden sind wir dann durch die Hangars gezogen und haben uns dort die Stände und deren Angebote angeschaut. Irgendwann wollten die beiden wieder auf die andere Seite der Rollbahn, um sich von dort aus das Flugprogramm anzuschauen, so dass sich unsere Wege wieder trennten. Wir sind im Getümmel geblieben und haben es uns mit den anderen auf der Wiese neben der Rollbahn gemütlich gemacht. Das war wieder richtig australisch: Jeder hatte „cheap chairs“ (billige Klappstühle) oder eine Picknickdecke und eine Tasche/Rucksack/Kühltasche mit Proviant dabei.
Dann begann das Programm. Alle möglichen Flugzeuge in allen möglichen Grössen und für alle möglichen Zwecke wurden vorgeflogen. Zwischendurch war mal kurz Pause, da die Rollbahn unter anderem auch noch zum Regionalflughafen Newcastle gehört und man ein paar Passagierflugzeuge durchlassen musste. Dann ging es weiter. Es gab einen Pas des Deux mit zwei Helikoptern, Formationsflüge, Kunstflüge und sowas wie eine „Leistungsschau“ – es schien, als wenn die Piloten alles aus den Flugzeugen rausholen und uns deren Leistungsfähigkeiten vorführen würden. Die Formationsflüge waren sagenhaft und teilweise atemberaubend, weil man von unten teilweise dachte „Ups! Gleich krachen sie zusammen!“. Das ist glücklicherweise nie passiert und Lutz und ich haben schon gelästert, dass die Lories sich bei den Piloten noch was in Sachen Formationsflug abgucken könnten, so wirr wie die „kleinen Biester“ manchmal fliegen.
Ein Flugbild war, dass fünf unterschiedliche Flugzeuge das flogen, was man selten am Himmel, aber dafür häufig auf Schultern, Oberarme oder Waden tätowiert sieht: Das Kreuz des Südens.
Insgesamt war es schon eine sagenhafte Vorstellung! Man darf gar nicht daran denken, was mit diesen technologischen Meisterleistungen alles angerichtet werden kann!

Irgendwann waren die Flugvorführungen vorbei und man hatte noch gut eine Stunde Zeit, bis das Gelände geschlossen wurde. Das war auch gut so. Denn erstmal sind schon mal viele losgestürmt, um zu ihren Autos zu kommen, da kurz die Rollbahn für die Fussgänger frei war und ausserdem konnten Lutz und ich uns noch den Rest anschauen. Sehr nett waren die Welpen der Hundestaffel, die man zeigte. Und natürlich gab es noch immer Piloten, die bereitwillig Rede und Antwort zu ihren Flugzeugen standen. Zu Lutz´s Freude gab es auch eine Ecke mit Modellflugzeugen und –hubschraubern. Der Anblick, wie die Modellhubschrauber durch den Himmel wirbelten erinnerten Lutz und mich an Walter aus der Monheimer Turnhalle. Alle anderen Zuschauer waren ehr erstaunt, dass so verrückte Manöver geflogen werden können. Na ja, mit einem Modell halt…
Nachdem wir uns noch eine kleine Abschlussparade angeschaut haben, war es auch an der Zeit, sich auf den Weg zum Auto zu machen. Da aber - wie häufig in Australien - nur EIN Weg vom Flughafen wegführte, konnten wir uns auch nur beim Stau hinten anstellen und warten, bis wir auf der Hauptstrasse waren. Aber von da an ging es gut weiter.
Es gab sogar Handwaschstellen -
zeitweise sogar mit Wasser
Unterwegs – es war schon dunkel – rief Dean an, ob wir gut nach Hause gekommen wären. Hä? Wir sind noch unterwegs!! Ja, aber wir wollten doch den nächsten Morgen in Urlaub fliegen. Sie (Dean & Leanne) wären schon gegen fünf Uhr wieder daheim gewesen. Dean war dann auch sehr beeindruckt, dass wir zuhause nur schnell was essen würden, packen, noch ein wenig auf die Couch und dann ab ins Bett, um am nächsten Morgen gegen acht schon wieder auf dem Weg zum Flughafen zu sein. Organisation ist halt das halbe Leben. Hat alles wunderbar geklappt und Sonntagmorgen, während die ersten Marathonteilnehmer über die Harbour Bridge trabten, fuhren wir mit der Bahn gen Urlaub.

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